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"Guardian"-Chefredakteur Alan Rusbridger.

© dpa

NSA-Affäre: „Guardian“-Chefredakteur wirft Cameron „billige Attacke“ vor

Alan Rusbridger will sich nicht einschüchtern lassen. Der "Guardian"-Chefredakteur kontert Camerons Drohungen. Sein Handy nimmt der Journalist trotzdem jetzt nicht mehr so oft mit.

Alan Rusbridger ist vorsichtig geworden. Wenn er im Büro arbeitet, lässt er die Jalousien herunter, er verschickt keine E-Mails mit sensiblem Inhalt, zu Gesprächen, die niemand mitbekommen sollte, nimmt er kein Handy mit. Rusbridger ist Chefredakteur des „Guardian“, der britischen Zeitung, die mit Edward Snowden und dem Enthüllungsjournalisten Glenn Greenwald in der NSA-Affäre zusammenarbeitet und deshalb von der britischen Regierung unter Druck gesetzt wird.

Der Premierminister drohte dem "Guardian"

Im aktuellen „Spiegel“ erzählt Rusbridger, wie er seither sein persönliches Kommunikationsverhalten verändert hat, vor allem erhebt er erneut schwere Vorwürfe gegen David Cameron. Der Premierminister hatte dem „Guardian“ in der vergangenen Woche mit juristischen Schritten gedroht, falls er weiter NSA-Dokumente veröffentlicht. Das Blatt schade der nationalen Sicherheit, so die Begründung.

„Das ist eine billige Attacke“, sagte Rusbridger dem „Spiegel“. Die Veröffentlichungen zu verbieten, wäre ohnehin „sinnlos, weil es selbstverständlich Kopien des Snowden-Materials außerhalb Großbritanniens gibt“. Es gehe dem „Guardian“ auch nicht um einen „Fischzug durch die Archive der Geheimdienste“, sondern „wir wollten vielmehr das Ausmaß der digitalen Überwachung zeigen, die es zuvor so nicht gab“.

Durchsuchung wegen Terrorismus-Verdachts

Das sehen britische Behörden jedoch anders. Sie verdächtigen Greenwalds Partner David Miranda sogar des Terrorismus und der Spionage, wie der „Guardian“ am Samstag berichtete. Im August war Miranda am Londoner Flughafen Heathrow bei einem Zwischenstopp von Berlin nach Rio festgehalten und verhört worden. Die Polizei veröffentlichte nun den Untersuchungsbericht. Demnach ist sie davon ausgegangen, dass die von Miranda mitgeführten Dokumente „Menschen in Gefahr“ bringen könnten, weil sie womöglich „politische oder ideologische“ Ideen befördern. Dies falle unter die Definition des Terrorismus.

Glenn Greenwald selbst zeigte sich angesichts dieser Begründung entsetzt. Die britische Regierung würde Journalismus damit gleichsetzen mit „Terrorismus“ und „Spionage“, teilte er über Twitter mit. Sonja Álvarez

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