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Poker um ProSiebenSat.1: US-Riese GE streckt die Fühler aus

Im Poker um Deutschlands größten TV-Konzern ProSiebenSat.1 geht der nach Börsenwert weltgrößte Konzern General Electric in Lauerstellung.

München - "Klar schauen wir uns das an", sagt Olaf Castritius, Geschäftsführer der GE-Tochter NBC Universal in Deutschland. Allerdings würden "15 Private-Equity-Häuser und die sonstigen Verdächtigen" wohl das selbe tun. Falls die Übernahme durch den Springer-Verlag platze oder der Sender ProSieben einzeln zu haben sei, komme ein attraktives Kaufobjekt auf den Markt.

Mit GE wirft ein Schwergewicht seinen Hut in den Ring. Die Finanzierung wäre für den Mischkonzern mit seiner dick gefüllten Kriegskasse grundsätzlich kein Problem. An diesem Freitag legt GE die Zahlen für das Jahr 2005 vor. In den ersten neun Monaten verdiente der Konzern bereits 13 Milliarden Dollar. Allerdings nimmt GE seine Investments extrem genau unter die Lupe. "Andere kaufen auch mal ein Unternehmen zu überteuerten Preisen, weil sie meinen, es unbedingt haben zu wollen", sagt ein Branchenexperte. General Electric rechne dagegen mit spitzem Bleistift. Gekauft werde nur, wenn die Rendite stimmt. Auch Castritius betont: "GE ist eine Investmentgesellschaft." Der Konzern werde sich gelassen zurücklehnen und die Situation beobachten.

Strategisch dürfte GE an einer stärkeren Präsenz auf dem wichtigen deutschen Medien-Markt interessiert sein. Im Free-TV ist NBC Universal derzeit nur mit dem Spielfilmkanal Das Vierte vertreten. Der Sender ist zwar mit dem Start zufrieden und arbeitet sich langsam an einen Prozent Marktanteil heran. "Ein Wachstumspfad, der bei vielleicht drei Prozent endet, ist nicht die Seligmachung eines global agierenden Konzerns", sagt aber auch Castritius. Durch eine ProSieben- oder ProSiebenSat.1-Übernahme könnte sich NBC Universal in eine ganz andere Größenordnung katapultieren.

Ob sich GE allerdings mit dem US-Milliardär Haim Saban oder dem Springer-Verlag einig werden würde, muss abgewartet werden. Laut Branchenkreisen geht Springer allein für den Sender ProSieben von einer Bewertung von über zwei Milliarden Euro aus. Einen solchen Preis würde NBC Universal wohl keinesfalls auf den Tisch legen. Für die Beschäftigten bei ProSiebenSat.1 wäre General Electric nicht gerade der Wunschpartner. "GE hat andere Renditeforderungen als ein Springer-Verlag", heißt es in Arbeitnehmerkreisen.

Sollte GE bei ProSiebenSat.1 einsteigen, würde das Deutschlandgeschäft weiter ausgebaut. In seiner Aufstellung ist der Konzern hier zu Lande am ehesten mit Siemens zu vergleichen. Beide sind zum Beispiel in der Energieerzeugung und in der Medizintechnik aktiv. Zuletzt kam General Electric mit 10 000 Mitarbeitern in Deutschland auf einen Umsatz von rund neun Milliarden Euro. Am Montag eröffnet der Konzern in München ein neues Vertriebs-und Servicezentrum für seine Medizintechnik-Sparte. (Von Axel Höpner, dpa)

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