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Das war’s. Zuletzt hatte der „Merkur“ eine Auflage von 64 000 Exemplaren. Foto: dpa

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Neue Heimat: Schatzkästlein aus Hamburg

Aus für „Rheinischen Merkur“. Ab 2011 erscheint das katholische Blatt für Abonnenten als „Zeit“-Beilage.

Nun ist es endgültig: Der „Rheinische Merkur“ wird in seiner derzeitigen Form als selbstständige katholische Wochenzeitung eingestellt. „Die Gesellschafter sehen sich gezwungen, in ihren Aktivitäten die ökonomische Balance zu halten und auf besonders zuschussträchtige Engagements zu verzichten“, teilte die katholische Bischofskonferenz am Dienstag in Bonn mit. „Daher wird der ,Rheinische Merkur‘ in seiner jetzigen Form nicht weitergeführt.“ Um wenigstens den „publizistischen Markenkern“ zu erhalten, werde man künftig mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ zusammenarbeiten. Nur die bisherigen Abonnenten des „Merkur“ werden laut Mitteilung ab Januar die „Zeit“ mit einer sechsseitigen Beilage erhalten. Sie wird nicht der Gesamtauflage beigefügt.

Der Chefredakteur des in Bonn ansässigen „Rheinischen Merkur“, Michael Rutz, hat das Konzept bestätigt. Ab dem kommenden Jahr solle eine Gruppe von Redakteuren die Beilage für die „Zeit“ produzieren, die unter dem Namen „Rheinischer Merkur. Christ + Welt“ firmiere. Das Produkt werde „ein Schatzkästlein geistiger und geistlicher Inhalte rund um das große Thema der Religionen“ sein, sagte Rutz. Zugleich gestand der Chefredakteur zu, dass mit diesem Schritt „das Ende des selbstständigen ,Rheinischen Merkur‘“ besiegelt werde. Die Fachdienste „Funkkorrespondenz“ und „film-dienst“, die bisher beim Merkur-Verlag angesiedelt waren, bleiben unter dem Dach der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) als selbstständige Publikationen erhalten.

Der „Rheinische Merkur“ wird zu großen Teilen von deutschen Bistümern getragen, unter denen das Erzbistum Köln der wichtigste Anteilseigner ist, einen geringen Anteil hält die Bischofskonferenz. Inhaltliche Differenzen zwischen Bischöfen und Redaktion seien für das Aus des „Rheinischen Merkur“ nicht ausschlaggebend gewesen, betonte Rutz. Zwar habe es möglicherweise Bischöfe gegeben, denen der Kurs des Blattes zu liberal gewesen sei. „Ich glaube aber nicht, dass das Fragen sind, die am Ende den Ausschlag gaben.“ Im Vordergrund habe die Sorge gestanden, im umkämpften Printmarkt neue und jüngere Leserschichten zu erschließen. Nach Angaben des Chefredakteurs erhielt das Blatt zuletzt 2,5 Millionen Euro an jährlichen Zuschüssen von der katholischen Kirche.

Die Bischofskonferenz erklärte, mit der Kooperation wolle man die „Kernkompetenz“ der Wochenzeitung unter den gewandelten Bedingungen des Medienmarktes weitestgehend sichern. Die Entscheidung sei aufgrund des „erheblichen Zuschussvolumens“ der Gesellschafter und der gesunkenen Abonnentenzahl gefallen und bedeute keinen Rückzug der Kirche aus der Publizistik. Die „Zeit“ sei ein „journalistisch erstrangiger Partner“ für das Konzept. Bei den Mitarbeitern, die nicht weiterbeschäftigt würden, wolle man soziale Belange berücksichtigen und sich um neue Arbeitsplätze bemühen.

Laut Rutz sind von der Einstellung des 1946 gegründeten „Merkur“ 47 Mitarbeiter betroffen, davon 20 in der Redaktion. Er gehe davon aus, dass für die „Zeit“-Beilage künftig noch „sechs oder sieben Redakteure“ tätig seien. Ein Konzept solle in den kommenden Monaten erarbeitet werden. Die Auflage des katholischen Wochenblatts ist in den vergangenen Jahren stetig gesunken. Im zweiten Quartal 2010 verkaufte der „Rheinische Merkur“ etwa 64 000 Exemplare, im Vergleichszeitraum des Jahres 2005 waren es noch 98 000 Exemplare. dpa/meh

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