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Medien: Nichts dazugelernt

Am Donnerstag musste ich in München per Kombi-Taxi mit einem großen, sperrigen Karton zu einem Fotoatelier fahren. Ziemlich mühsam, das Teil in den Laderaum zu bugsieren.

Am Donnerstag musste ich in München per Kombi-Taxi mit einem großen, sperrigen Karton zu einem Fotoatelier fahren. Ziemlich mühsam, das Teil in den Laderaum zu bugsieren. Immerhin, der Taxifahrer öffnete die Heckklappe eigenhändig. Im Atelier: Der Fotograf war zunächst ein wenig misslaunig, weil ich ihn bat, innerhalb des Auftrags (8000 Euro) zusätzlich eine kleine Papiertragetasche abzulichten. Ein Affront, zweifelsohne. Am Nachmittag rief mich die Anzeigendame einer bayerischen Regionalzeitung an. Sie könne die gebuchte Anzeige für das private Seniorenheim nur neben die Todesanzeigen stellen. Tags drauf schickte mir ein Kunde das Ergebnis einer Händleraktion: Wir hatten Juwelieren vorgeschlagen, preisgünstigen Sommerschmuck anzubieten. Wer in die Ferien fährt, lässt die teuren Klunker lieber zu Hause. Vor Ort aber vermisst er sie und kauft sich wohlfeilen Ersatz. Fast alle befragten Verbraucher fanden die Sommer-Idee prima. Nur die Juweliere nicht.

„Na gut, jetzt kaufst du dir gegen den gesammelten Frust ein schönes Hemd“, dachte ich. Aber wie? Ich habe Größe 41. Und die gibt es nur ein paar Tage lang. Danach liegen ausschließlich Hemden bis 39 oder ab 43 aus. „Na gut“, sprach ich zu mir, „dann tust du halt deinem Magen was Gutes – mit leckerem Parmaschinken.“ Aber wie? Es war bereits 19 Uhr 30 und die Verkäuferinnen hatten ihre Aufschneidemaschinen längst gesäubert.

Man bot mir bräunliche Scheiben vom Vormittag an, selbstverständlich „gerade erst aufgeschnitten“. Ich kann mich nur trösten, dass ich für meinen Apple-Computer im Moment keinen Support brauche. Das Call-Center meldet sich nach wie vor erst nach zwanzig Minuten.

Es geht uns noch viel zu gut. Reinhard Siemes

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