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Schniedel-Schill. Der ehemalige Richter und ehemalige Politiker Ronald Schill wird bei „Adam sucht Eva – Gestrandet im Paradies“ alles zeigen, was er hat.

© RTL

Privatsenders RTL Programmpläne: Clowns, Helden und Schill

Von „Ruck Zuck“ über Ronald Schill auf Partnersuche bis „Winnetou“: Wie RTL seine Programmzukunft plant.

In Zeiten der Verzagtheit ist „Eigen“ das Präfix der Mutigen. Selbstbewusstsein durch Eigensinn, Selbstermächtigung per Eigeninitiative, Selbstheilung mit Eigenurin. Wer auf sich statt andere setzt, sticht heraus aus dem Mainstream, diesem zäh-trüben Fluss des Verwechselbaren. Kein Wunder, dass auch Frank Hoffmann auf die selbstheilende, selbstwertige, selbstermächtigende Kraft von innen setzt, wenn er sein Programm vorstellt. „Wir sind mehr denn je davon überzeugt, dass eigene Inhalte der Schlüssel zum Erfolg bleiben“, ruft der Programmgeschäftsführer von RTL am Dienstagabend durch ein Industriedenkmal im Herzen Hamburgs, und es hallt gehörig nach unterm Lastenkran, als er die Überzeugung mit Zahlen füttert: „Deshalb starten wir mit mehr als 20 neuen Formaten in die neue Saison.“

So klingt es gern in einem Segment, das Understatement mehr hasst als der Kulturkanal Arte Scripted Reality. Wie jedes Jahr um diese Zeit stellt RTL in der früheren Medienhauptstadt sein Angebot vor. Wie jeder Privatsender geizt auch der frühere Marktführer dabei nicht mit Aufwand, Personal und Parolen. Wie bei jeder TV-Präsentation ist allerdings auch auf dieser Skepsis angebracht, ob Aufwand und Personal die Parolen rechtfertigen. Unter den mehr als 20 neuen Formaten nämlich, die Frank Hoffmann feilbietet, ist „neu“ oft sehr diskussionswürdig.

Sitcom, Showrecycling und Karl May

Auf drei Begriffspaare reduziert, lässt sich die nähere RTL-Zukunft wie folgt verdichten: Sitcom & Mario Barth, Showrecycling & Günter Wallraff, Blockbuster & Karl May. Was der Hauptverantwortliche auf strafraumgroßer Leinwand vorführt, ist demnach eher aufgewärmt als innovativ. Wirklich frisch wirkt nur die Idee von „Schnapp dir das Geld“, 30 000 Euro 30 Stunden lang vor Ermittlungsprofis zu verstecken. „Meet the Parents“ hingegen, wo Singles ein Date anhand ihrer Eltern erwählen, gab es ähnlich schon, als MTV noch ein Musiksender war. Evergreens von Udo Jürgens in einer RTL-Gala nachsingen zu lassen, riecht nicht erst durch Barbara Schönebergers Moderation abgestanden.

Desperate Hartz-IV-Empfänger mit einem „Koffer voller Chancen“ aus dem Elend zu holen, lockt schon ewig Voyeure in den privaten Menschenzoo, der mit Relikten von „Ruck Zuck“ übers „Familienduell“ bis zum „Heißen Stuhl“ geradezu antiquarisch möbliert wird.

Als sich der hünenhafte Box-Weltstar Wladimir Klitschko am künstlich per Killerheels aufgestockten Showgewächs Isabel Edvardsson vorbei zum Ausgang drückt, mag Hoffmann also selbstbewusst verkünden, den Promi-Gesangswettbewerb „It Takes 2“ habe es wie das Erfolgsformat „Kirmes-Könige“ hierzulande „so noch nie gegeben“; mehr oder minder abgewandelt, gab es ziemlich viel bei RTL schon ziemlich oft. Für diese Erkenntnis bedarf es noch nicht mal Hugo Egon Balder und Hella von Sinnen, deren Wiederkehr auf den Jahrmarkt der Sinnlosigkeiten besser lief als Joko & Klaas „Weltbeste Show“ parallel auf ProSieben.

Angezogen tanzen, nackt balzen

Die Show „Big Bounce“ variiert Stefan Raabs sportives Absurdistan auf dem Trampolin. Comedy wie „Magda macht das schon“ walzt tradierte Klischees (Geschlecht, Fremde, Nachbarn) aus. Es wird weiter angezogen getanzt, nackt gebalzt und weiter gecastet, dass ein offenkundiges Recycling fast modern wirkt: „Winnetou“. Mit dem Remake könnte gelingen, was Massenware und Scheinrealität sonst untergraben, Relevanz nämlich. Nach den ersten Bildern zu urteilen, vereint Philipp Stölzls starbesetzter Dreiteiler „inhaltlichen Mehrwert und Unterhaltungspotenzial“" (Hoffmann) so gekonnt wie „Deutschland 83“. Trotz mäßiger Quoten setzt RTL die Serie wohl fort. Alles zum Wohle des Renommees, das zuletzt auch Peter Kloeppels Münchner Amoklauf-Berichte und Günter Wallraffs Tankstellen-Enthüllung gestärkt haben.

Zwei Mal schickte RTL bislang unbekannte Kandidaten unbekleidet in die Show „Adam sucht Eva - Gestrandet im Paradies“. Jetzt versucht es der Privatsender mit einem Mix aus Normalos und Prominenten. Sieben in der Öffentlichkeit zumindest halbwegs bekannte Mitspieler sind für die dritte Staffel des Spektakels vorgesehen, die am 1. Oktober startet, wie RTL mitteilte. Mit dabei sind TV-Moderator Peer Kusmagk, Ex-„Deutschland sucht den Superstar“-Kandidatin Sarah Joelle Jahnel, Model Janina Youssefian, die Surferin Janni Hönscheid, Ex-Tennisprofi Daniel Köllerer, Sängerin Leonore Bartsch sowie der frühere Richter und Politiker Ronald Schill. Hinzu kommen zehn unbekannte Mitspieler.

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