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Das Jawort geben sich Georg Friedrich Prinz von Preußen und Sophie Prinzessin von Isenburg am 27. August in Potsdam. Foto: dpa

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RBB überträgt Hohenzollern-Hochzeit: Potsdam Royal

Drei Stunden lang will der RBB live berichten, wenn Georg Friedrich Prinz von Preußen am 27. August heiratet. Politiker kritisieren den „Adelskult“ im TV.

Es gibt das volle Programm: Trauung in der Friedenskirche im Park von Schloss Sanssouci, eine Fahrt im vierspännigen Landauer, Empfang in den Neuen Kammern. 700 Gäste, darunter Vertreter des europäischen und internationalen Hochadels, werden erwartet – und der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB).

Drei Stunden lang überträgt der Sender am 27. August die Hochzeit von Georg Friedrich Prinz von Preußen, 35, mit Sophie Prinzessin von Isenburg, 33, in Potsdam und ruft die Eheschließung des Chefs des Hauses Hohenzollern, Ururenkels von Kaiser Wilhelm II. mit seiner Verlobten als „eines der herausragenden gesellschaftlichen Ereignisse dieses Jahres“ aus. RBB-Moderatorin Tatjana Jury und ARD-Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert führen zwischen elf und 14 Uhr durch die Sendung.

Zwar gibt es keine Doppelübertragung mit dem ZDF wie kürzlich bei der königlichen Hochzeit in London, trotzdem reagieren Politiker empört. Stefan Ludwig, Vize-Fraktionschef und designierter Landeschef der Linken im Landtag Brandenburg, spricht von „Adelskult“. „Im Gegensatz zu Großbritannien und Monaco haben wir hier keine Monarchie, sondern hier heiraten Bürger einer Republik. Deshalb ist der Aufwand einer dreistündigen Live-Übertragung angesichts der vom RBB selbst mehrfach angeführten Kostenbelastung durch Live-Formate völlig unangemessen“, sagt Ludwig. Unterstützung bekommt er von Seiten des Koalitionspartners. „Es ist manchen Zuschauern wohl schwer vermittelbar, dass sie auf Live-Übertragungen im Fernsehen wie vom Karneval der Kulturen aus Kostengründen verzichtet müssen, aber eine Hochzeit drei Stunden lang live gezeigt wird“, sagt Klaus Ness, medienpolitischer Sprecher der SPD, der auch Mitglied im RBB-Rundfunkrat ist. „Ich bin sicher, dass über diese falsche Prioritätensetzung bei der nächsten Rundfunksratssitzung diskutiert wird“, sagt Ness.

Der RBB weist die Kritik zurück. Von einem „Adelskult“ könne nicht die Rede sein, denn der RBB berichte selten über royale Themen. Bei der Preußen-Hochzeit in Potsdam gebe es aber einen regionalen Bezug. "Sowohl, was die handelnden Personen, also auch, was den Ort der Handlung angeht", sagt RBB-Sprecher Justus Demmer. Der Sender erwarte ein großes Interesse an der Übertragung. Die Hochzeiten in London und Monaco hatten jeweils mehrere Millionen Zuschauer gesehen. Zur genauen Höhe der Kosten für die Live-Übertragung macht der Sender keine Angaben, doch halten sich diese laut Demmer "völlig im Rahmen“. Linken-Finanzexperte Christian Görke hatte den Sender aufgefordert, die Kosten offen zu legen. Rechenschaft über die Verwendung seiner Mittel lege der RBB "an den dafür vorgesehen Stellen" ab, sagt Demmer. Geld für die TV-Rechte sei an das Paar nicht gezahlt worden. Die Idee für die Übertragung der Hochzeit habe der RBB gehabt.

Im Gegensatz zu ihren Kollegen begrüßt Linda Teuteberg, medienpolitischen Sprecherin der FDP-Fraktion in Brandenburg, die Entscheidung: „SPD und Linke haben sich hier im Ton vergriffen Zunächst einmal fällt es in die redaktionelle Freiheit des RBB zu entscheiden, über welche Ereignisse berichtet wird", sagt sie. Die Berichterstattung über ein regional bedeutendes Ereignis sei grundsätzlich Aufgabe eines Landessenders. "Solange wir keine Liveberichterstattung auf allen Kanälen gleichzeitig bekommen, wie dieses bei anderen Hochzeiten der Königsfamilien der Fall war, freue ich mich über das Angebot des RBB", sagt Teuteberg.  Auch Michaela Blankart, Leiterin der Generalverwaltung des vormals regierenden Preußischen Königshauses, kann die Kritik aus der Politik nicht nachvollziehen, wie sie den „PNN“ sagte. Niemand sei gezwungen, die Hochzeit anzusehen. „Und für Potsdam ist das eine Riesenwerbung.“ Sonja Pohlmann

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