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Kryll

© dpa

Radio Tatort: Mörderischer Prenzlberg

Alt-68erin und Feministin trifft auf jungen "poetry slammer". Eva Kryll und Alexander Khuon ermitteln im "Radio Tatort" des RBB.

Sich kennenzulernen, dafür bleibt ihnen kaum Zeit. „Männliche Leiche, Prenzlauer Berg, die Kollegen warten schon“, sagt die Berliner „Tatort“-Kommissarin Katharina Holz zu ihrem jungem Kollegen Alexander Polanski. Holz? Polanski? Berlin? Nein, es handelt sich nicht um eine neue Besetzung des Berliner „Tatort“-Gespanns. Im Januar schickte die ARD ihr Erfolgsformat vielmehr zusätzlich ins Radio: neun Sender, neun Mal „Radio Tatort“. Im November nun schließt sich mit Katharina Holz, Alexander Polanski und dem „Tatort: Abriss“ von Tom Peuckert das erste Mal der Kreis des neuen ARD-Formats.

Der erste Berliner „Radio Tatort“ beginnt mit dem Mord an Peter Stamann, dem Wirt einer schäbigen Kneipe in Prenzlauer Berg. Seine bescheidene Stammkundschaft trinkt zwar gern, kann es sich jedoch nicht leisten. Stamann stand nicht immer auf der Seite der Verlierer. Vor der Wende war er ein gefeierter Architekt, der Erich Honecker diverse Repräsentationsbauten und dem Volk Wohnungen schenkte. Nach 1989 blieb Stamann außer der Kneipe, auf dessen Boden er nun erschlagen liegt, wenig – einmal davon abgesehen, dass er nebenbei junge Männer im Boxverein trainierte, die es mit dem Gesetz nicht immer so genau nehmen. Ein verzwickter Krimi mit interessanten Wendungen nimmt seinen Lauf.

Zeit bleibt den Ermittlern im „Radio Tatort“ überhaupt sehr wenig, nur rund 50 Minuten lässt das Format zu. Als der neue Hamburger „Tatort“-Kommissar Mehmet Kurtulus seinen ersten Fernsehauftritt hatte, gab es nach dieser Zeitspanne gerade erst eine Leiche. Die Radio-Kollegen Holz (Eva Kryll) und Polanski (Alexander Khuon) müssen sich somit nicht nur beim Fall ranhalten, auch ihr Ermittlerduo sorgt für Spannung.

Kommissarin Holz ist Feministin und Alt-68erin. Gerade hatte sie ihr erstes Gespräch bei einer Partnervermittlung am Ku’damm. „Sie sehen doch fantastisch aus, was sagen Sie: Jahrgang 50, und die Jahresmitgliedschaft kostet ja auch nur 2000 Euro.“ Eva Kryll, Theater, Film, Fernsehen, unter anderem in „Bella Block“, kann ihrer Radio-Rolle viel abgewinnen. „Wie Katharina Holz nach einem Partner sucht, zeigt ihre andere Seite, die Hilf- und Ratlosigkeit. Da ist eben nicht nur die Überlegenheit der Kommissarin, die es gewohnt ist, die Fragen zu stellen.“

Auf doppeltem Boden agiert auch Alex ander Khuon als junger Ostkollege. Polanski gibt abends als „Alex the slamming detective“ Reime zum Besten über Kneipennächte im Nebel, „zwei Cocktails, drei Grappa, ihr kennt ja den Scheiß“. Den Osten kennt Khuon, zehn Jahre vor dem Fall der Mauer in Freiburg geboren, aus eigener Anschauung. „Ich habe in Leipzig studiert und in Dresden gelebt“, erzählt der Schauspieler, der seit vier Jahren fest zum Ensemble des Deutschen Theaters Berlin gehört und derzeit im Kinofilm „Die Entdeckung der Currywurst“ zu sehen ist.

Als Konkurrenz zum TV-„Tatort“ sehen sich die beiden Sprecher nicht. „Das ist doch ein ganz anderes Medium“, sagt Eva Kryll und Alexander Khuon ergänzt: „Die Bekanntheit der Fernsehmarke macht neugierig auf den ,Radio Tatort‘.“ Das haben offenbar auch die Hörer der ersten Staffel so gesehen, weshalb sich die neun beteiligten ARD-Anstalten zu einer Fortsetzung des Formats entschieden haben.

Der nächste Berliner Fall der Kommissare Holz und Polanski wird im Oktober 2009 im Radio zu hören sein. Der Krimi, „Kaltfront“ von Wolfgang Zander, beginnt im ehemaligen Westteil der Stadt. „Wir ermitteln in Neukölln, da wohne ich“, freut sich Alexander Khuon.

„Radio Tatort: Abriss“, RBB-Kulturradio, heute um 22 Uhr 04 und RBB Radio Eins, 18. 11. um 20 Uhr 05. Danach kann die Folge bis zum 24. 11. über www.radiotatort.ard.de abgerufen werden.

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