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Radio: Stille Reserven mobilisiert

Wundersame Hörervermehrung in der Region: Bis auf Radio Berlin gewinnen alle Stationen.

Clever sind sie, die deutschen Radiomacher. Erst haben sie für ihre Befragung zum Hörverhalten die EU-Ausländer einbezogen, jetzt, mit der Media-Analyse 2010 Radio I, sind auch die deutschsprachigen Nicht-EU-Ausländer erfasst. Damit ist die Zahl der Radiohörer in Deutschland in der neuen Statistik um fast sechs Prozent gewachsen – entsprechend können die Werbepreise steigen.

Für die Radiostationen in der Region Berlin-Brandenburg und die MA I/2010 gilt deswegen: Wo der Hörerkreis trotz der erweiterten Grundgesamtheit nicht prosperiert, dort gibt es ein echtes Problem. Unter allen werbetragenden Programmen, für die die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse die Zahlen feststellt, muss nur Radio Berlin 88,8 vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) einen Verlust melden, immerhin um 7000 Hörer (minus sieben Prozent) seit Juli 2009, seit der MA II/2009.

Auf der anderen Seite der Skala sind teils enorme Zugewinne zu vermelden. Bei den privaten Sendern sind das insbesondere BB Radio, 104.6 RTL, 94.2 rs 2, angeführt von 105.5 Spreeradio – plus 34 000 Hörer (63 Prozent). Das Plus von Spreeradio widerspricht auch der Annahme, dass durch die Berücksichtigung von Migranten nur ganz spezielle, eben affine Programme profitieren können. Und: Der Radiomarkt in der Region bleibt volatil, Hörer können in beträchlichem Maß gewonnen wie verloren werden.

Der RBB-Hörfunk hat seine Leistungsstärke wieder bewiesen. Radio Eins erreicht mit 119 000 Hörern sein bestes Ergebnis seit der Gründung 1997, das beachtliche Plus bei Fritz zeigt, dass das öffentlich-rechtliche System im Radio kann, was sein Fernsehen nicht kann – Jugend gewinnen. Auch Inforadio bleibt auf Kurs mit einem weiteren Zugewinn von 7000 Hörern in der Durchschnittsstunde. Und Antenne Brandenburg trägt weiter das Label „Marktführer in der Region“.

Das Zahlentableau belegt zudem, dass Wellen jenseits des Mainstreams ihre Chance im regionalen, jedenfalls im urbanen Markt haben. Die Zugewinne bei Star FM 87.9 („Maximum Rock“), Jam FM Berlin („Black Music“) und 100.6 Motor FM (Indie) sind so bemerkenswert wie die Musikgeschmäcker verschieden.

Quasi nebenher erhebt die Radio-MA auch die Werte für die nichtwerbetragenden, die sogenannten „Einschaltprogramme“. Das Kulturradio des RBB hat danach im Berlin-Brandenburger Publikum bei der Tagesreichweite von 118 000 auf 121 000 Hörer zugelegt, das Deutschlandradio Kulturradio klettert von 103 000 auf 108 000 Hörer. Der Deutschlandfunk meldet einen Zuwachs um 15 000 auf aktuell 167 000 Hörer.

Für ganz Deutschland gilt: Beinahe 58 Millionen Bürger schalten täglich das Radio ein, eine Reichweite von 78,6 Prozent. Im Schnitt wird 244 Minuten zugehört, ein Mehr von fünf Minuten im Vergleich mit der MA II/2009.Joachim Huber

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