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Unbekümmert. Instagram-Chef Kevin Systrom zeigt sein Foto.

© REUTERS

Neue Nutzungsbedingungen bei Instagram: Widerspruch zwecklos - nur abmelden hilft

Facebook-Partner Instagram greift auf das Foto-Material der Nutzer zu. Die protestieren heftig. Werden jetzt private Urlaubs- und Intimfotos in der Werbung verwendet?

Es geht schnell und einfach. Handy raus, Foto schießen, bearbeiten, mit der App im Netz hochladen und mit seinen Freunden teilen. Mehr als 100 Millionen Menschen nutzen Instagram, mehr als 150 Millionen Bilder haben sie über den Dienst bereits gepostet. Beliebt ist Instagram auch deshalb, weil es kostenlos ist – doch bekommen die Nutzer nun zu spüren, dass sie offenbar doch bezahlen müssen: mit ihren Daten.

Am 16. Januar will Instagram seine Nutzungsbedingungen ändern, die neuen Regeln wurden jetzt im Netz veröffentlicht. Sie lassen sich so interpretieren, dass Instagram künftig die Bilder der Nutzer verkaufen will – ohne sie zu informieren, an wen. Und ohne sie für die Verwertung zu bezahlen. „Instagram wird zur größten Fotoagentur der Welt“, heißt es beispielsweise auf der Website des Magazins cnet.com.

Zwar versichert Instagram, dass die Nutzer weiterhin die Rechte an ihren Bildern halten und sich auch an den Einstellungen zur Privatsphäre innerhalb des Dienstes nichts ändern wird. Doch strittig ist folgende Passage unter Punkt drei: „Der Dienst kann teilweise oder ganz von Werbeeinnahmen unterstützt werden. Um uns zu helfen, interessante bezahlte oder gesponsorte Inhalte oder Werbung zu platzieren, erklären Sie sich damit einverstanden, dass ein Unternehmen oder eine andere Einheit uns dafür bezahlt, Ihre Benutzernamen, Abbild, Fotos (zusammen mit allen anhängenden Metadaten) und/oder Aktionen, die Sie vornehmen, im Zusammenhang mit bezahlten oder gesponsorten Inhalten oder Werbekampagnen anzuzeigen, ohne jede Vergütung für Sie.“

Das dürfte bedeuten, dass werbetreibende Unternehmen auf die Bilder der Nutzer zugreifen können und dafür nicht etwa die Fotografen, sondern Instagram honorieren.

Hinter den Neuerungen steckt, dass sich Instagram für Facebook rechnen soll. Das soziale Netzwerk hatte den Fotodienst im Frühjahr für eine Milliarde US-Dollar gekauft. Facebook selbst steht seit dem Börsengang unter Druck und muss neue Quellen für Werbeeinnahmen erschließen. Und Instagram soll dabei nun offensichtlich helfen.

Instagram selbst hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert. Facebook-Sprecherin Tina Kulow dementiert jedoch, dass der Dienst zur weltgrößten Bildagentur für Werbekunden ausgebaut werden soll. „Instagram ist nicht im ,Fotoverkaufsbusiness‘“, sagte sie. Näher wollte sie sich nicht zu den Änderungen äußern, verwies jedoch darauf, dass die Richtlinien von anderen Diensten ähnlich seien.

Der Düsseldorfer Fachanwalt für IT-Recht, Michael Terhaag, hält die neuen Regeln für unvereinbar mit deutschem Recht. „Hier wird der Verbraucher unsachgemäß benachteiligt“, sagt Terhaag. Würde ein Nutzer klagen, weil Instagram seine Bilder nutzt oder weiterverkauft, sieht er für diesen „gute Chancen, in einem solchen Verfahren zu gewinnen.“

Die Nutzer selbst sind verunsichert, viele protestieren gegen die Änderungen. Quasi im Sekundentakt gingen am Dienstag beim Kurznachrichtendienst Twitter entsprechende Meldungen ein. „Ich werde Instagram nicht mehr nutzen“, postet ein Twitterer. „Abmelden“, empfahl ein anderer. Widerspruch gegen die neuen Richtlinien können die Instagram- Nutzer nicht einlegen. Wer sich bei Instagram einloggt, akzeptiert die neuen Regeln, schreibt die „New York Times“. Folglich gebe es nur eine Alternative: sich abzumelden. Fotos, die vor dem 16. Januar veröffentlicht wurden, sollen von der Änderung aber nicht betroffen sein.

Ein Trost dürfte das für die Nutzer kaum sein. IT-Rechtsexperte Terhaag rät deshalb: „Lieber zweimal überlegen, bevor ein Foto im Netz gepostet wird.“

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