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Radiotipp: Liebe und Schwalbenspucke

Im Sozialamtsdrama "Kaspar Häuser Meer" geht es um die Verwahrlosung der Gesellschaft, im Feature "Strange Drinks" um sonderbare Getränke.

Wer sieht die Welt deutlicher? Der Liebende oder der skeptisch Distanzierte? Behindern oder befördern Gefühle die Erkenntnis? Macht Liebe tatsächlich blind oder vielmehr auf ganz besondere Weise hellsichtig? Das sind uralte und trotzdem spannende Fragen, die Andrea Marggrafs Feature „Macht Liebe sehend“ noch einmal im Licht aktuellster Forschungen erörtert. Letztes Jahr hat ein Philosophisches Institut in Hannover unterm gleichen Titel eine Preisfrage ausgeschrieben, nicht nur Geisteswissenschaftler, sondern auch Biologen haben geantwortet (Deutschlandradio Kultur, 10. Juni, 19 Uhr 30, UKW 89,6 MHz).

König Midas wünschte, alles möge unter seinen Händen zu Gold werden. Für seine Gier wurde der antike Herrscher grausam bestraft, bis heute gilt Midas’ Schicksal als Lehrbuchfabel, um überspannte menschliche Bedürfnisse zu geißeln. Aber in Ingeborg Breuers Feature „Genug ist nie genug“ geht es nicht um eine schnelle Abrechnung mit den Gierigen dieser Welt. Hirnforscher etwa glauben, dass die Gier nach Geld schon in den Genen verankert ist. Das Verhalten gewisser Banker wäre also durchaus angeboren, was Schuldfragen sofort komplizierter macht (Kulturradio vom RBB, 10. Juni, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Im Jugendamt ist der Teufel los. Härtefälle draußen, Arbeitsüberlastung drinnen. Als der einzige männliche Kollege krankgeschrieben wird, löst das bei den im Amt verbleibenden Damen eine wortgewaltige Klage über die Zumutungen ihres Berufslebens aus. Felicia Zellers Sozialamtsdrama „Kaspar Häuser Meer“ ist auf deutschen Theaterbühnen ein großer Erfolg gewesen. Wer mag, der kann das Stück nun gleich in zwei Hörspieladaptionen erleben: beim SWR von der Regisseurin Andrea Getto inszeniert, beim Deutschlandfunk in einer Eigenproduktion der Autorin (SWR 2, 11. Juni, 22 Uhr 03, Kabel UKW 107,85 MHz / Deutschlandfunk, 15. Juni. 20 Uhr 10, UKW 97,7 MHz).

Im zweiten Teil des fabelhaften Hörspiels „Der Erlkönig“ wird der kriegsgefangene Franzose Abel Tiffauge nach Deutschland verschleppt. Was für seine Landsleute ein Schicksalsschlag ist, wird für den hünenhaften Sonderling zur Erfüllung geheimster Träume. Denn dieses Nazideutschland hängt den gleichen dunklen Fantasien an wie er selbst. Statt Individualität und Ratio regieren nächtliche Bedürfnisse nach kollektiver Verschmelzung, Sinnentaumel, Perversionen aller Art. In den Zöglingen einer Nazischule die Objekte seines fantastischen Begehrens. Regisseur Michael Farin hat Michel Tourniers Roman in ein radiophones Kammerspiel verwandelt (Deutschlandradio Kultur, 13. Juni, 18 Uhr 30).

Die Gesellschaft für Harntherapie empfiehlt das tägliche Gläschen Eigenurin. In Dieter Jandts unterhaltsamen Feature „Strange Drinks“ geht es um sonderbare Getränke aller Art. Schwalbenspucke, Blut, flüssiges Gold, Speichel, Urin. Jandt hat Drink-Scouts vor sein Mikrofon geholt, Designer und Vorkoster, Extremisten des Flüssigkeitsdurchlaufs (Deutschlandfunk, 13. Juni, 20 Uhr 05).

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