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Radio: Alles Müller, oder was?

Warum Marktführer 104.6 RTL auch im Berliner Umland so erfolgreich ist. Am Wochenende feiert der private Radiosender 20. Geburtstag.

Man kann sich in Berlin, bei der Dichte an Privatradios, an Dampf, Quiz, Comedy, Hits und guter Laune zwischen 87 und 108 MHz/UKW, gut darüber streiten, wer das alles hört und wo man es hört. Man kann sich aber auch, wie Arno Müller, Programmdirektor und Moderator von 104.6 RTL, ganz entspannt im Bürostuhl zurücklehnen, die jüngsten Zahlen der Media-Analyse (MA) anschauen und darüber freuen, dass man mit 208 000 Hörern in der Durchschnittsstunde die Nummer Eins unter den Radiosendern in Berlin-Brandenburg ist. Das entspricht einem Hörerzuwachs von 18 Prozent seit der letzten Messung. Schöne Zahlen, pünktlich zum 20. Geburtstag des Radiosenders an diesem Freitag.

Fast glaubt man es nicht: Das Programm von 104.6 RTL wird tatsächlich schon seit dem 9. September 1991 ausgestrahlt. Für diejenigen, die den Privatsender noch nie gehört haben und es nicht so mit „verrückten Telefonen“ oder „Schwaben-in-Berlin“-Gags halten: Das Programm besteht hauptsächlich aus Gewinnspielen, Gags und Hits. Nachrichten werden stündlich, zehn Minuten vor der vollen Stunde, ausgestrahlt. Flaggschiff von 104.6 RTL ist die Sendung „Arno und die Morgencrew“, die erste Sendung dieser Art in Deutschland. Arno Müller hatte das Konzept mit morgendlichen Witzen, Jingles, Promoaktionen, Comedystars und Gewinnspielen aus den USA nach Deutschland geholt und, das muss in dieser kurzlebigen Medienwelt erst mal hingekriegt werden, gegen viele Widerstände geglaubt, dass es auch hier funktionieren würde.

Seit fast 20 Jahren, so lang wie kaum ein anderer Moderator in Deutschland, ist Programmchef Arno Müller also auch einer der Radiostars seines Senders. Steht für den Erfolg im Kernmarkt, kein unbekanntes Gefühl. „Platz Eins in Berlin hatte 104.6 RTL in den letzten 20 Jahren ja schon öfter, nun sind wir es auch in Berlin-Brandenburg.“ Das habe Müller insofern überrascht, als die technische Reichweite des Privatsenders gar nicht so groß ist. „Wir kommen ja quasi nur bis zum Berliner Speckgürtel.“ 104.6 RTL habe jetzt im Speckgürtel so viele Hörer wie Antenne Brandenburg und BB Radio, die in ganz Brandenburg ausstrahlen.

Ein Privatradio als Marktführer in Berlin-Brandenburg – dabei, sagt der Chef, hätte 104.6 RTL in den vergangenen Monaten und Jahren nichts Wesentliches anders gemacht. „Warum sollten wir? Wir sind mit unseren Formaten so gut, dass uns andere Sender 1:1 kopieren.“ Okay, gerade wurden neue „Positionierungsstatements on Air“, Gewinnspiele und Aktionen wie „Du bist ein Star, ruf’ mich hier an“ gestartet. Facebook ist auch dabei, natürlich. Die Marke aber, so Müller, bliebe die gleiche – und die Akteure.

Am Freitag, zum 20. Geburtstag, sitzt Arno Müller also auch wieder frühmorgens im Studio am Ku’damm, bringt Hits und Gags und Jingles mit seiner vertrauten Crew. Ob es nach 20 Jahren bei 104.6 RTL nicht doch mal Bedenken, Abnutzungs- oder Ermüdungserscheinungen gebe? Kurze Pause, Staunen über die Frage des Journalisten. Müller kennt sich aus mit Erfolg, wohl aber auch mit Vorurteilen, die dem Privatrundfunk, gerne Dudelfunk genannt, entgegengebracht werden. Er hat vor der „Morgencrew“ ja auch schon einiges gemacht. Mit 19 moderierte Müller seine erste Sendung, die „Mittagsdiskothek“ beim HR, von zwölf bis zwei Uhr, montags bis sonnabends, eine Woche pro Monat. „Ein amerikanischer Freund von mir hat gesagt: ,You have to give something up to get something‘.“ Im Radio einen Bekanntheitsgrad von 90 Prozent im Markt aufzubauen, das ginge nur mit einem unglaublichen Aufwand, auch finanziell und werblich.

Vom Aufwand her kann sich die Geburtstagsparty am Sonnabend in der Wulheide sehen lassen, mit 17 000 Gästen, sagt Müller. Am Abend davor soll auch der Regierende Bürgermeister 104.6 RTL zum Jubiläum seine Aufwartung machen, bei einem Empfang im Adlon. Präferenzen bei der Berlin-Wahl hat der Mann, mit dessen Stimme die meisten Berliner (und Brandenburger) morgens aufwachen, nicht. Obwohl, sagt Arno Müller, „da wir mit ,Daily Wowi’ einen schönen Charakter in der Sendung haben, der jeden Morgen anruft und mit mir über politische Themen spricht, hoffe ich aus eigenem Interesse, dass der Regierende dranbleibt.“ Sonst muss sich Müller einen neuen Charakter suchen.

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