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Foto: ARD

© ARD Degeto/Eyeworks Film Gemini/

Neue Schweden-Krimi-Reihe: Tote morden nicht

Dieses Mal darf eine Frau ran. "Maria Wern: Kripo Gotland" heißt die neue Krimi-Reihe aus Schweden, die am Sonntag in der ARD startet und die Untaten hiesiger Fernseh-Mörder in guter skandinavischer Tradition in den Schatten stellt.

Als das Massaker auf der norwegischen Insel Utöya am 22. Juli passierte, waren die Dreharbeiten zu der neuen Krimireihe „Maria Wern: Kripo Gotland“ längst abgeschlossen. Es ist also Zufall, dass das Verbrechen in dem Film ebenfalls auf einer Insel in idyllischer Landschaft spielt: auf der schwedischen Ostseeinsel Gotland. Doch wie in der Realität wirkt Mord vor einer reizvollen Kulisse auch im Fernsehen besonders bizarr.

Von diesem Kontrast lebte schon die Krimireihe „Der Kommissar und das Meer“ (ZDF). Auch die Reihe „Maria Wern“, die am Sonntagabend im Ersten läuft, macht sich den Kontrast zunutze. Beide Produktionen basieren auf Kriminalromanen (von Mari Jungstedt und Anna Jansson). Und selbst wenn Literaturverfilmungen naturgemäß selten die Komplexität der Vorlagen erreichen: Allein der Detailreichtum unterscheidet diese Filme von anderen TV-Krimis.

„Maria Wern“ erreicht das Niveau der Mankell-Adaptionen, doch im Gegensatz zu den Wallander-Filmen hat die neue Reihe einen großen Vorteil: Es macht weitaus mehr Spaß, der attraktiven Darstellerin Eva Röse bei ihren Ermittlungen zuzuschauen, als den zwar unterschiedlichen, aber stets ewig ähnlich unleidlichen Wallander-Darstellern. Der Rest ist Schwedenkrimi, wie man ihn schätzt: produktionstechnisch auf höchstem Niveau, subtil manipulative Bildgestaltung. Der Schein trügt in nahezu jeder Szene.

Gleich zu Beginn wird die Kommissarin von ihren verängstigten Kindern geweckt. Der Blick von draußen aufs Haus deutet an, dass das Grauen in der Nachbarschaft lauert. Auch das ist ein dramaturgisches Stilmittel, das Regisseur Erik Leijonborg, der alle sieben „Maria Wern“-Filme inszeniert hat, immer wieder aufgreift. Während man sich noch fragt, warum Drehbuchautorin Anna Fredriksson mehrfach von der Internet-Partnersuche eines Wern-Kollegen erzählt, gibt dessen erstes Date den Ermittlungen einen entscheidenden Schub.

Die Erzählweise ist mindestens so reizvoll wie der Fall selbst, der in guter skandinavischer Tradition die Untaten hiesiger TV-Mörder weit in den Schatten stellt. Die Geschichte beginnt mit einem Toten, der mit gemeuchelten Tieren in einem Baum hängt. Kurz darauf stirbt ein weiterer Mann, und auch die Frau, die Wern für die Mörderin hält, wird umgebracht. Eher obligat wirkt die private Ebene. Dass die verwitwete Beamtin mit einem Kollegen konfrontiert wird, mit dem sie vor Jahren auf der Polizeihochschule eine Affäre hatte, ist ein beliebtes Krimi-Versatzstück. Tilmann P. Gangloff

„Maria Wern - Kripo Gotland“,

Sonntag, ARD, 21 Uhr 45

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