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Seit zehn Jahren werden im deutschen Fernsehen die Kriminalfälle mit Kurt Wallander ausgestrahlt.

© ARD

Update

Neue Schweden-Krimis: Der lange Abschied von Kurt Wallander

In der ARD beginnt die dritte und letzte Staffel mit Krister Henriksson als Kommissar Kurt Wallander. Sie ist zugleich die stärkste. Die letzte Folge wurde auf den 12. Januar verschoben.

So erschöpft und ausgebrannt hat Kommissar Kurt Wallander nie zuvor ausgesehen. Weder in der Besetzung mit Rolf Lassgard noch mit Kenneth Branagh und schon gar nicht mit Krister Henriksson. Am Sonntag beginnt im Erstem die neue Staffel von „Mankells Wallander“, weitere Folgen strahlt die ARD zu Weihnachten und während der ersten Januartage aus. Die Wallander-Verfilmungen sind in Deutschland ebenso populär wie die Wallander-Romane. Die Fans des von Henning Mankell geschaffenen Kommissars aus der schwedischen Provinz wissen darum auch, was es bedeutet, dass es sich bei der dritten Staffel der WallanderKrims zugleich um die letzte handelt. Die letzte Folge "Abschied" wurde auf den 12. Januar verschoben, weil an dem ursprünglichen Ausstrahlungstag ein Doppel-"Tatort" läuft.

Von den drei Wallander-Darstellern war es gerade der pragmatische Krister Henriksson, der seine Fälle mit einer für die Figur ungewohnten Energie löste. Henriksson wirkte wie ein Gegenentwurf zu Rolf Lassgards Wallander, der erheblich stärker unter seiner Scheidung und der Entfremdung von seiner Tochter Linda gelitten hat und sich allein schon äußerlich viel stärker gehen ließ als der von Henriksson dargestellte Kommissar aus der schwedischen Kleinstadt Ystad. Und auch Kenneth Branagh, der Wallander auf eine unverwechselbar melancholische Art darstellt, steht mehr in der Tradition der Lassgard-Filme.

Doch dieser Kurt Wallander, den Henriksson nun in der finalen Wallander-Staffel verkörpert, ist wahrlich vom Leben gezeichnet. Das Gesicht hat jede Spannung verloren, der Rasierapparat wurde offenbar ausgemustert, die Kleidung wirkt vernachlässigt: der ganze Wallander wirkt antriebslos.

Im Unterschied zu den Wallander-Krimis mit Lassgard und Branagh beruhen die Henriksson-Filme nur zum Teil auf den Romanen. Die meisten Stoffe hat Mankell speziell für diese Staffel verfasst. Das gilt nicht für den Auftakt. „Der Feind im Schatten“ ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans. Allerdings wird ein sehr gewichtiger Teil des Buches erst im Schlussteil der Staffel verarbeitet. „Abschied“ heißt die Folge, in der ein überragender Krister Henriksson das letzte Kapitel im beruflichen Leben des Kurt Wallander ausbreiten wird – allerdings erst am 5. Januar.

Zuvor gibt es mit „Der Feind im Schatten“ einen Thriller der Extraklasse. Wallanders Familie wird darin mit Fragen der nationalen Sicherheit konfrontiert. Die Ereignisse rufen neben der Polizei auch die schwedische Marine und die Sicherheitspolizei auf den Plan.

Vergleiche mit Stieg Larssons „Millennium-Trilogie“ sind durchaus angebracht, denn diese vielschichtige Geschichte geht weit zurück in die Vergangenheit, in der Olof Palme an der Spitze der schwedischen Regierung stand. Anfang der 1980er Jahr wurde ein feindliches Unterseeboot in den Schären vor Stockholm gesichtet. Die Marine ging mit Wasserbomben gegen den Eindringling vor, konnte jedoch nicht verhindern, dass das U-Boot entkam.

Am Ende wird ein Marinetaucher vermisst, dessen skelettierte Leiche nun dreißig Jahre später geborgen wird. Ausgerechnet von einem Fischer, der der mittlerweile betagte Vater des Vermissten ist. Kommissar Wallander übt sich derweil noch als Opa von Enkelkind Klara. Seine Tochter Linda hat den sympathischen Hans von Enke, den Sohn des ehemaligen U-Boot-Kommandanten Hakan von Enke geheiratet.

Der frühere Admiral bereitet sich gerade auf eine große Feier zu seinem 75. Geburtstag vor, als der Tote aus der Vergangenheit zu hektischer Betriebsamkeit von Politik, Geheimdiensten und Marine führt. Als Hakan von Enke plötzlich spurlos verschwindet, bittet seine Ehefrau Wallander um Hilfe.

"Der Feind im Schatten" mehr als eine Spionagegeschichte

„Der Feind im Schatten“ ist nicht einfach eine flotte und actionreiche Spionageschichte. Die Protagonisten des Kriminalfalls sind weder jung noch smart, trotzdem wird scharf geschossen und mit harten Bandagen gekämpft. Jeder hat seine Geheimnisse, und je länger die Wahrheit im Verborgenen bleiben musste, desto skrupelloser werden die Geheimnisse verteidigt. Doch genau darin liegt der Reiz für das Publikum, nämlich zuzusehen, wie die Fassade bei den netten Senioren bröckelt, bei Hakan von Enke (Sten Ljunggren) oder seinem amerikanischen Freund Erik Engelbreckt (Sten Elfström).

Henning Mankell hat übrigens weniger Probleme damit, dass Wallander aus dem Berufsleben ausscheidet. „Ich glaube, dass er für den Leser viel lebendiger war als für mich“, sagte der Schriftsteller, als „Der Feind im Schatten“ erschien. Mit der schwedischen Gesellschaft setzt sich Mankell immer noch auseinander, aber für Wallander ist die Zeit abgelaufen.

„Mankells Wallander: Der Feind im Schatten“, ARD, Sonntag, 21 Uhr 45. Weitere Folgen der Staffel am 22. und 26. Dezember sowie am 1., 2. und am 12. Januar um 21 Uhr 34 (sollte zuerst am 5.1. laufen, musste aber wegen des "Tatort: Franziska", der aus Jugendschutzgründen erst nach 22 Uhr laufen darf, um eine Woche verschoben werden)

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