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Verbindet Politik und Show: Stefan Raab hat auf ProSieben bereits mehrere Politikformate moderiert. Trotzdem lehnt ihn Steinbrück als Fragesteller im Duell ab. Foto: ProSieben

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"Politik ist keine Unterhaltungssendung": TV-Duell: Steinbrück lehnt Raab als Moderator ab

Der SPD-Kanzlerkandidat gibt sich wählerisch: Beim TV-Duell mit Kanzlerin Angela Merkel will er sich nicht von ProSieben-Moderator Stefan Raab befragen lassen. Die Sender machen dagegen deutlich: Sie wollen sich von dem Politiker nicht die Moderatoren vorschreiben lassen.

Er hat sie alle gehabt: Franz Müntefering, Guido Westerwelle, Christian Wulff, Karl-Theodor zu Guttenberg, Günther Beckstein, Jürgen Trittin und Gregor Gysi. Alle diese Politiker sind Gäste gewesen in Stefan Raabs „TV Total“-Sondersendungen zu den Bundestagswahlen 2005 und 2009. Nun würde Raab anlässlich der kommenden Bundestagswahl am 22. September gerne Peer Steinbrück befragen, und zwar im Rahmen eines Fernsehduells mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Doch der SPD-Kanzlerkandidat lehnt den ProSieben-Moderator ab. „Politik ist keine Unterhaltungssendung, sondern ein ernstes Geschäft, ohne dass es dabei humorlos zugehen muss“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“ und antwortete auf die Frage, ob er mit Raab als Moderator einverstanden wäre: „Nein.“

Zwar steht noch gar nicht fest, wann, wo und wie das Fernsehduell stattfinden wird, ob es nur eines gibt, wie es Merkel plant, oder doch zwei, wie es sich Steinbrück wünscht – doch eines macht der SPD-Kandidat vorab deutlich: bestimmte Fragesteller sind ihm nicht genehm. Eine Haltung, mit der er kaum weit kommen dürfte. Denn dass die Kandidaten die Auswahl der Moderatoren bestimmen, hat es bisher noch nie gegeben, versichern ARD, ZDF, RTL und ProSiebenSat1.

Entsprechend deutlich reagiert deshalb auch ProSiebenSat1 auf Steinbrücks Aussage. „Es kann nicht sein, dass einzelne Politiker versuchen, den Sendern die Gesprächspartner vorzuschreiben“, sagte ProSiebenSat1-Sprecher Julian Geist dem Tagesspiegel. „Die Entscheidung, wen wir zum TV-Duell schicken, liegt bei uns. Und wir sind fest entschlossen, Stefan Raab als Moderator zu benennen, er ist ganz klar unser Mann fürs Kanzlerduell.“ Dies sei auch mit Peter Limbourg abgesprochen, der 2002 und 2009 die Duelle moderiert hatte.

Ins Spiel gebracht worden ist Raab als Moderator für das TV-Duell ausgerechnet von einem Politiker, der sich damals vor seinen „TV Total“-Sondersendungen gedrückt hat: von CSU-Politiker Edmund Stoiber, der 2002 als Kanzlerkandidat gegen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) angetreten ist. Stoiber ist heute Beiratsvorsitzender von ProSiebenSat1 und hatte Raab vorgeschlagen, damit sich auch mehr jüngere Fernsehzuschauer für Politik interessieren. Es sei fatal, dass Jüngere sich zunehmend aus der politischen Debatte verabschiedeten, hatte Stoiber im „Spiegel“ seinen Vorschlag begründet.

Merkel will sich offenbar nicht einmischen

2002 hatte es das erste TV-Duell zwischen Schröder und Stoiber gegeben, zweimal trafen sich die Kandidaten zum Wettstreit vor den Kameras, 2005 gab es dann nur ein Duell zwischen Merkel und Schröder, ebenso 2009, als Merkel sich mit ihrem Herausforderer Frank-Walter Steinmeier (SPD) duellierte. Vorab wurde mit den Kandidaten und ihren Teams zwar jeweils besprochen, wie viele Fragen gestellt werden und wie viel Antwort- und damit Sendezeit jeder Kandidat hat. Nicht aber, wer die Fragen stellt. Frank Plasberg war für die ARD berufen worden, Maybrit Illner fürs ZDF, Peter Kloeppel für RTL und Peter Limbourg für Sat1. Ob es dieses Jahr wieder vier Moderatoren gibt, welche Sender beteiligt sein werden, muss noch ausgehandelt werden. Fest steht aber, dass sich die Sender bei der Auswahl ihrer Moderatoren nicht reinreden lassen wollen.

„Die ARD entscheidet alleine und souverän, wen sie bei einem TV-Duell die Fragen stellen lässt. Mir ist aus der Vergangenheit kein Versuch bekannt, bei dem Kandidaten den Versuch unternommen hätten, auf diese Entscheidung Einfluss zu nehmen“, sagte ARD-Chefredakteur Thomas Baumann. Weil „noch kein Zeitdruck“ herrsche, habe die ARD noch nicht darüber entschieden, wer bei einem oder mehreren TV-Duellen für die ARD die Fragen stellen werde. Auch das ZDF teilt mit, sich derzeit noch in den Planungen zu befinden. Eine Sprecherin betont, dass Maybrit Illner vom ersten Duell an moderiert habe und „unumstritten“ gewesen sei. Der Privatsender RTL hat sich dagegen schon festgelegt. Selbstverständlich würde wie schon bei allen vorherigen TV-Duellen Chefredakteur Peter Kloeppel für RTL moderieren, sagte RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer: „Aus unserer Sicht sollte die Auswahl der Moderatoren den einzelnen Sendern obliegen. Man darf davon ausgehen, dass diese so verantwortungsbewusst sind, politisch kompetente Moderatoren zu stellen. Das war auch bei den letzten drei großen Duellen selbstverständlich.“

Merkel will sich in die Auswahl offensichtlich nicht einmischen. „Das Format der TV-Debatte wird noch zu klären sein. Die Journalisten wurden immer von den Fernsehsendern ausgewählt und das soll auch so bleiben“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert dem Tagesspiegel.

Steinbrücks Sprecher Michael Donnermeyer versichert, dass der SPD-Kanzlerkandidat ebenfalls nicht die Auswahl der Sender beeinflussen will: „Aber das TV-Duell ist eben eine ernsthafte Veranstaltung, bei der sich die Leute davon ein Bild machen sollen, wer der bessere Kanzler wäre. Deshalb sollten politische Journalisten und nicht Moderatoren von Unterhaltungsformaten wie Raab das Duell moderieren.“

Am kommenden Sonntag ist Stefan Raab wieder auf ProSieben zu sehen. Als Moderator von „Absolute Mehrheit – Meinung muss sich wieder lohnen.“ Eine Politikshow.

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