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Medien: Religion ohne Atheisten

Ein ZDF-Zweiteiler zur „Faszination Fußball“

London, Nebel, Männer mit langen Umhängen und Zylindern – unweigerlich greift man zur Fernbedienung, fühlt sich im falschen Film zwischen Sherlock Holmes und Jack the Ripper. Dazu die eindringliche Stimme: „Einige Männer verändern in einer eisigen Nacht im Jahre 1863 die Welt. Ihr gewagter Plan ist der Beginn einer einmaligen Erfolgsgeschichte“. Dann Schnitt, große Stadien ziehen vorbei, immergrüner Rasen, Beckenbauer, Pelé, wieder Schnitt, Johannes B. Kerner tritt auf, unter dem Dach des Olympia-Stadions in Berlin lädt er ein zu einer geschichtsträchtigen und mythenreichen Spurensuche. Der Zweiteiler „Faszination Fußball“ ist eine äußerst aufwändige Dokumentation, die das ZDF heute und am kommenden Dienstag ausstrahlt. Und am Anfang dieser Faszination – zurück zum Londoner Nebel – stand vor über 140 Jahren die Gründung des Fifa-Vorläufers Football Association.

Zwei Fragen will der Film von Marc Brasse, Claudio Luciani und Frank-Thomas Sippel beantworten: Welche ist die bedeutendste Fußballnation der Welt und wer der bedeutendste Spieler aller Zeiten? Doch über allem steht die Frage, warum diese Sportart alle Teile der Welt, alle Altersgruppen und sozialen Schichten miteinander vereint. „Der Drang zum Kicken ist jedem gegeben“, sagt Jürgen Klinsmann. „Wenn ich den Ball sehe, bin ich wie elektrisiert“, hört man Ronaldinho sagen und Franz Beckenbauer ergänzt: „Die vollendete Form ist ja der Ball, das Runde.“ Oder mit Kerners Worten: „Fußball ist die einzige Religion, in der es keine Atheisten gibt.“

Wer sich gut einen Monat vor dem Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland noch immer nicht für dieses Ereignis begeistern konnte, diese Dokumentation hilft ihm dabei, denn sie kennt nur den Superlativ. Schließlich handelt es sich um einen Sport ohne Grenzen, einen Sport, der schon vor Tausenden von Jahren gespielt wurde. Erfunden haben ihn die Chinesen, die bereits 2700 Jahre vor Christi den Ball mit dem Fuß über das Spielfeld bewegten. Allerdings musste beim „Ts’uh- küh“ das Runde noch nicht ins Eckige, denn das Tor bestand aus einem runden Loch – das sich überdies in einer Höhe von fünf Metern befand.

So wie der Ball kreuz und quer über das Spielfeld getrieben wird, so laufen bei der ZDF-Doku die Pässe zwischen Historie und Gegenwart, zwischen Spielern, Trainern, Musikwissenschaftlern, Frühpädagogen und Philosophen hin und her. Doch wer ist nun der weltbeste Spieler aller Zeiten? Maradonna, Beckham, Kaiser Franz oder doch der dreifache WM-Titelträger Pelé? Die Antwort darauf dürfte eine Überraschung werden.

„Faszination Fußball“; ZDF, Teil 1 heute 20 Uhr 15, Teil 2 am 23. Mai

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