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Typisch RBB? Verleihung der Goldenen Henne.

© picture alliance / dpa

RBB: Neues aus der Anstalt

Ein unersetzlicher Chefredakteur, ein mysteriöses, anonymes Flugblatt und schlechte Fernseh-Quoten: Es gibt wieder viel Erklärungsbedarf beim RBB.

Verschnarchtes Programm, viel Nabelschau, viel „Hallo Nachbar“, zusammengehalten von einem unübersichtlichen 1800-Leute-Apparat aus Ost und West – die Meinungen und Haltungen zum Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) sind so alt wie der Zweiländersender selber. Evident bleiben sie trotzdem. Brandenburger Befindlichkeiten hin, Metropole her, wer sich die x-te Sendung „Die 100 schönsten Brücken/Alleen/Komiker “ im Abendprogramm angeschaut hat, fragt sich jedes Mal, warum das beim RBB nicht doch mal flotter geht. Auch in nackten Zahlen ist das Programm kein Erfolg. Im Januar und Februar landete der Sender in seinem Gebiet bei 5,9 Prozent Marktanteil, weit hinter anderen Dritten Programmen. Parallel dazu wurde der Vertrag des nicht gerade unumstrittenen Chefredakteurs Christoph Singelnstein für weitere fünf Jahre verlängert.

Zur Erinnerung: Im Mai 2012 hatte der RBB einen TV-Beitrag nach einer Beschwerde des Potsdamer Regierungssprechers beim Chefredakteur Singelnstein geändert. Eine patzige Äußerung von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) zum Flughafen-Fiasko wurde aus dem Beitrag entfernt. Vom Chefredakteur werde erwartet, dass er sich vor seine Mitarbeiter stellt und inhaltlicher Einflussnahme von außen widersteht, teilte der Redakteursausschuss mit. Das ist lange her, Intendantin Dagmar Reim stellte sich vor ihren Chefredakteur und tut es zur Vertragsverlängerung auch. Zitat: „Christoph Singelnstein steht für öffentlich-rechtlichen Qualitätsjournalismus, er unterstützt und fördert unermüdlich unsere Redakteurinnen und Reporter. Er verkörpert die Unabhängigkeit und die Integrität unserer Redaktionen, Programme und Sendungen.“ Doch wie man aus dem Sender hört, hat sich Singelnsteins Standing nicht überall verbessert.

Lebensgefühl der Zuschauer

RBB-Sprecher Justus Demmer sieht da kein Problem. „Stimmt, der Vertrag wurde verlängert, wir haben das nicht extra nach außen kommuniziert, weil es ,nur’ eine Verlängerung ist, die nicht infrage stand.“ Die Delle in der aktuellen Quote sei eine Olympia-Delle, die kein Ausweis von guter oder schlechter Arbeit sei. Dann müssten alle anderen Dritten Programme allerdings auch so viel verloren haben. Was, abgesehen vom HR, nicht der Fall ist.

Erklärungsbedarf beim RBB also. Dazu kommt ein anonymes Flugblatt („Parole: Widerstand!“), das jüngst durch die Redaktion von Radio Fritz geisterte. In diesem wird auf ein „Klima der Unsicherheit und Angst“, „Klüngelei bei Vergabe von festen Stellen“ oder „unwürdigen Umgang mit Mitarbeitern“ hingewiesen. Es gäre in der Belegschaft. Selbst wenn man den äußerst befremdlichen, denunziatorischen Duktus des Flugblatts abzieht – aus dem Nichts scheint so etwas nicht zu kommen. Wie man hört, soll der Unmut auch wegen Unstimmigkeiten bei Perspektivabsprachen mit Mitarbeitern herrühren. Das Thema Rahmenverträge und Status der freien Mitarbeiter ist ebenfalls so alt wie der RBB.

Radio-Fritz-Programmchefin Karin Schmied kann sich das Flugblatt „nicht erklären“. „Wir wissen nicht, woher es kommt und werden es vermutlich nicht rausfinden. Es ist in dieser Hinsicht niemand aus dem Team auf mich zugekommen. Im Meeting mit allen Fritzen haben wir über das Thema gesprochen und keinen Ansatz für die Vorwürfe gefunden.“ Das Hauptaugenmerk bei Fritz liegt auf einer Veränderung der Morgenschiene ab Ende März, die personelle Veränderung mit sich bringt. „Die klassische Doppel-Moderation wird aufgebrochen und Solo-Moderatoren, Chris Guse sowie Lisa Kestel, weichen. Sie werden von zwei Redakteuren im Studio unterstützt, die auch zu Wort kommen.“ Fritz hat nach der Medienanalyse im umkämpften Radiomarkt der Region in der weitesten Tagesreichweite zugelegt, das bedeute, mehr junge Menschen schalten täglich ein. Das zeige, so Schmied, dass Fritz das Lebensgefühl junger Hörer trifft.

In dieser Hinsicht muss sich die Programmdirektion um Claudia Nothelle und Stellvertreter Singelnstein keine allzu großen Sorgen machen. Wohl aber darüber, was das Lebensgefühl der Zuschauer betrifft. Intendantin Dagmar Reim steht für eine erfolgreiche Struktur-Fusion von SFB und ORB. Programmlich ist im Grunde in den vergangenen zehn Jahren wenig hinzugekommen. RBB-Fernsehen hat kein erkennbares, attraktives Profil, verharrt in Althergebrachtem, das wird von innen und außen bemängelt. Der RBB ist und bleibt Schlusslicht der Dritten Programme. Der RBB strahlt nicht. Irgendwie denkt man sich, es muss doch mal etwas passieren. Nur was. Und, mit wem?

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