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Medien: Onkel Böhme und die bösen Buben

Menschen bei Maischberger – ARD, Dienstag, 22 Uhr 45. Als „Geburtshelfer“ bezeichnete sich Erich Böhme vor der Sendung.

Menschen bei Maischberger – ARD, Dienstag, 22 Uhr 45. Als „Geburtshelfer“ bezeichnete sich Erich Böhme vor der Sendung. Das war passend, konnte er doch gleich zu Beginn verkünden, dass Sandra Maischberger, die sonst auf diesem Stuhl saß und ab Mitte April wieder sitzen wird, gerade eben einen „strammen Knaben“ zur Welt gebracht hat. Wie schön! Die Wehen setzten in diesem Fall nach der Entbindung ein.

„Saat der Gewalt: Wer schützt uns vor der Jugend?“ war das Thema der Sendung. „Es gibt so was, ich hab’s mir aufgeschrieben …“ Erich Böhme, 77, kramt in den Notizen. „Hoo-Na-Ra – Hooligans, Nazis und Rassisten.“ Sagt’s und guckt mit großen Augen in die Runde: „Was ist das?“ Ein typischer Augenblick in dieser ersten von sieben Sendungen, in denen sich Maischberger von wechselnden Gastmoderatoren (sechs Männer und Alice Schwarzer) vertreten lässt. Schön und schade zugleich. Schön, weil irgendwie nett, wie sich der elder Fernsehonkel, der sonst in seinem Haus in Brandenburg den Enten zuhört, hier noch einmal über die Gegenwart beugte. Schade, weil das Thema wirklich wichtig ist und einen Moderator verdient hätte, dessen jugendkultureller Erfahrungsschatz über die Mitte des 20. Jahrhunderts hinausgeht.

An den Gästen lag es nicht. Da war vom Ex-Hooligan bis zur Hauptschulleiterin alles dabei. Jörg Schönbohm (CDU) und Cem Özdemir (Grüne) unterbrachen sich zwar auch hier mit der schier unerträglichen Unhöflichkeit von Berufspolitikern. Aber was die ehemaligen Schläger Fadi Saad und Steffen A. über die Ursachen ihrer Gewalt in der Jugend zu sagen hatten, war hochinteressant, weil authentisch. Doch statt die zwei mal ins Gespräch kommen zu lassen, sagte Böhme, der in den 90er Jahren einer der versiertesten Fernseh-Fragensteller war, Dinge wie: „Ich hab mich früher auch mit Freunden getroffen. Wir haben uns nicht geprügelt.“ Wie nett.Und gleich gucken wir „Die Mädels vom Immenhof“.

Marc Felix Serrao

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