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Thadeusz

© RBB

RBB-Showtalk: Mal richtig Hauptstadt

"Dickes B." meldet sich künftig an einem Freitag im Monat um 22 Uhr aus dem Berliner "Tipi"-Zelt nächst dem Bundeskanzleramt. Beim RBB spricht man vom "Showtalk" und nicht von einer "Talkshow"

Wenn sich der Freitagabend auf die Hauptstadt senkt, sinkt beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) die Stimmung, Wieder muss das RBB-Fernsehen eine Talkshow aus Leipzig, Hamburg, Bremen auf den Sender nehmen. Das ist für die Zweiländeranstalt in den Momenten, da sie „hauptstädtisch“ denken und handeln will, eine Schmach. Vom 21. November an soll der Schmerz gelindert werden. „Dickes B.“ meldet sich an einem Freitag im Monat um 22 Uhr aus dem „Tipi“-Zelt nächst dem Bundeskanzleramt. Das Sendeformat ist nicht brandneu, bereits Ende 2007 gab es zwei Ausgaben, die, wie RBB-Unterhaltungschef Helmut Lehnert am Mittwoch in Berlin sagte, „den doppelten Marktanteil wie die von anderen ARD-Sendern übernommenen Talkshows hatten“.

Neu und alt: Neben dem Schauplatzwechsel – „Dickes B.“ wurde vorher im Staatsratsgebäude am Schlossplatz produziert – gibt es mit Andreja Schneider eine frische Moderationskraft neben dem bewährten Jörg Thadeusz. Sängerin, Schauspielerin, Entertainerin, aber am bekanntesten ist Andreja Schneider, vor 44 Jahren in Zagreb geboren, als Fräulein Schneider im Ensemble der „Geschwister Pfister“. Ihr dominanter Part beim „Dicken B.“ könnte eher bei den Showacts liegen. Vielleicht greift sie auch selber zum Mikrofon, wenn eine Combo des Babelsberger Filmorchesters zur „Hausmusik“ aufspielt, Gäste begleitet. Dass in den Auftaktsendungen wie „Polarkreis 18“ oder „Klee“ das Zelt rocken sollen, zeigt, dass „Dickes B.“ nicht allein in den Altersheimen der Region reüssieren will.

Den hohen Anteil an Music- und Showacts während der zweistündigen Sendung vor Augen, sprachen die RBB-Verantwortlichen unentwegt vom „Showtalk“ und nicht von einer „Talkshow“. Mal sehen, was wirklich die Oberhand gewinnt.

Andreja Schneider umriss ihre Aufgabe jedenfalls mit den demutsvollen Worten „Ich bin die Vivi Bach an der Seite von Dietmar Schönherr“. Der so geschmeichelte Thadeusz freute sich erst einmal, dass in der ganzen Produktionstruppe „kein einziger Stinkstiefel“ zu finden sei; der 40-Jährige gestand zu, dass mit der neuen RBB-Anstrengung das Rennen der ARD-Talks um die besten Gäste neu eröffnet sei. Für die Ausgaben eins und zwei vom „Dicken B.“ liest sich die Liste der Geladenen respektabel: Darunter sind Regisseur Wim Wenders, Frauenrechtlerin Jenni Williams aus Simbabwe, Schauspielerin Katharina Thalbach, Comedian Olli Dittrich. Wohl als „Brandenburger Feigenblatt“ wurde Ministerpräsident Matthias Platzeck ins Zelt gebeten.

„Dickes B.“, gemeinsam produziert von RBB und beckoffice, wird den Sender übers Jahr 2008 rund 800 000 Euro kosten. Das ist im Vergleich mit der ARD-Konkurrenz günstig und zeigt zugleich, dass der sich ewig klamm gebende Sender Reserven per Sondervermögen realisieren kann, auf die andere Abteilungen wie jene von Radio Multikulti gar nicht zu hoffen wagten. Joachim Huber

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