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OSTEN GLEICH AUSLAND: Versagen nach der Einheit?

Die überregionalen westdeutschen Zeitungen berichten über die ostdeutschen Länder, als seien sie "Ausland". Diesen Vorwurf hat Sergej Lochthofen, der ehemalige Chefredakteur der "Thüringer Allgemeinen", beim "Medientreffpunkt Mitteldeutschland" erhoben.

Der Gründungsintendant des Deutschlandradios, Ernst Elitz, hat die westdeutschen überregionalen Zeitungen vor dem Vorwurf verteidigt, sie hätten personalpolitisch und mit ihrer Berichterstattung „innereinheitlich versagt“. Beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig sagte der Journalist, der zwischen 1974 und 1983 maßgeblich die DDR-Berichterstattung des ZDF geprägt hatte: „Man muss bedenken, dass es die deutsche Einheit ohne die Westmedien nicht gegeben hätte.“ Dass die überregionalen Qualitätszeitungen in den neuen Bundesländern kaum bezogen würden, liege allein am dortigen Leser. „Der ehemalige DDR-Bürger kann sich heute entscheiden“, sagte er.

Der ehemalige Chefredakteur der „Thüringer Allgemeinen“, Sergej Lochthofen, hatte auf dem Podium den Westzeitungen Versagen in der Berichterstattung vorgeworfen. In den Köpfen dieser Blätter stehe zwar „für Deutschland“, doch „die Berichte aus den neuen Bundesländern lesen sich trotzdem teilweise noch immer wie die von einem Auslandskorrespondenten“, sagte Lochthofen.

Beide Journalisten stellten fest, dass die Distanz zwischen Berichterstattern und Politikern größer geworden sei. Zudem spielten Parteibücher kaum eine Rolle mehr, sagte Elitz: „Die Grundtugend heute heißt Unvoreingenommenheit.“ Lochthofen führte die politikkritische Haltung auf die wachsende Konkurrenz beispielsweise durch Onlinemedien zurück. Wenn sich eine Zeitung in Nordrhein-Westfalen entschieden hätte, die Sponsoring-Affäre um Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) zu verschweigen, „hätte es eben im Internet gestanden“, sagte der Ex-Chefredakteur.

Auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) verneinte einen Einfluss der Politik auf Journalisten. „In einer Zeit, in der jeder der schnellste mit der Schlagzeile sein will, müssen wir nicht mit Mitleid rechnen.“ epd/Tsp

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