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Medien: Nikolaus im Freudenhaus

Thomas Gottschalk besucht für „Wetten, dass?“ ein Bordell in Wien. Und wehe dem, der sich darüber entrüstet!

Wie man ihn nur so ärgern könne, entrüstet sich Thomas Gottschalk. Ihm, ausgerechnet ihm, so eine Respektlosigkeit anzudichten! Das mit dem „Nikolaus im Freudenhaus“ habe man bei „Wetten, dass?“ einzig und allein des Reimes wegen so formuliert; nie wäre er auf den Gedanken gekommen, als „Nikolaus in Bischofsornat“ in den Puff einzuziehen – er, der Katholik, „in Pfarrhäusern groß geworden, der Onkel Pfarrer, die Tante Klosterfrau". „Ein Hochamt könnte ich auf Lateinisch zelebrieren“, behauptet Gottschalk, und damit jeder Zweifel an seinen Fähigkeiten verstummt, listet er die Bestandteile des priesterlichen Messgewandes mit Wörtern auf, die nur wenige Zeitgenossen kennen: Kasel, Cingulum, Schultertuch … Im nächsten Satz dann, schließlich hat Gottschalk unlängst den „Medienpreis für Sprachkultur“ eingeheimst, bedient er schon wieder die Liebhaber des Schlüpfrigen: Als Geschenk für die Prostituierten habe er „nichts Anzügliches im Beutel".

Gottschalk also regt sich über die „erzeugte, nicht entstandene“ Aufregung der Boulevard-Presse und etlicher Bischöfe auf; gleichzeitig sagt er, „es ist ja das Schöne“, dass er bei seinen Gags „journalistisch mitdenke“ und die Schlagzeilen vorhersehe. Will sagen: Die Entrüstung gehört ebenso zum Geschäft wie die Entrüstung über die Entrüstung. Irgendwann ruft Gottschalk während der Pressekonferenz einer kritischen Journalistin zu: „Es ist ja ein Schweinegeschäft, das wir da treiben.“ Und gleichzeitig legt er „die Hand dafür ins Feuer“, dass „Wetten, dass?“ eine für Familien unbedenkliche Sendung bleibe.

Wie auch immer: Gottschalk ist gestern mit dem Fiaker in das Wiener Bordell „Babylon“ gefahren, rot-weiß bezipfelmützt wie jeder Allerwelts-Nikolaus und mit dem Sänger Heino als Knecht Ruprecht. Die verlorene Düsseldorfer Stadtwette wollte für die Wiener Ausgabe der ZDF-Show eingelöst sein. Die Aktion wurde zum Versteckspiel mit den Medien; sie erfuhren die Adresse des Etablissements erst in letzter Minute – aber nicht nur, weil das ZDF das Thema zu Werbezwecken möglichst lange am Köcheln halten wollte, sondern weil den Fernsehleuten, auch angesichts des kirchlichen Protests in Österreich, die Herbergssuche lange nicht gelingen wollte.

Welche Ergebnisse der Bordell-Besuch tatsächlich gebracht hat, das werden die Zuschauer heute erfahren.

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