zum Hauptinhalt
Dynamisch. Die ZDF-Sendung „1, 2 oder 3“ ist seit 33 Jahren ein Dauerbrenner. Komiker Elton tritt in die Fußstapfen von Michael Schanze und zuletzt Daniel Fischer.Foto: dpa

© dpa

Praktikant wird selbstständig: Sein schwerster Job

Von ProSieben zum ZDF: Stefan Raabs Assistent Elton übernimmt den Kinderquiz-Klassiker „1, 2 oder 3“. Keine leichte Aufgabe, obwohl er selbst Vater von zwei Kinder ist.

„Stefan Raab findet es toll. Er untergräbt die ARD, und ich fange jetzt beim ZDF an.“ Elton, der als Raabs ewiger Praktikant seine eigene, wonnig-runde Marke im Reich des Privatsenders ProSieben geworden ist, bricht aus und macht Karriere. Denn bei „TV total“ den gutmütigen Watschenmann abgeben, durch alle möglichen Shows geistern, veräppeln und selbst veräppelt werden – das kann der in Berlin geborene, in Hamburg aufgewachsene und nahe Köln lebende Fan des FC St. Pauli aus dem Effeff. Doch jetzt wird’s ernst für den lustigen Elton. Der 39-jährige Vater von zwei Söhnen muss sich in seiner bisher anspruchsvollsten Aufgabe bewähren: im Kinderfernsehen, und zwar bei einem wahren Klassiker, dem 33 Jahre alten ZDF-Quiz „1, 2 oder 3“. Seine eigenen Kinder finden es gut, „dass Papa ihrer Meinung nach jetzt auch mal was Vernünftiges macht“, wie Elton selbst berichtet. Seine ProSieben-Laufbahn wird er allerdings fortsetzen.

Im Umgang mit Kindern vor der Kamera kann man wohl mehr falsch machen als mit den B-Prominenten bei „Die Alm“ oder mit den Popstars beim „Bundesvision Song Contest“. Es gilt, die Balance zu finden, weder oberlehrerhaft und steif noch anbiedernd und infantil aufzutreten. Denn als Moderator muss man auch mit ehrlichen Reaktionen rechnen. „Kinder haben den besseren Humor. Wenn der Witz nicht funktioniert, dann lachen sie auch nicht“, sagt Elton. Er setzte sich in einem recht „umfangreichen Casting“ durch, wo er durch einen „sehr natürlichen Umgang mit Kindern“ aufgefallen sei, wie ZDF-Redakteurin Barbara Biermann erklärt. „Ich halte mich nicht für den allerbesten Moderator und war sehr aufgeregt“, übt sich Elton denn auch in Bescheidenheit.

Zudem hat Alexander Duszat, wie sein richtiger Name lautet, nun endlich die richtige Show zu seinem Outfit gefunden. Dass er bei „1, 2 oder 3“ ganz locker im T-Shirt moderiert, ist nur logisch, denn so tritt er ja ohnehin immer auf. Nicht ohne Stolz wird im ZDF-Presseheft unter der Rubrik „Zehn Dinge, die Sie noch nicht über Elton wussten“ aufgeführt, dass er 2008 auf Platz eins bei der Wahl der Zeitschrift „Men’s Health“ zum Moderator mit dem schauerlichsten Style gewählt worden sei. Direkt vor Florian Silbereisen.

Ohnehin fragt sich, ob Elton so wahnsinnig viel anders machen muss als bisher. „Elton vs. Simon“, die Reihe aus merkwürdigen Zweikämpfen zwischen zwei ebenso merkwürdigen Protagonisten, ist ja auch eine Art von – politisch nicht ganz so korrektem – Kinderfernsehen. Jedenfalls kannten die vom ZDF befragten Acht- bis Zehnjährigen diese ProSieben-Reihe, was eigentlich Anlass zu umfassender Besorgnis gibt. Die Mainzer freuen sich unterdessen, dass der neue Moderator ein, naja, Star auch in ihrer Zielgruppe ist. Für ihn werden sogar die Regeln bei „1, 2 oder 3“ geändert: Statt sieben gibt es nur noch fünf Fragerunden. Die erste Frage wird Elton mit Hilfe von Passanten auf der Straße stellen. Außerdem soll er in jeder Ausgabe mit Piet Flosse, dem robbenähnlichen Stoffmaskottchen der Sendung, ein „Abenteuer Alltag“ bestehen. Die letzte, die schwierigste Frage wird in Zukunft mit fünf Punkten gewertet, und Prominentenbesuch gibt es nun auch regelmäßig. Vielleicht kommt ja Stefan Raab mal vorbei.

Das ZDF erhofft sich von den Änderungen alles auf einmal: mehr Dynamik und Dramatik, mehr Zeit für Hintergründe und Zusammenhänge, mehr Raum für die Spontaneität und Schlagfertigkeit des neuen Moderators. Klingt nach Quadratur des Kreises, was im Zusammenhang mit einer Wissensshow doch etwas irritiert. So ist noch unklar, ob der Moderatorenwechsel bei „1, 2 oder 3“ tatsächlich ein Gewinn für den Sender, für Elton selbst oder gar für die Kinder ist. Der neue Moderator reiht sich immerhin in eine stolze öffentlich-rechtliche Ahnengalerie ein, die im Dezember 1977 mit Michael Schanze begann. Es folgten Biggi Lechtermann (1985), Gregor Steinbrenner (1995) und Radio-Mann Daniel Fischer (2005), der sich nun wieder auf seine Moderationen beim hessischen Hit-Radio FFH konzentrieren will.

„1, 2 oder 3“, ZDF, 8 Uhr 25

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false