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© ddp

Radsport: Getrennt sind sie stärker

Die ARD und T-Mobile verzichten auf gemeinsames Sponsoring bei der Tour de France.

Mit ihren Tour-de-France-Verträgen will die ARD einfach kein Glück haben. Da wurden dem früheren Sieger Jan Ullrich mehrere hunderttausend Euro für exklusive Interviews und Motivation zum Schnellfahren gezahlt, was dem Ersten schweren Ärger eingebracht hatte. Jetzt, in Zeiten des Dopings, will das Erste alles richtig machen. Der so genannte Presenter-Vertrag mit T-Mobile („Die Tour de France wird Ihnen präsentiert von ...“) für die „Große Schleife“ wird aufgelöst. „Wir sind unabhängig voneinander zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen. Die Umsetzung eines Presenter-Vertrages von T-Mobile für die Tour de France im Ersten suggeriert unnötig eine nicht existierende Nähe des Teams T-Mobile zu unseren Berichterstattern bei der Tour“, sagte der stellvertretende ARD-Sprecher Christian Bauer dem Tagesspiegel. Dass beide Seiten jetzt den Vertrag lösen wollten, hänge sicherlich mit den jüngsten Ereignissen im Radsport zusammen.

Ein frühere Lesart sagt, dass T-Mobile den Vertrag mit der ARD-Werbetochter AS&S zu lösen beabsichtigte, die ARD erst auf Vertragserfüllung beharrte und jetzt wenigstens eine Umwidmung in Werbespots erreichen will. Eine Sprecherin der ARD-Werbung bestätigte laufende Gespräche über den Transfer des geplanten Sponsorings in Werbung.

Was die ARD plagt, plagt auch das ZDF. Auch hier besteht ein Presenter-Vertrag zwischen dem Zweiten und T-Mobile, auch hier soll es Richtung Auflösung und Rettung der Werbegelder gehen.

Sowohl ARD und ZDF verzeichnen nach eigenen Angaben keine nennenswerten Einbrüche bei der Buchung von Werbespots. Eine Sprecherin der ADR-Werbung sagte der Nachrichtenagentur ddp: „Wir spüren keine Welle der Ablehnung.“ Zwar sei es nicht leichter geworden, Werbung zu verkaufen, es gebe aber keinen extremen Gegenwind. Werbekunden sähen das pragmatisch, es sei ein gutes Umfeld, hieß es. Es gebe schon Buchungen aus der Unterhaltungselektronik, sagte sie. Die Werbepreise wurden im Vorfeld nicht gesenkt, einen „Doping-Rabatt“ gebe es nicht.

Auch beim ZDF spürt man bislang keine negativen Auswirkungen so Vermarktungsleiter Christoph Lüken gegenüber der ddp. Dennoch sei es vorstellbar, dass der eine oder andere Kunde sich etwas zurückhalten werde.

Die 94. Tour de France startet am 7. Juli in London und endet am 29. Juli in Paris. Die schwierigsten Bergetappen und das attraktive Mannschaftszeitfahren sind zwar in diesem Jahr nicht dabei. Dennoch wird es spannend werden. Die ARD und das ZDF wollen abwechselnd übertragen. Für den Fall der Dopingfälle hat sich das Erste folgende Leitlinie verordnet: „Die ARD wird die Situation je nach aktueller Entwicklung neu beurteilen. Wir können jede programmliche Konsequenz ziehen“, sagte der stellvertretende ARD-Sprecher.

Die Tour soll auf jeden Fall ein großflächiges Ereignis in den öffentlich-rechtlichen Programmen werden. Zwar werden die Franzosen für das Weltbild sorgen, die Teams von ARD und ZDF sorgen für die deutsche „Übersetzung“. Was sie da zeigen oder nicht zeigen, das ist nicht allein ins Benehmen der Sender gestellt. Neben einem Vertrag über die Übertragungsrechte existieren laut ARD „weitere Verträge zur Tour de France. Über Verträge und deren Inhalte äußern wir uns nicht gegenüber Dritten“, sagte Bauer. Auskunftsfreudiger werden die ARD-Mitarbeiter, wenn es um das Rahmenprogramm zu den Live-Etappen geht. „Vor- und Nachlauf. Inhalte: Vorstellung Strecke, Rückblick auf Vortagsetappe, Doping-Beitrag mit wechselnden Schwerpunkten, aktuelle Infos, Gesprächspartner bei Monica Lierhaus: im Nachlauf natürlich Resümee zur Etappe und Einschätzung mit wechselnden Partnern (Teamchefs etc.)“, heißt es von der ARD-Pressestelle. Zu den Kommentatoren Florian Naß (HR) und Florian Kurz (WDR) kommen sechs Reporter und die beiden Doping-Experten Hajo Seppelt und Florian Bauer (beide WDR).

Für das ZDF wird wie in den Jahren zuvor, Rudi Cerne moderieren. Peter Leissl, Chef von ZDF Sport-Extra und Autor des Buches „Die legendären Anstiege der Tour de France“ wird auch in diesem Jahr die Rennen live kommentieren .Sein Kollege Michael Pfeffer wird die Zusammenfassungen liefern. Wer beim ZDF als Experte ins Rennen gehen wird, ist noch offen.

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