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Ubisoft Blue Byte ist vor allem für seine Strategiespiele "Die Siedler" und "Anno" bekannt. Jetzt bauen die Franzosen in Berlin ein Entwicklerstudio auf.

© Tsp

PC- und Videospiele-Verlag: Ubisoft gründet Entwicklerstudio in Berlin

Mit Ubisoft Blue Byte schafft einer der weltweit größten PC- und Videospiele-Verlage 50 Stellen in der Hauptstadt. Angesichts des Stellenabbaus in der Branche ein wichtiges Signal.

Berlin – Die Erschließung neuer Standorte gehört zum Grundprinzip von Computerspiele-Reihen wie „Die Siedler“ und „Anno“ aus dem Hause Blue Byte, das seit einigen Jahren zum Ubisoft-Konzern gehört. Der neueste Standort der Franzosen wird seinen Sitz in Berlin haben und soll bis zum Jahresende die Arbeit aufnehmen, kündigte Benedikt Grindel, Studio Manager von Ubisoft Blue Byte, am Mittwoch in Berlin anlässlich der bevorstehenden Gamesweek Berlin (24. bis 30. April) an. Über 50 Mitarbeiter sollen im ersten Jahr bei Ubisoft Blue Byte in Berlin an der Entwicklung eines so genannten AAA-Titels – also einem international vermarkteten PC- und Videospiel mit großen Umsatzzahlen – in Koproduktion mit anderen Ubisoft-Standorten arbeiten.

Weiteres Wachstum wird angestrebt. „Wir freuen uns darüber, dass einer der weltweit größten Publisher mit einem eigenen Studio nach Berlin kommt“, reagierte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller auf die Ankündigung.

Welcher Titel genau in Berlin entwickelt werden soll, will will Ubisoft erst später mitteilen. Es werde sich um die Weiterentwicklung einer seit vielen Jahren erfolgreichen Marke handeln, heißt es bislang nur. Berlin ist nach Düsseldorf und Mainz der dritte Standort von Ubisoft Blue Byte in Deutschland. Weltweit beschäftigen die Franzosen an 32 Standorten über 12 000 Mitarbeiter.

Beschäftigungsrückgang um 13 Prozent in 2016

Die Neuansiedlung kommt für die Hauptstadtregion zur rechten Zeit, denn in der Games-Wirtschaft lief es im vergangenen Jahr nicht besonders gut. Der Gesamtmarkt der Branche in Deutschland blieb zwar 2016 mit einem Umsatz von 2,9 Milliarden Euro stabil. Die Zahl der Unternehmen ist sogar leicht von 510 auf 521 gestiegen, wobei das Wachstum vor allem aus der Gründung vieler kleiner Entwicklungsstudios resultierte, die von Absolventen entsprechender Studiengänge geschaffen wurden. Doch die Zahl der Beschäftigten ist deutlich um 13 Prozent auf 11 140 zurückgegangen, wie Felix Falk, Geschäftsführer des Bundesverbandes Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) sagte.

Auch Berlin ist betroffen, in der Branche der audio-visuellen Kreativwirtschaft sank die Beschäftigtenzahl bis Mitte 2016 um rund 500 auf 11 000.

Hauptursachen für den Arbeitsplatzverlust waren nach Angaben des BIU der steigende Wettbewerbsdruck sowie die international nicht konkurrenzfähigen Rahmenbedingungen. Falk fordert eine Medienförderung, die über den traditionellen Film hinaus auch die Produktion neuer audiovisueller Medien wie Games unterstützt. Ein Vorschlag sieht eine bessere steuerliche Absetzbarkeit von Entwicklungskosten vor. Vor allem gegenüber Ländern wie Großbritannien, Frankreich, Italien aber auch Kanada besteht Falk zufolge aus deutscher Sicht ein großes Fördergefälle. Der kanadische Ubisoft-Ableger beschäftigt zum Beispiel 3500 Mitarbeiter.

Computerspielpreis als funktionierender Förder-Baustein

Ein funktionierender Förderbaustein ist dagegen der gut dotierte Deutsche Computerspielpreis. Die Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs werden am kommenden Mittwoch in Berlin bekannt gegeben. Zu den Nominierten gehören sechs Titel aus Berlin, so viel wie nie zuvor, wie Helge Jürgens vom Medienboard Berlin-Brandenburg betont.

Ubisoft schaut sich in Berlin verschiedene mögliche Standorte an, sagt Grindel. Dass sich das Unternehmen für die Hauptstadt entschieden hat, begründete er mit der aktiven Entwicklerszene in Berlin, der Pionierrolle der Stadt bei der Ausbildung von Games-Entwicklern sowie mit der internationalen Anziehungskraft Berlin. „Es haben sich bereits Entwickler von anderen Ubisoft-Standorten für eine Stelle in Berlin beworben“, sagt Grindel.

Zum Mekka der europäischen PC- und Videospiele-Branche wird Berlin in der kommenden Woche durch die Gamesweek Berlin, die unter dem Motto „No games, no future“ steht. Sie umfasst elf Veranstaltungen von der Entwicklerkonferenz Quo Vadis, dem Kreativ-Festival Amaze über das Games Fest im Computerspielemuseum bis hin zur Verleihung des Deutschen Computerspielpreises. Auf dem Making-Games-Festival können Spielefans die Macher ihrer Lieblingstitel treffen, das Kino Babylon lädt zu Multiplayer-Session auf der großen Leinwand ein und die Grünen-Fraktion veranstaltet im Berliner Abgeordnetenhaus ein GamesBreakfast. Die Veranstalter rechnen mit 15 000 Besuchern.

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