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Feuchtgebiete in der Wiener Vorstadt. Caroline (Martina Ebm) trifft sich mit Bertram (Lucas Gregorowicz), einem Geschäftsfreund ihres Mannes.

© ARD/ORF

Neue ARD-Serie "Vorstadtweiber": Kennen Sie Dildo?

„Wenn Massa mich suchen, ich auf Plantage.“ Die ARD entdeckt mit „Vorstadtweiber“ das Thema Erotik für die Primetime und lässt dabei wenige Klischees aus.

Mal Lust auf einen etwas anderen Frauenabend? Persönlich, diskret, aufregend? Dann herzlich willkommen bei der neuen ARD-Serie „Vorstadtweiber“. Am Dienstagabend, wo Fritz Wepper in „Um Himmels willen“ normalerweise göttlichen Beistand braucht, lässt das Erste nun fünf frustrierte Wiener Hausfrauen auf die Zuschauer los, die sich, allesamt Ehefrauen erfolgreicher Geschäftsleute, ihre Langeweile gerne mal mit Sextoys-Party und Prosecco vertreiben.

Da ist die scheue Maria (Gertie Drassl), die Stress mit ihrer grantelnden Schwiegermutter Anna (Gertrud Roll) hat. Diese trauert noch immer der freien Liebe nach und weiß nicht, wer der Vater ihres Sohns Georg (Juergen Maurer) ist, der eine Affäre hat mit einem Minister. Indes schläft Simon (Johannes Nussbaum), der 17-jährige Sohn von Maria (die sich wiederum einen Callboy angelt) und Georg, mit seiner Latein-Nachhilfelehrerin Waltraud (Maria Köstlicher). Deren Mann Josef (Simon Schwarz) hat, bevor er zu Tode kommt, ein Verhältnis mit Nicoletta (Nina Proll), deren Boutique ausgeraubt wird, woraufhin sie von ihrem schwulen Freund Francesco (Xaver Hutter) mit Hehlerware versorgt wird. Hadrian (Bernhard Schir) fühlt sich mit seiner jüngeren Gattin Caroline (Martina Ebm) so alt, wie er gar nicht ist. Er weiß nicht, dass seine Frau eine Affäre mit seinem besten Freund Bertram (Lucas Gregorowicz) hat.

Alles klar? Für das dramatische Personal dieser Serie bräuchte es eine große Tafel wie im Fernsehkrimi, wo alle Verdächtigen und ihre Bezüge untereinander draufgepinnt sind. In „Vorstadtweiber“ treibt es so gut wie jeder mit jedem, jeder wird irgendwie hintergangen, die grundlos-grundfrivole Stimmung macht es einem ziemlich schwer, dem Ganzen mit Interesse zu folgen.

Aus Österreich ist man eigentlich Gutes gewohnt

Vorbild, auch in der horizontalen Erzählweise, sind wohl die „Desperate Housewives“. Die US-amerikanische Erfolgsserie lieferte bei allem Leichten und Frivolen eine gewisse Abgründigkeit, die die Geschichten der vier Vorstadt-Nachbarinnen und Freundinnen über acht Staffeln und mehrere Katastrophenepisoden am Laufen hielt.

Schade, aus Österreich ist man beim Fernsehprogramm Gutes gewohnt, siehe den „Tatort“ mit Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser oder Filme mit Josef Hader. So lange wie die „Housewives“ werden es die „Vorstadtweiber“ auf diese Weise nicht machen, auch wenn die Serie in unserem Nachbarland ein Straßenfeger gewesen sein soll. Da helfen keine Burgschauspieler, keine politischen Skandale um einen Autobahnerweiterungsbau und Grundstückskäufe, da kann sich ARD-Programmdirektor Volker Herres beim Trommeln für diese Serie noch so sehr ins Zeug legen: „Unschlagbar sind der Humor und die scharfe Ironie.“ Fakt ist, es wird kaum ein Männer-Frauen-Klischee ausgelassen. Zitat der Kaffee kochenden Ehefrau zu ihrem Mann: „Wenn Massa mich suchen, ich auf Plantage.“

Bleiben Dildo-Partys, viel Reizwäsche und deftige Sexszenen. Aber dafür muss man jetzt nicht unbedingt um 20 Uhr 15 den Fernseher einschalten.

„Vorstadtweiber“, zehn Folgen, ab Dienstag, ARD, 20 Uhr 15

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