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Wissen: P.M.-Magazin: Die Besserwisser

Opulente Optik, sinnliche Texte – wie sich das "P.M."-Magazin aufgepeppt hat, um die Position am heiß umkämpften Markt der Wissensmagazine zu sichern.

Dan Brown kann sich freuen. Das "P.M."- Magazin weist in seiner August-Ausgabe mehrfach auf das nächste Buch des amerikanischen Bestsellerautors "Der Schlüssel des Salomon" hin. Auf dem Cover, im Editorial und schließlich mehrmals in der Titelgeschichte "Die Wahrheit über die Freimaurer". Wahrscheinlich wird Dan Brown aber nicht registrieren, dass sich das von sinkender Auflage bedrohte Blatt jetzt aufgehübscht hat. Mit überarbeitetem Layout, mit schöneren Bildern, mit anschaulichen Infografiken, mit zusätzlichen Rubriken. Das neue Outfit ist auch ein Reflex auf veränderte Ansprüche – vor allem jüngerer Leser. Denn diese von Internet und Fernsehen geprägte Generation gilt es zu binden.

Wissen auf leichte Art zu vermitteln hat Peter Moosleitner, Gründer und Titelgeber, von Anfang an versucht. Sein Blatt sollten auch Leser ohne wissenschaftliche Vorbildung interessant finden, gleichermaßen sollte das Magazin aber konstruktiv gegenüber Wissenschaft und Technik sein. So positionierte sich "Peter Moosleitners interessantes Magazin" (P.M.) zwischen der Zeitschrift "Bild der Wissenschaft", das fachlich anspruchsvollere Texte liefert, und "Geo". Das opulente Reportagemagazin erscheint wie "P.M." ebenfalls beim Hamburger Verlag Gruner + Jahr, ist aber mit 6 Euro deutlich teurer als Moosleitners Magazin, das 3,30 Euro kostet. Für "Bild der Wissenschaft" müssen 6,80 Euro bezahlt werden. Moosleitners Rezept ging lange Zeit auf. Die verkaufte Auflage kletterte bis Anfang der 90er Jahre auf 500.000 Exemplare. Mittlerweile ist sie gesunken. Heute verkauft "P.M." laut Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern monatlich 359.381 Exemplare (2. Quartal 2007) und liegt damit hinter "Geo" mit 433.036, aber weit vor "Bild der Wissenschaft". Das Magazin aus dem Stuttgarter Konradin-Verlag verkauft monatlich 109.790 Exemplare.

Wenn sich "P.M." jetzt erneuert, ist dies auch ein Versuch, die Position am heiß umkämpften Markt der Wissensmagazine zu sichern. Denn auch Zeitungen wie die "Süddeutsche" und die "Zeit" sind seit einigen Jahren mit spezialisierten Zeitschriften am Kiosk vertreten.

Freimaurer, Atombomben im All und Supervulkane

Dass sich das Blatt verändern will, deutet schon das Cover der neuen Ausgabe an: Der Zusatz "interessant" wurde gestrichen, künftig heißt es nur "Peter Moosleitners Magazin". Doch selbst dieser Schriftzug wird vom optisch rot-weiß dominierenden "P.M."-Logo fast aus dem Titel gedrückt. Ist das symptomatisch? Wird auch der Anspruch des Gründers, die Welt vorwiegend positiv zu sehen, aufgegeben? Man könnte es vermuten, schließlich präsentiert das Heft einige Geschichten, die Gänsehaut hervorrufen könnten. Da geht es beispielsweise um den Geheimbund der Freimaurer. Schon der erste Absatz lässt schaudern. Freimaurer schlachten Dienstmädchen oder opfern Kinder, das besage "ein auch heute noch weit verbreitetes Vorurteil", behauptet die Autorin. Doch der österreichische "Freimaurer-Papst" Michael Kraus offenbart ihr die Wiener Loge quasi als elitäre Kuschelecke, die "lebenslange Bindungen und Freundschaften bietet". Ob die allerdings helfen, wenn – wie in einem anderen Artikel – "Atombomben im All" explodieren, ist fraglich. Glücklicherweise ist so ein möglicher Angriff von Schurkenstaaten auf die weltweiten Kommunikationssystem nicht so einfach zu realisieren. Viel bedrohlicher erscheint da die Sonne, die mit gewaltigen Eruptionen elektromagnetischer Strahlung gelegentlich schon GPS-Signale ausschaltete. Dann sind da noch die Supervulkane, die als natürliche "Schläfer" unter der Erdoberfläche schlummern. Sie "bieten ein Gefahrenpotenzial für Mensch und Umwelt, das nicht hoch genug eingeschätzt werden kann", heißt es im Magazin.

Doch das neue "P.M."-Magazin breitet nicht nur Probleme aus. Auf den Leser wartet eine interessante Geschichte über die Physiker im europäischen Kernforschungszentrum CERN, die den Urknall simulieren. Ebenso ein Artikel über Duftmischer, die raffinierte Aromen kreieren. Auch wird beantwortet, ob Sex im Schlaf möglich ist. Für Berlin wird Übergewicht diagnostiziert (der Erdkruste, nicht der Bewohner), und es wird geklärt, was Forscher über die Identität eines Menschen herausfinden können, der sein Bewusstsein verloren hat. Ansonsten gibt es anschauliche Infografiken und brauchbare Internethinweise. Auch wenn im Titel jetzt der Zusatz "interessant" fehlt – für den Magazininhalt gilt das nicht.

Paul Janositz

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