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Udo Lindenberg und das Panikorchester.

© NDR/Tine Acke

Pop-Legenden: Eine ARD-Doku über Udo Lindenberg

Alkoholexzesse, stete Neuerfindung: Eine ARD-Doku zeigt den Musiker Udo Lindenberg auch mal ohne Sonnenbrille und Hut.

Eigentlich war er ja schon tot, sagt sein Schlagzeuger Bertram Engel. Jetzt ist er eine Legende. Ist sich treu geblieben und hat sich dabei stets neu erfunden. Udo Lindenberg. Seit über 40 Jahren (deutsch-)deutsche Gegenwart, je länger man sich fragt, warum und wieso der vor sich hin nuschelnde, extrem lässige Mann mit Hut und Sonnenbrille und den ewigen Themen Liebe, Glück, Schmerz noch oben schwimmt, desto wundersamer wird dieses Stück Pop-Geschichte.

Ob Lindenberg nun, 2013, ganz oben ist, wie Udos Schwester Inge in dieser Dokumentation sagt? Vielleicht. Der leichte Hang zur Verklärung ist der ARD-Reihe „Pop-Legenden“ eigen. Wenn es hier nicht ins Schwärmen geht, rückt Autor Lutz Rosenkranz alte Schwarz-Weiß-Bilder ein, die uns Udo noch ohne Hut und Brille mit vollen, langen Haaren zeigen, schwitzend beim Konzert, inmitten seiner Fangemeinde. Oder als Jungen, die Mutter Hausfrau, Vater Installateur, der es mal besser haben soll, der früh rauswollte aus der westfälischen Provinz Gronau und sich als Trommler in Jazzkellern und libyschen US-Militär-Klubs durchschlug. Bis Klaus Doldinger den 25-Jährigen zu „Passport“ holte. 1971 dann die erste eigene Platte, noch auf Englisch, Texte sehr stark unter Hermann-Hesse-Einflüssen.

"Das richtig große Ding"

Der Film zeigt die Erfolge und das Wachsen der 1973 gegründeten Panik-Orchester-Familie. Musikzirkus, Schrecken vieler Eltern, der Hit „Andrea Doria“, die immer größer werdenden Tourneen bis hin zum Auftritt vor auserlesenem FDJ-Publikum im Palast der Republik in Ost-Berlin, Oktober 1983. Thematisiert die Alkoholexzesse an der Hotelbar und die schwierigen 1990er Jahre, als sich Lindenberg musikalisch im Abseits befand. Die Flucht in die Malerei. 2008 das Erfolgscomeback: „Stark wie zwei“, das erste Nummer-eins-Album seiner Karriere. Er habe noch mal „das richtig große Ding machen“ wollen, sagt Udo Lindenberg, gerade auch nach dem Tod von Bruder Erich 2006. Danach die Krönung, ein erfolgreiches Musical über Udo Lindenbergs Leben (hier seine offizielle Website).

Lindenberg wollte halt immer schon „wie’n Großer Whiskey, Lucky Strike und so, all american, ne?“. Der typisch Lindenberg’sche Ironie-Sprech, Schutz wohl auch gegen die Unbilden von Kritikern und Zeitgeist. Viel Erkenntniserweiterndes kommt unter solchen Umständen nicht heraus. Wie auch? Udo Lindenbergs Leben ist sowieso gleichsam öffentlich. Seit Jahren lebt der Musiker im Hotel, wie einst der große Schriftsteller Nabokov. Das muss man sich erst mal leisten können.

Lutz Rosenkranz hat Lindenberg seit 2008 immer wieder mit der Kamera begleitet, war auf Konzerten vor und hinter der Bühne dabei, hat nicht nur Lindenberg interviewt, sondern Freunde, Kollegen, Weggefährten: Nina Hagen, Peter Maffay, Jan Delay, Clueso, Bodyguard Eddy Kante. Für den Hip-Hopper Max Herre ist Lindenberg mindestens so wichtig wie Bob Dylan. Eine Legende? Ein Fels in der Brandung, ein Freund da oben auf der Bühne. Songs wie Auszüge aus Tagebüchern von Generationen, so der Autor.

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Als Inga Humpe als 17-Jährige Udo Lindenberg und das Panikorchester in den frühen 70er Jahren zum ersten Mal hört, ist das wie ein „Lichtblick“ für sie. Bis dahin sei deutschsprachige Musik vor allem Schlager und unerträglich für sie gewesen, erzählt die Musikerin. „Dann kam auf einmal Udo und dann war so ’ne supercoole Haltung und Lässigkeit da.“ Man braucht diese Art Deutschrock nicht unbedingt mögen, aber nach den 45 Minuten ist klar: In Sachen Authentizität und Identifikationspotenzial muss erst mal jemand gefunden werden, der es mit Udo Lindenberg aufnehmen kann.

„Pop–Legenden: Udo Lindenberg“, ARD, Mittwoch, 22 Uhr 45

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