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Medien: Ohne Weg und Ziel

„48 Stunden Barcelona“ müssen Jessica Schwarz und Armin Rohde im ZDF hinter sich bringen

Vor kurzem erst wurde an dieser Stelle diskutiert, was mit dem renommierten ZDF-Montags-Format geschieht, dem Fernsehfilm der Woche. Ein langsamer, schleichender Paradigmen-Wechsel scheint hier Einzug zu halten. Gewissermaßen die Verlängerung des weichgespülten ZDF-Sonntags. Da war zuletzt Ulrich Zrenners Verfilmung „Liebes Leid und Lust“ nach einem Amelie-Fried-Roman zu sehen, eine Anhäufung von Kitsch und Klischee. Eine filmische Belanglosigkeit, ein Film, der auf dem Sendeplatz des anspruchsvoll gehobenen ZDF-Montags völlig deplatziert war. Und nun „48 Stunden Barcelona“.

Beworben wird dieser dramaturgisch völlig unausgegorene Film als „eine Geschichte mit authentischen Figuren“, als „eine internationale Koproduktion mit Seltenheitswert“. So jedenfalls Peter Nadermann, der bei diesem deutsch-spanischen Unterfangen als Co-Autor und einer der Produzenten verantwortlich zeichnet. Ein Unterfangen, das gänzlich misslang. Und gerade die beworbene Authentizität der farblos-blassen, faden und unerzählten Figuren vermissen lässt. Dramaturgische Zusammenhänge werden vernachlässigt, Szenen aneinander gereiht, keine der Figuren wird zur biographisch angefüllten Person mit Eigenleben. Diese Figuren sind leere Gefäße. Man fragt sich, warum gerade die sonst so wunderbare Jessica Schwarz, die in den Filmen Dominik Grafs von hoher Intensität ist, aber auch Armin Rohde hier überhaupt mitmachen.

Uninspiriert werden sie von Regisseur David Carreras – der 45 Folgen von „Mallorca – Suche nach dem Paradies“ oder zehn Folgen von „Die Wache“ drehte – inszeniert. Sie müssen hanebüchene Dialoge aufsagen, und sind in manchmal sehr unstimmigen Anschluss-Sequenzen zu sehen. Der Zuschauer verfolgt, wie sie durch Barcelona stolpern, ohne Weg, ohne Ziel. Eine Geschichte, die nicht wirklich etwas erzählt. Gleich vier Drehbuch-Autoren haben „48 Stunden Barcelona“ zusammengeköchelt – allzu viele Drehbuch-Köche. Jessica Schwarz spielt Carla, die einen Jungen in Ecuador adoptieren will, von ihrem Ehemann versetzt wird und zunächst in Barcelona landet, um von dort weiter nach Lateinamerika zu kommen. Neben ihr im Flieger sitzt Raul (Ximo Solano), ein junger spanischer Künstler, der allerdings auch mal zum Kunstschmuggel bereit ist und daher Carla eine Rolle mit einem bekannten gestohlenen Gemälde schenkt. Doch der deutsche Kommissar Kurt (Armin Rohde) ist ihm schon auf den Fersen und sitzt im gleichen Flieger. In Barcelona beginnt schließlich ein Katz-und-Maus- Spiel, bei dem Kommissar Kurt mit seinem spanischen Kollegen Antonio (Lluis Homar) mehrfach mit dem Wagen vor Rauls Atelier vorfährt, um ihn und Carla stets aufs Neue entwischen zu lassen.

Es scheint also Tatsache zu sein: Filme wie „Liebes Leid und Lust“ oder „48 Stunden Barcelona“ lassen einen allmählichen Paradigmen-Wechsel am hehren ZDF- Montag befürchten. Quote statt Qualität. Masse statt Klasse. Der einst anspruchsvolle Montag, er wird irgendwann noch zur Sender-eigenen Konkurrenz des seichten Lindström-Pilcher-Sonntags. Und wo bitte bleibt der kulturelle Auftrag, fragt der GEZ-Zahler?

„48 Stunden Barcelona“: ZDF,

20 Uhr 15

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