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Geboren in Teheran. Enissa Amani, 30, moderiert das „Studio Amani“ auf Pro7.

© Pro7

Pro7-Newcomer: Enissa Amani: „Ich darf so was sagen“

Mit Selbstironie und Jurastudium: Die Deutsch-Iranerin Enissa Amani probiert sich auf dem Showplatz von Stefan Raab.

„Hallo, hallo, guten Abend Deutschland! Guten Abend an alle Deutschen, an alle Türken, an alle Kurden, an alle Iraner, an alle Deutsch-Iraner“. Mit so einer Begrüßung kann man als Moderatorin nicht viel verkehrt machen, gerade in diesen Zeiten. Auch nicht bei Pro7 am späten Montagabend, auf dem Comedy-Platz, wo Stefan Raab jahrelang in „TV total“, sein Unwesen trieb, mit viel Selbstironie und Unverschämtheiten. Selbstironie ist auch Enissa Amani nicht ganz fremd, zum Beispiel, wenn es um den Erotik-Faktor bei dieser Show geht, den Schauwert der Vize-Miss Westdeutschland. Jeder dritte Gag in „Studio Amani“ geht auf die Kosten der Moderatorin, eines jener neuen Gesichter, die ProSieben ausprobiert, um Showkonzepte in der Nach-Raab-Ära auf die Beine zu stellen.

Dabei hat die 30-Jährige in Teheran geborene Moderatorin mit Stefan Raab gar nicht so viel am Hut. „Das ist ein Vergleich, der mir gar nicht zusteht“, sagt Enissa Amani. „Raab ist eine TV-Legende, die über 15 Jahre fantastisches Fernsehen gemacht hat. Ich bin ein Neuling, der zufällig auf einem seiner früheren Sendeplätze gelandet ist.“ Zur Comedy gekommen ist die Tochter eines persischen Literaturprofessors und einer Ärztin aus der Liebe zum Schreiben. Kolumnen, Kurzgeschichten, im kleinen Rahmen veröffentlicht.

„Im Sommer 2013 habe ich mich damit das erste Mal in einem Café in Köln auf eine Bühne getraut. Eine Aufnahme meines Auftritts habe ich an verschiedene Comedy-Formate geschickt. Keine drei Monate später kam der Anruf, dass ich bei Stefan Raab auftreten dürfe.“ Danach Auftritte bei „NightWash“, „Satire Gipfel“. Der Deutsche Comedypreis als bester Newcomer 2015. „Ich muss mich immer noch kneifen, um zu verstehen, was da passiert ist.“

Enissa Amani ist sozialistisch erzogen worden

Abgebrochenes Jurastudium, TV-Show. Nebenbei trat sie bei einigen Schönheitswettbewerben an. So schnell kann das gehen mit der Fernsehkarriere. Frank Elstner sagte neulich, noch nie gab es so viel Show-Talente wie heute, alleine schon wegen der Plattformen wie Youtube, die den Einstieg leichter machen. Dabei ist Enissa Amani klassisch über die Bühne groß geworden. „Mir bedeutet nichts mehr als live zu touren und den Menschen ins Gesicht schauen zu dürfen, während man sie einen Abend lang unterhalten darf.“

Sie sei sehr stolz, dass ihr Publikum Tickets kauft, um ihr, Amani, zuzuhören. Die spannendere Frage ist ja die, ob ihre persischen Eltern, die 1985 aus Teheran nach Frankfurt geflohen sind, auch stolz auf sie sind. Enissa Amani ist sozialistisch erzogen worden. Hat das Umfeld kein Problem mit ihrem Engagement beim Werbesender? „Meine Eltern sind unwahrscheinlich tolerant, sie haben mir nie ihre eigenen Ideale aufgezwungen“, sagt sie.

Okay, ihr Vater freue sich immer ein bisschen mehr über Amanis sozialkritische Texte im Kabarett, als wenn sie Alltags-Themen in der Comedy behandle. Zu den Alltagsthemen in „Studio Amani“, das Marktanteile von 13 Prozent in der jungen Zielgruppe hatte, kann neben der Feier des persischen Neujahrsfests oder der Causa Pocher/Lisicki schon mal das Thema Flüchtlinge/Migration gehören. Gags über „Kanaken“ und „Kartoffeln“.

Sie dürfe so was sagen, sagt die Gastgeberin, sie habe selbst Migrationshintergrund. Sie halte aber nichts von blinder Provokation. „Ich möchte Leute unterhalten und gerne auch eine Haltung vermitteln, aber eben nicht verletzen. Satire darf natürlich alles, muss aber nicht. Klar ist: Wenn du selbst etwas erlebt hast, kannst du das Thema viel authentischer angehen.“

Man könnte sagen: Pro Sieben setzt nach Raabs Abtritt in der Late Night auf eine lustige Moderatorin mit Migrationshintergrund. Man könnte auch sagen: ja, warum nicht? Markus Ehrenberg

„Studio Amani“, Montag, Pro7, 23 Uhr 15

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