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Jasmin Kosubek moderiert für "Russia Today Deutsch" täglich die Sendung "Der fehlende Part".

© TSP

Russische Medien auf Sparkurs: Russia Today Deutsch vor dem Aus?

Der Rubel schwächelt, der Ölpreis fällt: Deshalb gerät Putins Auslandspropaganda in Bedrängnis. Besonders bei "Russia Today Deutsch" soll gespart werden.

Lernen, lernen und nochmals lernen, hatte Revolutionsführer Lenin der Nation aufgegeben. Bei Russlands Finanzminister Anton Siluanow heißt es: Sparen, sparen und nochmals sparen. Der Grund: Rubelschwäche und sinkende Ölpreise. Der derzeit geltende Nachtragshaushalt – kritische Experten fürchten, er sei noch nicht das letzte Wort der Kassenwarte – schont dabei nicht einmal heilige Kühe wie die staatlichen Medien.

Zwar sah schon der ursprüngliche Haushaltsentwurf 2015, den die Duma im Oktober bestätigte, herbe Einschnitte vor. Die Staatsholding WGTRK – zu ihr gehören vier reichweitenstarke überregionale und rund 80 regionale TV-Kanäle sowie ein Dutzend Radiosender – sollte im laufenden Jahr mit 7,8 Prozent weniger Geld auskommen als 2014. Auf Hungerdiät wurden auch der staatsnahe Erste Kanal, die „Rossijskaja Gaseta“ – das Amtsblatt der Regierung – und die Nachrichtenagentur TASS gesetzt.

Das Allerheiligste wird noch verschont: Die Auslandspropaganda

An das Allerheiligste wagten die Haushaltsplaner sich im Herbst allerdings noch nicht heran: an die Auslandspropaganda. Margarita Simonjan, die Chefin von Russia Today – dem Auslandsfernsehen –, freute sich Mitte Oktober in einem Interview für die Wirtschaftszeitung „rbk daily“ sogar über Zulagen von rund 42 Prozent. Ein wahrer Goldregen ging damals auch über die Staatsholding Russland heute nieder. Zu ihr gehören das Auslandsradio Stimme Russlands, das in gut einem Dutzend Sprachen – darunter auch Deutsch – sendet, und die Nachrichtenagentur RIA nowosti sowie deren zwölf fremdsprachige Begleiter: Sputniks. Einer davon erscheint auf Deutsch. Und während RIA nowosti sich vor allem an Russen wendet und diese eher informiert als bearbeitet, betreiben die Sputniks Gehirnwäsche im Sinne des Kremls. Vor allem zu den Entwicklungen in der Ukraine. Dafür wollte Mütterchen Russland noch im Oktober zweieinhalbmal mehr ausgeben als 2014. Wollte. Denn jetzt ist statt Klotzen Kleckern angesagt.

Zwar kürzte der Nachtragshaushalt die Ausgaben für sämtliche Staatsmedien um nur jeweils zehn Prozent. Doch Auslands-Fernsehchefin Simonjan machte eine andere Rechnung auf und die ist, anders als das, was sie gelegentlich als Kolumnistin von sich gibt, durchaus überzeugend.

Demzufolge verfügte Russia Today 2014 über ein Budget von 445 Millionen US-Dollar (rund 390 Millionen Euro). Dem lag jedoch ein Rubel-Wechselkurs von 1:30 zugrunde. Inzwischen kostet ein Dollar mehr als das Doppelte. Allein dadurch, jammerte Simonjan bei der Wirtschaftszeitung „Wedomosti“, habe sie faktisch nur noch die Hälfte an Geld zur Verfügung.

Auch der arabische und der spanische Kanal sollen abgespeckt werden

Denn 80 Prozent ihres Etats gehen für Sendeanlagen und Ausstrahlung in den USA und in Westeuropa drauf. Und für die Bezahlung muttersprachlicher Mitarbeiter aus dem Westen. Die meisten von ihnen heuerten nicht aus heiligem Zorn über die Russlandpolitik ihrer Regierungen bei dem Sender an, sondern wegen der selbst für ihre Heimatländer fürstlichen Honorare. Zwar dürften die Kürzungen beim englischsprachigen Hauptkanal moderat ausfallen. Die USA sind Hauptgegner Russlands, Zuschauer in den Vereinigten Staaten daher von Anfang an die wichtigste Zielgruppe. Allerdings, so Simonjan, werde man sich aus Kostengründen aus den Kabelnetzen vieler Länder, darunter auch angelsächsische, zurückziehen müssen.

Abspeckung droht auch dem arabischen Kanal und dem spanischen. Auf einen deutschen und einen französischen Kanal werde der Sender womöglich ganz verzichten müssen, warnte Simonjan bereits. Zu Russia Today auf Deutsch gehört die Web-Show „Der fehlende Part“.

Wegen der Rubelschwäche ist auch das Budget der Staatsholding Russland heute de facto von 250 auf 99,7 Millionen Dollar geschrumpft. Dort und bei der staatlichen Nachrichtenagentur TASS geht die Angst vor Entlassungen um. Laut TASS-Krisenplan sollen 25 Prozent der Mitarbeiter – technische wie Journalisten – gehen müssen. Wer bleiben darf, muss künftig für weniger Geld mehr arbeiten.

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