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Weiche Typen spielt Rolf Lassgård, wie hier in „Uferlos!“, häufig. Als Profiler Sebastian Bergmann wird er im Oktober im ZDF zeigen, dass er auch anders kann. Foto: ZDF

© Conny Klein

Rolf Lassgård spielt mit Hannelore Hoger: Hart, aber herzlich

Weiche Typen spielt Rolf Lassgård häufig. Auch in der ZDF-"Komödie "Uferlos" ist er in einer solchen Rolle neben Hannelore Hoger zu sehen. Bald will der Wallander-Darsteller aber beweisen, dass er auch anders kann.

„Mein Vater ist nicht mein leiblicher Vater“, sagt Rolf Lassgård. Mit dreißig habe er diese Wahrheit von seiner Mutter erfahren. Der 58-jährige Schauspieler wirkt trotz seiner Größe von fast zwei Metern, Fünftagebart, Jeans und lässigem T-Shirt mit Knopfleiste sensibel und schüchtern, so ganz anders als die raubeinigen Typen, die er in den TV-Serien verkörpert. Geschockt und wütend war er damals, weil er die Hälfte seines Lebens ohne den leiblichen Vater verbracht habe. Gleichzeitig fühlte es sich aber auch wie ein fehlendes Puzzlestück an, das er gefunden hatte, denn er hatte sich immer gefragt, warum er so anders aussah als seine Geschwister.

Der schwedische Schauspieler Lassgård verkörpert meistens Helden, die auf sehr eigene Art und Weise dickköpfig sind. Den melancholischen Kommissar Wallander, den verbitterten und manipulativen Profiler Sebastian Bergman, den das ZDF im Oktober in zwei Folgen ermitteln lässt. Bergman behandelt seine Kollegen arrogant und besserwisserisch, Frauen sieht er als Objekt seiner Begierde, doch seine Mordfälle löst er mit gnadenloser Brillanz. Er ist Psychologe und Psychopath zugleich. „Es ist das erste Mal, dass ich so einen zwiespältigen Typen darstelle, der richtig fies ist, ohne Rücksicht auf Verluste. Ich finde es faszinierend, was ich alles aus mir rausholen kann“, erzählt Lassgård. Die Erfahrung, die er mit seinem Familiengeheimnis machte, spiegelt sich in der Mimik von Sebastian Bergman wider, als dieser in der ersten Folge der gleichnamigen Reihe im Nachlass seiner Mutter Briefe findet, die nahelegen, dass er Vater einer inzwischen erwachsenen Tochter ist.

Die Vater-Tochter-Szene geht unter die Haut

Lassgård gesteht, dass die Szenen, in denen sich Vater und Tochter endlich gegenüberstehen, „mir sehr unter die Haut gegangen sind“. Auch sonst war es für Lassgård nicht einfach, den harten Kerl zu spielen. „Ich habe einen Coach für die Dreharbeiten engagiert, der meine weiblichen Züge unter Kontrolle halten musste“. Denn bis fünf Tage vor Drehbeginn hatte er ein halbes Jahr lang allabendlich ein rosa Damenkleid getragen. In dem Musical „Hairspray“ tanzte er als Frau mit blonder Perücke und High Heels über die Bühne. „Ich hatte mir viele weibliche Gesten angewöhnt. Es war daher ein harter Rollentausch, in der ersten Bergman-Folge gibt es leider einen weiblichen Ausrutscher.“

Die Szene möchte der Schwede nicht verraten, „ich hoffe, der Zuschauer sieht buchstäblich darüber hinweg.“ Die High Heels haben Lassgård körperlich mehr abverlangt als jegliches Tür-Eintreten in seinen Polizistenrollen. Es fällt daher auf, dass er in den beiden Krimifolgen wesentlich schlanker ist, als man ihn sonst kennt. „Ich bin dadurch ein etwas anderer Typ. Der Maskenbildner hat mir den Scheitel auch auf die andere Seite gelegt und ich trage eine Brille.“

Lassgård verstrickt sich nicht nur als Polizist gerne in Gefühlsdramen vor der Kamera. Er mag auch die Filme, die er zusammen mit Hannelore Hoger gedreht hat. „Uferlos!“ ist die dritte Zusammenarbeit nach dem Afrika-Drama „Ellas Geheimnis“ und der „Bella Block“-Folge „Das schwarze Zimmer“. Die deutsche Schauspielerin ist inzwischen eine gute Freundin geworden. „Wir haben die gleiche Wellenlänge. Ich mag auch ihren ironischen Humor.“ Stolz zeigt er ein gemeinsames auf seinem Smartphone gespeichertes Foto.

Er steckte in der Krise, zog sich zurück

Der Schwede wirkt mit seinem Leben zufrieden. Das war nicht immer so. Vor einigen Jahren hatte er eine Krise, „mir war damals wichtig, was andere von mir dachten und ich habe daher nur getan, was andere von mir wollten.“ Er zog sich längere Zeit aus der Öffentlichkeit zurück, um zu sich selber zu finden. „Wenn man sich als Teil eines großen Ganzen sieht, ist vieles besser zu verstehen.“ Als Jugendlicher wollte er sogar mal Pfarrer werden. Später war ihm die Bühne dann aber doch lieber als die Kanzel.

Privat ist der Schauspieler keine Beute für die Klatschspalten. Seit dreißig Jahren ist er mit seiner Frau Birgitta, einer Sozialarbeiterin, verheiratet. Die drei gemeinsamen Kinder sind inzwischen erwachsen. Sein goldener Ehering glänzt noch wie neu. Sein Ehe-Rezept? „Wir führen eine Fischer-Ehe, ich bin wie ein Seemann beruflich häufig von zu Hause weg und das gibt unserer Beziehung den Kick.“ Er genießt daher die Zeit in seinem kleinen Heimatort Gävle nördlich von Stockholm, wo er für jeden nur der Rolf von nebenan ist. Blitzlichtgewitter, Partys und Smalltalk sind nicht sein Ding. „Ich mag lieber meinen grünen Rasen als den roten Teppich unter den Füßen“. Suzanne Forsström

„Uferlos!“, ZDF, Montag, 20 Uhr 15

Suzanne Forsström

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