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Frauenregiment. Yvonne Bauer übernimmt die Führung von ihrem Vater Heinz bei der Bauer Media Group.

© dpa

Powerfrauen in den Medien: Tochter an der Macht

Drei große deutsche Medienhäuser sind jetzt in Frauenhand, denn in Hamburg hat Yvonne Bauer die Führung des Familienunternehmens übernommen. Warum ihr Vater Heinz sie für die passende Nachfolgerin hält.

Manche Psychologen sagen, dass Vater-Tochter-Beziehungen harmonischer sind als Vater-Sohn-Beziehungen – eine Mutmaßung, die zwei der größten deutschen Verlagshäuser derzeit bestätigen.

Während im Kölner Verlag M. DuMont Schauberg („Berliner Zeitung“, „Kölner Stadt-Anzeiger“) Verlagserbe Konstantin Neven DuMont mit seinen Vater Alfred Neven DuMont um die Nachfolge streitet, läuft der Generationswechsel im Hamburger Bauer-Verlag („Bravo“, „Intouch“) reibungslos. Gleich vier Töchter hatte Patriarch Heinz Bauer als Nachfolgerinnen zur Auswahl. Seiner Zweitjüngsten hat der 71-Jährige am Donnerstag nun das Zepter in die Hand gedrückt: Die 33-jährige Yvonne Bauer übernimmt von ihm die Führung des Verlags, wie beide auf der Bilanzpressekonferenz in Hamburg mitteilten. Künftig hält Yvonne Bauer 85 Prozent am Familienunternehmen und steht damit an der Spitze von 8000 Mitarbeitern, die über 308 Zeitschriften in14 Ländern auf drei Kontinenten produzieren.

Ihre Beförderung ist nicht nur für den Verlag, sondern für die Branche insgesamt ein Signal. Drei der größten Medienhäuser Europas sind jetzt fest in Frauenhand: Liz Mohn regiert in Gütersloh das Bertelsmann-Reich mit Beteiligungen am Verlag Gruner + Jahr und der RTL Group, Friede Springer wacht über Europas größten Zeitungsverlag Axel Springer („Bild“, „Welt“), Yvonne Bauer ist die jüngste Powerfrau in ihrer Riege. Doch während ihre beiden Mitstreiterinnen in die Familienunternehmen eingeheiratet haben, sind Yvonne Bauer und ihre Schwestern Mirja, Nicole und Saskia mit dem Unternehmen aufgewachsen. Alle vier haben schon in verschiedenen Funktionen des Verlags gearbeitet.

So viel Familiensinn gibt es bei keinem anderen Riesen der Medienbranche in Deutschland. Bei Bertelsmann ist lediglich Tochter Brigitte recht aktiv, Sohn Christoph trat nach Misserfolgen als Lycos-Chef zurück, die Kinder von Burda könnten zwar eine führende Rolle im Verlag übernehmen, sind dafür aber noch zu jung.

Lange war spekuliert worden, an welche seiner Töchter Heinz Bauer, dessen Urgroßvater 1875 mit der Gründung einer Druckerei den Grundstein für das Verlagsimperium legte, die Führung übergeben wird. Zu Beginn dieses Jahres lief die Nachfolge auf Yvonne Bauer zu, als sie von ihrem Vater die Verantwortung für die deutschen Redaktionen und Callcenter übertragen bekam und die Blätter damit durch die Ausläufer des Krisenjahrs 2009 manövrieren musste. Yvonne Bauer scheute sich nicht vor der Herausforderung.

Sie gilt als durchsetzungsstark und ehrgeizig. Vehement setzte sie sich 2006 dafür ein, dass ein Schmiergeldskandal in der Vetriebsgesellschaft des Verlags aufgeklärt wurde. Auch legte sie sich mit Pressegrossisten an, weil diese die Zeitschriften des Verlags angeblich für zu viel Geld an die Verkaufsstellen ausliefern würden. So viel Selbstbewusstsein und Sparsinn dürften ganz im Sinne ihres Vaters sein. Heinz Bauer gilt als knauserig, seine Weihnachtsferien soll er schon mal damit verbringen, die Redaktionsetats auf überflüssige Abonnements hin zu überprüfen.

Viel dringt aus der Familie sonst nicht nach außen. Im Sechserpack treten Vater Heinz, Mutter Gudrun und die vier Bauer-Sisters oft nur bei der „Goldenen Feder“ auf, die der Verlag jährlich verleiht. Wie Konstantin Neven DuMont öffentlich gegen den eigen Vater zu wettern oder die Verlagsführung anzugreifen, würde den vier Töchtern kaum in den Sinn kommen.

Auch am Donnerstag beschwor Yvonne Bauer die Harmonie. „Mein Anspruch ist es, das Unternehmen genauso gut zu führen, wie er es getan hat“, sagte die Jung-Verlegerin mit Blick auf den Vater. Sie wolle die Familie in ihre Entscheidungen einbeziehen, versicherte sie. Ihre drei Schwestern halten künftig fünf Prozent am Unternehmen, ihr Vater bleibt persönlich haftender Gesellschafter, aber ohne Beteiligung am Ergebnis. Ganz zurückziehen will er sich aber nicht. Als „Kopilot“ wolle er seine Tochter noch weiter begleiten, aber nur ins Steuer greifen, wenn es nötig werde, sagte der Hobby-Flieger.

Auf seine Tochter könnten durchaus einige Turbulenzen zukommen. Magazine wie „Neue Post“ oder „Das Neue Blatt“ sind mit ihren Leserinnen in die Jahre gekommen und leiden unter Auflagenverlusten. Auch gilt die Stimmung in vielen Redaktionen als nicht besonders gut. Ende 2008 des Jahres ging eine anonyme Anzeige beim Amt für Arbeitsschutz ein, weil Mitarbeiter bei der „Life & Style“ unter Chefredakteurin Nicola Bauer oft bis nachts bleiben mussten. Die Betriebsratschefin persönlich zu empfangen, hat Heinz Bauer lange nicht als notwendig empfunden. „Zu Bauer geht man nicht, von Bauer kommt man“, heißt ein vielzitierter Spruch in der Branche.

Stark verändern wird die neue Chefin den Führungsstil eher nicht, aber vermutlich ein wenig modernisieren. „Optimierung ist Basis all unserer Aktivitäten“, sagte sie am Donnerstag und versicherte: „Print ist quicklebendig“.

Das zeigt auch der Blick auf die Zahlen des Bauer-Verlags, der, verschlossen wie er ist, keine Ergebnisse, sondern nur Umsätze bekannt gibt – und dabei einen Rekord verzeichnen kann: Erstmals wurde 2009 die Marke von über zwei Milliarden Euro geknackt, um 17,7 Prozent stieg der Konzernumsatz auf rund 2,11 Milliarden Euro. Dieser Aufwärtstrend werde sich auch im kommenden Jahr fortsetzen, ist Yvonne Bauer überzeugt. Das dürfte die Harmonie der Vater-Tochter-Beziehung nur stärken.

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