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Medien: Provokation

Arte setzt die Dokumentation „Dschenin, Dschenin“ ab

Arte hatte den Dokumentarfilm für Dienstagabend angesetzt, gezeigt wurde er nicht: „Dschenin, Dschenin“. Gedreht hat ihn der israelisch-arabische Schauspieler und Theaterregisseur Muhammad Bakri, nachdem die israelische Armee im April 2002 wieder aus dem zerstörten palästinensischen Lager Dschenin abgezogen war. Der Film ist gewollt einseitig, er lässt Palästinenser unkommentiert von Gräueltaten israelischer Soldaten berichten. Nach Angaben einer UN-Kommission wurden später 56 getötete Menschen, darunter 24 Israelis, gezählt. Die israelische Filmbehörde hat „Dschenin, Dschenin“ verboten. Arte hatte den Film in den Themenabend „Israelisch-palästinensische Dialoge: Der Feind an meiner Seite“ eingebettet, bevor er von Arte-Präsident Jérôme Clément aus dem Programm genommen wurde. Er sieht die Entscheidung durch „die gegenwärtige geopolitische Lage“ gerechtfertigt: „In einem Umfeld starker internationaler Spannungen, in dem die jüdischen und arabischen Gemeinschaften einander bekämpfen, und drei Tage nach einem Terroranschlag wäre die Ausstrahlung des Films als Provokation gewertet worden.“ Dem politischen Druck, sagt Clément, sei nicht nachgegeben worden. Der Arte-Chef beharrt auf der Souveränität der Entscheidung durch den Sender.

Israels Oberster Gerichtshof wird im Sommer über Bakris Klage gegen das Verbot entscheiden, Arte will „Dschenin, Dschenin“ auf jeden Fall ausstrahlen, in Verbindung mit einer Diskussionsrunde und einer Erläuterung zur formalen und journalistischen Vorgehensweise des Autors. Wann das passiert, das sagte Clément nicht.

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