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Medien: Rollenspiel

Als Talkmaster sieht sich Gysi mit alten Vorwürfen konfrontiert

Von Matthias Meisner

„Im Kern ist es ja fast ein Seitenwechsel.“ Gregor Gysi klingt froh, wenn er über seine neue Talkshow spricht, die er gemeinsam mit Lothar Späth vom 20. Januar an für das Fernsehen des Mitteldeutschen Rundfunks moderieren wird – mit Nobert Blüm (CDU) und Manfred Stolpe (SPD) als ersten Gästen. Doch erstmal wird der frühere PDS-Chef konfrontiert mit Debatten, die ihm aus seiner aktiven Zeit in der Politik gut bekannt sind.

Noch einmal soll, darauf drängt die Bundesbehörde für die Stasi-Unterlagen, Gysis Stasi- Verstrickung beleuchtet werden. Marianne Birthler gibt sich mit der MDR-Feststellung nicht zufrieden, wonach die Auswertung von Unterlagen aus ihrer Behörde „keine Hinweise“ hinsichtlich einer Stasi-Mitarbeit ergeben habe. Behördensprecher Christian Booß zum Tagesspiegel: „Bei Herrn Gysi wurde ein anderes Procedere angewendet als bei anderen freien Mitarbeitern – und auch anders, als es mit uns verabredet war.“ Fälschlich erwecke der Sender den Eindruck, Gysi sei regulär überprüft worden. Doch habe Gysi nur ihm vorliegendes Material an den MDR geschickt, womöglich nicht mal alles. Dabei sei für die freien MDR-Mitarbeiter geregelt, dass eine aktuelle Anfrage auf Auskunft gestellt werden müsse, statt nur „irgendwas von anno Tobak“ vorzulegen. Booß: „Wenn der MDR sagt, dass in den Gysi-Akten nichts enthalten ist, was die Vorlage an den Personalausschuss rechtfertigen würde, steht das in krassem Widerspruch zu der Einschätzung des Immunitätsausschusses des Bundestages.“

Der hatte 1998 nach eingehender Prüfung des ihm vorliegenden Materials eine Stasi- Mitarbeit von Gysi „als erwiesen festgestellt“. Juristisch betrachtet fehlt dafür der Beweis, vor Gericht hatte Gysi immer wieder gewonnen. Auch MDR-Sprecher Eric Markuse sagt, es handele sich bei der Wertung des Immunitätsausschusses um „nichts anderes als eine politische Einschätzung“. Dem Vorwurf von Birthlers Sprecher, der MDR unterscheide zwischen freien Mitarbeitern erster und zweiter Klasse, widerspricht Markuse: „Es gibt keinen Menschen, der öfter geprüft worden ist, als Herr Gysi.“ Und schließlich, so Markuse, solle keiner unterschlagen, dass der MDR mit CDU-Mann Späth ein „Rollenspiel Rot- Schwarz“ ins Programm nehme. Nachgeben will der Sender nicht. Allerdings wird der Erfolg der Talkshow nach drei Sendungen ausgewertet.

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