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Medien: Parteipolitisch korrekt

Thomas Bellut wird einstimmig zum ZDF-Programmchef gewählt

Von Barbara Nolte

Acht Monate war der Posten unbesetzt, jetzt hat das ZDF wieder einen Programmchef: Thomas Bellut. Der Verwaltungsrat hat ihn auf seiner gestrigen Sitzung einstimmig gewählt.

Bellut war zuvor Leiter der Innenpolitik. Seit 1984 beim ZDF, arbeitete er unter anderem als Redakteur des „Länderspiegel“ und Berlin-Korrespondent. Sogar Referent des Programm-Chefs war er mal: Ende der 80er Jahre. Damals baute er die Sendungen „Familienmagazin“ und „Reiselust“ mit auf. Doch ausschlaggebend dafür, dass er jetzt Programmchef wird, war das alles nicht. Ausschlaggebend war seine parteipolitische Präferenz: seine Nähe zur Union. Denn mit der Wahl Belluts gelang es den unionsnahen Mitgliedern des Verwaltungsrates, den eigentlichen Favoriten für das Amt des Programmchefs zu verhindern. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck, der für die SPD im Verwaltungsrat sitzt, sprach von „parteipolitischer Sturheit und Engstirnigkeit“ der Unionsvertreter.

Nach fachlichen Maßstäben nämlich schien für den Posten der kommissarische Programm-Chef Hans Janke prädestiniert. Selten hatte ein Kandidat so viele Fürsprecher wie er: Thomas Gottschalk zum Beispiel, die Regisseure Dieter Wedel und Nico Hofmann und auch den Chef des Grimme-Institutes, Bernd Gäbler. Hans Janke soll sogar der Wunschkandidet des ZDF-Intendanten Markus Schächter gewesen sein. Doch das half ihm nichts. Die Verwaltungsratsmitglieder der Union stellten sich gegen ihn.

Der erste Termin zur Wahl des Programmchefs war im Oktober, er war geplatzt. Diesmal hatte Schächter vorgeplant. Nach den Gesichtspunkten des Parteienproporzes hatte er ein umfangreiches Personalpaket geschnürt. Nach nur einer Stunde stimmte ihm der Verwaltungsrat gestern zu.

Die wichtigesten Namen: Die „Morgenmagazin“-Leiterin Bettina Schausten wird Innenpolitikchefin, der „heute“-Sprecher Klaus-Peter Siegloch Vize-Chefredakteur und Leiter „Aktuelles“. Ihn soll Steffen Seibert ersetzen, der bislang Leiter von „ZDF-Reporter“ ist. Den Posten des „heute journal“-Chefs Wolf von Lojewski, der Ende des Jahres in Pension geht, übernimmt der bisherige London-Korrespondent der ARD, Claus Kleber.

Und Janke? Markus Schächter sagte gestern: „Ich werde ihm ein Angebot unterbreiten, das seinen Aufgabenbereich erweitert.“ Jankes erste Antwort: „Ich werde mich alsbald entscheiden.“ Denn er hat noch ein Angebot: Beim SWR könnte er Programmchef werden – mit Aufstiegsmöglichkeit zum Programmchef der ARD. Der bisherige Amtsinhaber Günter Struve würde nämlich gerne für die ARD nach Los Angeles gehen. SWR-Intendant Peter Voß ist es, der Janke für die ARD gewinnen will. Voß gilt übrigens als Mann der CDU.

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