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Neue Programmierung: Fußball im Auge

Die mangelnde TV-Berichterstattung über andere Sportarten steht in der Kritik. Vor allem die Freunde von Spitzen-Basketball, Handball und Eishockey sind besorgt.

Die ARD will bei der Fußball-Bundesliga-Berichterstattung neue Weg gehen. Ab der kommenden Saison soll in allen Dritten Programmen am Sonntagabend eine einheitliche Bundesliga-„Sportschau“ ausgestrahlt werden, ähnlich aufgezogen wie am Samstag, produziert vom WDR. Bislang hatte es sonntags in allen Regionalprogrammen eigene Sportsendungen mit Bundesliga-Berichten gegeben. Nun heißt es für alle: 20 Minuten Erste Liga, zwei bis drei Spiele, präsentiert von Reinhold Beckmann & Co. Was den Fußballfreund freut, wird Liebhabern von Spitzen-Basketball, Eishockey oder Handball ein Dorn im Auge sein. Sie befürchten, dass mit dieser sportlichen Programmreform Randsportarten in der breiten Berichterstattung noch mehr ins Abseits geraten.

Ein Kritiker der aktuellen Verteilung der Sendezeiten ist Frank Steffel (CDU), Mitglied im Sportausschuss des Bundestags und ehrenamtlicher Präsident der Handball-Erstligisten und Champions-League-Teilnehmers Füchse Berlin: „Die TV-Präsenz aller Sportarten, die nicht Fußball sind, halte ich für außerordentlich unbefriedigend. Es ist ein Skandal, wenn der Handballmeister zur besten Sendezeit 30 Sekunden bekommt.“ Von der Fernsehpräsenz hängen die Einnahmen im Sponsoring und der Zuschauerzulauf ab. „Die brauchen die Vereine, um weiter als Stützen des Breiten- und Jugendsports zu dienen“, sagt Steffel.

Steffels Vorschlag dürfte provozieren: ARD und ZDF zeigen maximal nur noch zwei große Fußballwettbewerbe (zum Beispiel Champions League) statt wie dieses Jahr fünf und widmen frei werdende Sendezeiten anderen Sportarten. „Die Senderverantwortlichen sagen mir, dass eine Wiederholung vom Fußball mehr Quote macht als ein anderer Sport live. Aber für die Quote allein erhalten die Öffentlich-Rechtlichen keine Gebühren.“ Beim Eishockey-Erstligisten Eisbären Berlin will man nicht in diese Kritik einstimmen. Fußball sei am beliebtesten, da „müssen wir uns an der Realität orientieren“, sagt Sprecher Daniel Goldstein. „Ich glaube, dass wir mit Vorschriften und der Einführung von Mindestsendezeiten nicht weiterkommen.“

Mit den Öffentlich-Rechtlichen hatten Vertreter der Eishockey-, Handball- und Basketballligen im Oktober eine neue Vereinbarung gefunden. Der Beschluss sieht vor, dass ARD und ZDF alle drei Wochen sonntags von einem Spitzenspiel der Sportarten berichten. „Um zu gewährleisten, dass die Sender ein attraktives Spiel bekommen, haben die drei Ligen ihre Spielpläne aufeinander abgestimmt“, erklärt Goldstein. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky sagte zur Einigung: „Wir freuen uns, in Zukunft häufiger über diese beliebten Ligen zu berichten.“

Aber ob das auch Woche für Woche im Soge der neuen Sonntags-„Sportschau“ gilt? Läuft im Fernsehen demnächst noch mehr Fußball? Noch ist nicht klar, um welche Uhrzeit diese „Sportschau“ der Dritten von der Saison 2013/14 an im RBB laufen wird und ob sich dann noch eine Sportsendung anschließt, die auch andere Sportarten im Blick hat, beispielsweise beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). „Der RBB hat noch nicht entschieden, zu welcher Uhrzeit die Sonntags-,Sportschau’ bei uns auf Sendung geht“, sagt Programmdirektorin Claudia Nothelle. Man wolle für die neue Sendung weder an der Startzeit der eingeführten Nachrichtensendung „RBB aktuell“ um 21 Uhr 45 rütteln noch die Berichterstattung über das Sportgeschehen in Berlin und Brandenburg insgesamt einschränken. „Bis zum Start der neuen Bundesliga-Saison im August 2013 werden wir eine gute Lösung finden.“

Nicht nur Handballfan Frank Steffel wird sich diese Lösung genau anschauen. Es werde sich kaum etwas daran ändern, dass der Fußball in den Berichterstattungen einen zu hohen Stellenwert einnehme, zulasten weniger bekannter Sportarten, die es ebenso verdienten, dem Publikum angemessen zugänglich gemacht zu werden; gerade von öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. An diesem Sonntag kommen zumindest mal die Freunde von Alba Berlin auf ihre Kosten. Spitzen-Basketball gegen Bayern München gibt es live ab 13 Uhr 15 – bei Kabel Eins. Der RBB-„Sportplatz“ berichtet darüber ab 22 Uhr 45, hinter der Fußballstrecke – Zweite Liga mit Berlin-Derby und Cottbus-Spiel.

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