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Im RTL-Film "Helden" mit Christiane Paul. droht ein Unfall im Genfer Teilchenbeschleuniger Deutschland ins Chaos zu stürzen.

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RTL-Eventfilm "Helden": „Es gibt ein klares Elitenversagen“

Im RTL-Film steht Deutschland nach einem Unfall im Genfer Teilchenbeschleuniger vor dem Chaos: Im Interview spricht Schauspielerin Christiane Paul über echte und fiktive Katastrophen, den Klimawandel und den RTL-Film „Helden“.

Frau Paul, ziehen Sie Katastrophen an?

Ich bin zwar ab und zu etwas chaotisch, aber dass ich jetzt Katastrophen anziehen würde, hoffe ich nicht.

In Filmen aber vielleicht schon. Da gab es bei Ihnen die „Hindenburg“, die große Flut und nun den RTL-Katastrophenfilm „Helden“. Was fasziniert Sie an diesen Stoffen?

Das sind ganz unterschiedliche Filme. „Die Nacht der großen Flut“ war ein Doku-Drama, das auf einer wahren Begebenheit beruhte, so wie die Hindenburg auch. Mich interessieren primär die Stoffe und die Rollen. Die Person, die ich in „Die Nacht der großen Flut“ gespielt habe, hat wirklich gelebt, ich habe sie getroffen. Bei der „Hindenburg“ war die Rolle der jüdischen Frau spannend, aber auch, etwas mit dem damals noch sehr jungen Regisseur Philipp Kadelbach zu machen. Und die Rolle der Sophie Ritter in „Helden“ habe ich als eine Kassandra begriffen, die etwas sieht, was zuerst keiner hören will. Außerdem fand ich den Actioncharakter des Films spannend.

In „Helden“ geht es um den Teilchenbeschleuniger in Genf, der den Urknall simuliert. Nach einem Unfall erzeugt er ein Schwarzes Loch, auf den Reichstag kracht ein Satellit, Erdbeben erschüttern Deutschland. Wie realistisch ist der Plot?

Als der Teilchenbeschleuniger seine Arbeit aufnahm, kursierten überall solche Geschichten, dass Schwarze Löcher erzeugt würden. Die Physiker in Genf bestreiten dies. Die Mini-Black-Holes hätten mit den kosmischen Schwarzen Löchern keine Gemeinsamkeit. Andere Leute vertreten vor allem im Internet und auf Blogs ganz andere Meinungen. Ich kann nicht einschätzen, wer recht hat. Aber so, wie es im Film dargestellt wird, ist es natürlich eine Fantasie,…

… die aber nicht komplett aus der Luft gegriffen ist …

… ich halte mich am liebsten an klare naturwissenschaftliche Meinungen. Ich glaube schon, dass Experimente dieser Art, die niemand mehr begreifen kann, Ängste auslösen können. Man versteht längst nicht mehr alles. Aber da ist der Teilchenbeschleuniger das geringste Problem.

Sie sind promovierte Ärztin. Wird mit Filmen wie diesem nicht eine bedenkliche Technikangst geschürt?

In amerikanischen Produktionen kommen ganz andere Sachen vor. Ich sehe solche Filme in erster Linie als Unterhaltung. Mit „Helden“ wollen die Produzenten und der Regisseur auch zum Nachdenken anregen. Nicht nur über die Technik, sondern generell über die Verantwortung, die wir haben. Wenn ein Film dazu beiträgt, dass man darüber nachdenkt, was wir machen, ob wir noch die Kontrolle darüber haben und ob das alles notwendig ist, dann ist dies das Bestmögliche, was eine solche Produktion leisten kann.

Das klingt nach Dürrenmatts „Physikern“ und daran, dass die Wissenschaft nicht alles umsetzen sollte, was möglich ist. Worüber machen Sie sich Sorgen?

Mir macht der Raubbau, den wir auf unserem Planeten betreiben, Sorgen. Der Weltklimarat hat seine Warnungen sogar verschärft, dass die Erderwärmung zunimmt und die Gletscher immer schneller schmelzen. Ich fürchte, dass wir aus dieser Konsumgesellschaft und diesem Raubbau-Leben gar nicht mehr herauskommen. Das bewegt mich viel mehr als die Fortschritte, die wir technisch erzielen. Vielleicht liegt das daran, dass ich die Gefahren des Klimawandels eher verstanden habe als Klonen und Gentechnologie.

Christiane Paul spielt in "Helden" die Wissenschaftlerin Sophie Ritter, die vor den Gefahren der Versuche gewarnt hatte.

Im Film spielen Sie die Wissenschaftlerin Sophie Ritter, die lange vor der Katastrophe, vor den Gefahren gewarnt hat und nun Deutschland vor dem Schlimmsten retten soll. Ist Christiane Paul eine Umweltaktivistin?

Diesen Stempel hat mir Wikipedia gegeben, ich bezeichne mich nicht so. Mit dem Klimawandel habe ich mich ausführlich beschäftigt, ich habe ein Buch darüber geschrieben („Das Leben ist eine Öko-Baustelle: Mein Versuch, ökologisch bewusst zu leben“, Anmerkung d. Red.), und wenn ich dabei helfen kann, dass das Thema in der Öffentlichkeit bleibt, dann tue ich das. Es braucht aber vor allem Menschen in der Elite, die an den richtigen Rädern drehen. Doch das passiert nicht. Es gibt ein klares Elitenversagen.

Was wollten Sie mit dem Buch erreichen?

Dass aus dem Umdenken ein Handeln wird. Ich will deutlich machen, dass der Klimawandel nicht einfach eine Schwarzmalerei ist, dass diese Fakten nicht weggeredet werden können. Und dass wir einen kulturellen Wandel brauchen. Das Buch soll zeigen, dass Veränderungen möglich sind, und dass man im Kleinen anfangen sollte.

RTL sendet „Helden“ am Tag der Deutschen Einheit: Mangelt es den Deutschen an Helden?

Es gibt durchaus Helden, Helden des Alltags. Denken Sie nur an die TV-Weihnachtsshows, in denen Menschen für ihr soziales Engagement gewürdigt werden. Was uns möglicherweise fehlt, sind die klassischen großen Helden. Sicher, es gibt Popstars und Fußballstars, aber die großen Persönlichkeiten, die Dinge bewegt haben, gibt es so nicht mehr.

Es müssen ja nicht immer gleich Helden sein, im Film meistern die Menschen die Katastrophe durch solidarisches Handeln.

Bei der Flut im Sommer sind die Menschen auch bei uns zusammengerückt und haben die Sandsäcke in die Hand genommen und Deiche gebaut. Im Alltag hat man hingegen oft den Eindruck, dass sich die Menschen eher um sich selbst kümmern als um das Allgemeinwohl. Wenn man eine Botschaft in dem Film sehen möchte, dann vielleicht, dass man es gemeinsam schaffen kann.

In „Helden“ haben sie viele Stunts selbst absolviert.

Die Szene zum Schluss des Filmes im Kontrollraum habe ich unter anderem deshalb selbst gemacht, weil es für die Kamera besser ist, wenn man kein Double hat. Es hat mir großen Spaß gemacht.

Ein ganz anderes Thema: In einem Berliner Radio-„Tatort“ waren Sie ja schon zu hören. Nun sind die Jobs der Berliner TV-„Tatort“-Kommissare vakant. Würde Sie das reizen?

Natürlich ist der „Tatort“ sehr beliebt und ein tolles Format mit vielen namhaften Kollegen. Aber ich habe mir darüber noch gar keine Gedanken gemacht. Man müsste schon auf mich zukommen.

Das Interview führte Kurt Sagatz.

"Helden - wenn dein Land dich braucht" läuft am Donnerstag um 20 Uhr 15 auf RTL.

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