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Bernd Hilder.

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Print goes MDR: Leipziger Lösung

Wird Bernd Hilder, Chefredakteur der "Leipziger Volkszeitung", nächster Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks? Diese Idee der CDU Sachsen sucht noch ihre Mehrheit.

Die Gremien des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) sind herausgefordert wie nie. Erstmals seit Gründung des Senders 1991 können sie nicht einfach nur Udo Reiter als MDR-Intendanten wiederwählen. Reiter hat Ende Mai seinen Abschied angekündigt, infolge der Verwaltungsrat einen oder mehrere Kandidaten für die Nachfolge im MDR-Hauptquartier in Leipzig finden muss; Wahlgremium sind die 43 Mitglieder des Rundfunkrats. Die Hürden sind hoch: Sowohl wer vom Verwaltungsrat vorgeschlagen werden will, braucht zwei Drittel der Stimmen als auch jener, der vom Rundfunkrat gewählt werden möchte.

Der MDR ist die ARD-Dreiländeranstalt für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Entsprechend sorgfältig austariert sind die Machtverhältnisse in den Gremien, kein Land, keine gesellschaftlich relevante Gruppe und auf keinen Fall die Kirchenvertreter dürfen übergangen werden. Zwar sind die Sachsen die meisten mit 4,3 Millionen Einwohnern vor 2,5 Millionen Sachsen-Anhaltinern und 2,3 Millionen Thüringern, doch erwächst daraus nur eine gefühlte Majorität. Alle drei Länder haben Regierungen mit jeweils konservativen Ministerpräsidenten. In Sachsen regiert die CDU mit der FDP, in Sachsen-Anhalt und Thüringen mit der SPD als Juniorpartner.

Die CDU in Sachsen, allen voran Regierungschef Stanislaw Tillich und sein Staatskanzleichef Johannes Beermann, der im Nebenamt auch Vordenker der Rundfunkpolitik in der Bundesunion ist, sie machen sich beide für Bernd Hilder als neuen MDR-Intendanten stark, wie Personen berichten, die mit dem Thema vertraut sind. Der 52-jährige Journalist ist Chefredakteur der „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ), seit 2003 ist er das, dazu Mitglied in der Jury des Theodor-Wolff-Preises und Sprecher des Deutschen Presserates. Bei der Frage nach der Qualifikation Hilders für einen öffentlich-rechtlichen Chefposten verweisen Hilders Unterstützer sehr gerne darauf, dass dieser nach einem Studium der Rechts- und Politikwissenschaften als Politikredakteur beim Sender Freies Berlin, Ende der 80er Jahre für den Hörfunk in Washington und später in Mexiko-City als ARD-Korrespondent für Lateinamerika gearbeitet hat. Bernd Hilder soll mehr der CDU als der SPD nahestehen, speziell die Genossen in Leipzig sollen mit dem „LVZ“-Chef ihre Not haben.

Ist Hilder wenigstens als ein Kandidat für die MDR-Spitzenposition zu sehen, wird es mit diesem Etikett bei anderen Namen schon schwieriger. Als da ist Karola Wille, seit 1996 juristische Direktorin der Dreiländeranstalt, als da ist Hörfunkdirektor Johann Michael Möller, der wie Hilders von einem Printorgan zum MDR kam, 2006 nämlich als stellvertretender Chefredakteur der „Welt“. Werner Dieste, Landesfunkhausdirektor in Thüringen, soll sich auch Hoffnungen auf den Chefsessel in Leipzig machen.

Wer auch immer das Rennen machen wird, er wird sehr wahrscheinlich im Paket „verhandelt“. Auf der Führungsebene lassen sich personelle Geschäfte und Gegengeschäfte machen. Vor aller Wahl hat sich das Findungsgremium, der MDR-Verwaltungsrat, für den 20. Juni verabredet. Da soll das Prozedere für die Wahl gefunden werden. Der Gremienvorsitzende Gerd Schuchhardt hatte gesagt, eine öffentliche Ausschreibung des MDR-Chefpostens sei nicht zwingend. Daraus spricht die Zuversicht, im Inneren des Wahlfischs eine Lösung zu finden. Joachim Huber

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