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Medien: Phantomschmerzen

„Das hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich mir Georg Gafron zurückwünsche“, sagt ein Mitarbeiter des Berliner Radiosenders Hundert,6. Nachdem Gafron vor vier Wochen sein Büro geräumt und sich Thomas Thimme als neuer Geschäftsführer vorgestellt hatte, wirkte sich das auf die Mitarbeiter zunächst motivierend aus.

„Das hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich mir Georg Gafron zurückwünsche“, sagt ein Mitarbeiter des Berliner Radiosenders Hundert,6. Nachdem Gafron vor vier Wochen sein Büro geräumt und sich Thomas Thimme als neuer Geschäftsführer vorgestellt hatte, wirkte sich das auf die Mitarbeiter zunächst motivierend aus. Mittlerweile fragen sich einige, welche Strategie Thimme verfolgt, und ob er den Sender nur gesund schrumpft, um ihn bald weiterzuverkaufen.

Stimmt nicht, sagt Thimme, dessen Firma Power Radio von Thomas Kirch vierzig Prozent an Hundert,6 übernommen hat. Kirch wolle mit dem Sender Gewinn machen, und diesen Plan wolle er in die Tat umsetzen. Er wolle die Zahl der Hörer wieder steigern und den Sender zum „journalistisch anspruchsvollen Hauptstadtprogramm“ umwandeln.

Doch von Aufbruchstimmung ist bei Hundert,6 wenig zu spüren. Zumal am Donnerstag fünf Mitarbeiter eine Kündigung erhalten haben und mittlerweile „jeder hier alles macht“, beschreibt ein Hundert,6-Mitarbeiter Thimmes personelle Umstrukturierungen. Erstmals soll nun ein Betriebsrat gegründet werden. Der Wahlvorstand konstituierte sich in der vergangenen Woche.

Thimme sagt, er habe festgestellt, dass der Sender einerseits zu viele Auszubildende beschäftige, es andererseits aber Angestellte gebe, die seit ihrem Schulabgang bei Hundert,6 arbeiteten, ohne eine fachliche Ausbildung absolviert zu haben. Es sei auch keine Seltenheit gewesen, dass Moderatoren in Sieben-Stunden-Schichten gearbeitet hätten, sagt Thimme. Insgesamt hätten im Werbezeitenverkauf und vor allem in der Moderation zu wenige gearbeitet. Das habe nicht zuletzt daran gelegen, dass Hundert,6 zuletzt ab nachmittags Nachrichten nicht mehr live, sondern als Konserve gesendet habe.

Das hat der neue Geschäftsführer nun geändert. In Gesprächen mit jedem einzelnen Mitarbeiter will Thimme bei Hundert,6 „interne Talente“ ausfindig gemacht haben. Neuerdings spricht jetzt ein Nachrichtentechniker das Wetter, eine Nachrichtenassistentin moderiert, dafür erhielt ein Enddreißiger, der seit Jahren beim Sender arbeitet, den Vorschlag, ein Volontariat zu machen. Thimme sagt, es habe sich bereits ausgezahlt, Mitarbeitern eine neue Chance gegeben zu haben. In der Belegschaft ist man hingegen der Ansicht, die Folgen dieser Personalpolitik seien unüberhörbar, das Programm leide darunter.

Zur Umstrukturierung gehört, dass Chefredakteur Knut Peters nicht mehr für Hundert,6 arbeitet, wie Thimme am Montag bestätigte. Neue Redaktionsleiterin ist Claudia Hamboch. Programmkoordinator ist Michael Peter, der schon früher für den Sender gearbeitet hat. Ulrike Simon

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