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Pressestadt Berlin: Konkurrenz auf hohem Niveau

Mit acht Tageszeitungen gilt Berlin als der am heftigsten umkämpfte Zeitungsmarkt Deutschlands. Eine Diskussion zur Zukunft der Pressestadt Berlin.

Es ist erneut Bewegung in den Markt gekommen, nachdem die „Berliner Zeitung“ vom Kölner Verlag DuMont Schauberg („Kölner Stadt-Anzeiger“, „Frankfurter Rundschau“) gekauft wurde und der Tagesspiegel von Stefan von Holtzbrinck an seinen Bruder Dieter ging. Am Mittwochabend lud deshalb das RBB-Inforadio ins Museum für Film und Fernsehen, um über die Zukunft der Pressestadt Berlin zu diskutieren.

„Trotz der Vielfalt gibt es keine Hauptstadtzeitung mit bundesweiter Strahlkraft“, sagte der Medienwissenschaftler Leif Kramp, der zusammen mit Stephan Weichert im Auftrag der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen eine Studie über den Pressemarkt Berlins erstellt hat. Dem widersprachen die Zeitungsvertreter auf dem Podium: „Wir haben starke Zeitungsmarken in Berlin“, sagte Frank Lüdecke, Sprecher der Geschäftsführung des Verlags Der Tagesspiegel. So gehöre beispielsweise der Tagesspiegel zu den meistzitierten Zeitungen in Deutschland. Zudem seien Städte wie München, Hamburg und Frankfurt nicht wie Berlin jahrzehntelang geteilt gewesen. Es brauche Zeit, diesen Rückstand auch aus medienpolitischer Sicht aufzuholen. Schon jetzt hätten die Häuser allen Grund, sich stolz zu präsentieren. „Wir konkurrieren auf hohem Niveau“, stimmte ihm Brigitte Fehrle, kommissarische Chefredakteurin der „Berliner Zeitung“ zu. Von diesem Wettbewerb würde die Qualität der Zeitungen profitieren.

Doch wie viele Tageszeitungen haben auch die Berliner Blätter mit Problemen zu kämpfen. „Die Zeit der hohen Renditen ist vorbei, die Anzeigenkunden wandern teilweise in andere Medien wie das Internet ab“, sagte Steffen Grimberg, Medienredakteur bei der „tageszeitung“. Das Internet sei aber weder das Ende der Zeitungen noch ihre Rettung, sagte Tagesspiegel-Geschäftsführer Lüdecke: „Es ist ganz einfach Pflicht, in den Online-Auftritt zu investieren und die Marken dort weiterzuentwickeln, um so mehr Reichweite zu generieren.“ Zudem sei ein starker Internetauftritt der beste Weg, um junge Leute abzuholen und an die Zeitung zu binden.

Brigitte Fehrle betonte, dass sich der Online-Journalismus als etwas Eigenes darstellen müsse und nicht allein eine Kopie der Zeitung sein dürfe. Dadurch verändere sich auch der Printjournalismus. Längst sei nicht mehr die Nachricht, die inzwischen sofort im Netz nachzulesen ist, die tragende Form der Tageszeitung. Zeitungen müssten deshalb künftig noch mehr Hintergrundinformationen bieten, noch analytischer sein. sop

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