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Medien: Samstagabend, Sonntagmorgen

So viel Fußball wie noch nie: Ein Fahrplan für die Bundesliga-Berichterstattung

Von Paul Breitner ist man einiges an Sprüchen gewohnt. „In diesem Scheißverein kann man nicht mal richtig feiern.“ (über den FC Bayern). Oder: „Sie sollen nicht glauben, das sie Brasilianer sind, nur weil sie aus Brasilien kommen.“ Zuletzt hatte Breitner solche Sachen beim Deutschen Sport Fernsehen (DSF) verbreiten dürfen, als Experte. Damit ist nun Schluss. Heute startet die 41. Saison der Fußball-Bundesliga. Paul Breitner ist nicht mehr dabei.

Ob er beim DSF nicht mehr richtig feiern konnte, ist nicht bekannt. Der Vertrag zwischen Breitner sei nicht verlängert worden, so die offizielle Version beim DSF. Stattdessen steigt Ex-Nationalspieler Thomas Helmer in die Moderatorenriege des Spartensenders ein.

Ansonsten bleibt in Sachen Bundesliga-Berichterstattung alles beim Alten. Am Freitag übertragen sowohl die ARD als auch der Pay-TV-Sender Premiere das Auftaktspiel zwischen Werder Bremen und Schalke 04. Während der Abo-Kanal als „Offizieller Partner der Bundesliga“ alle 306 Erstliga-Partien original zeigt, darf das Erste zwei Spiele komplett zeigen. Die ARD baut auf die „Sportschau“ am Samstag von 18Uhr10 bis 19Uhr45 mit den Moderatoren Lierhaus, Delling, Beckmann.

Es könnte allerdings – neben Paul Breitner – einen weiteren Verlierer der neuen Saison geben. Das Top-Spiel des Tages (am Sonnabend: HSV gegen Bayern) soll als feste Einrichtung der „Sportschau“ verschwinden – und damit auch Moderator Waldemar Hartmann, der diese Spiele aus den Stadien live vor Ort präsentierte. Weniger Bildschirmpräsenz für Hartmann? Eine nicht ganz unpikante Personalie, wenn man zum einen die Spieler- und Publikumsnähe des Moderators und zum anderen dessen Verhältnis zum verantwortlichen ARD-Sportkoordinator Hagen Boßdorf bedenkt, das offenbar nicht gerade als Freundschaft bezeichnet werden kann.

„Ich bin schwer enttäuscht, kann diese Entscheidung überhaupt nicht verstehen. Aber ich werde nicht einknicken“, sagt Hartmann. Der BR-Mann musste sich schon mal übergangen fühlen, als er vor einem Jahr nicht „Sportschau“-Moderator wurde. Die „Sportschau“ hat dann aus dem Stand Samstag für Samstag sechs Millionen Zuschauer geholt – ohne Hartmann als Studio-Moderator. Wenn der 56-Jährige nun auch noch weniger Spiele moderieren darf, müsste er da den Sender wechseln? „Ich hab’s eigentlich nicht vor. Zwei Versuchungen habe ich ja schon überstanden.“ Am Samstag darf Hartmann auf jeden Fall noch mal ran. All zu viele Jobs wären auch nicht frei.

Nach der „Sportschau“ geht es mit der Bundesliga weiter wie gehabt. Frühestens um 22 Uhr das ZDF-„Sportstudio“. Die Mainzer halten trotz Quoten-Knick am Moderatoren-Quartett Wolf-Dieter Poschmann, Johannes B. Kerner, Michael Steinbrecher und Rudi Cerne fest. Ex-„Sportstudio“-Mann Michael Palme sitzt jetzt bei „Premiere“. Stichwörter geben für Marcel Reif statt ZDF-Reporter. Schade eigentlich.

Was ist von all dem, was ist vom Spieltag zu halten? Das erfährt man auch in der Saison 2004/2005 wieder am Sonntag morgen, 11 Uhr, beim launigen Journalisten-Stammtisch „Doppelpass“. Gastgeber: Jörg Wontorra. Dauergast: Udo Lattek. Nachmittags dann die Zweite Liga (DSF, ab 16 Uhr 30) und die zwei Spiele der Ersten Liga (von 19 Uhr bis 20 Uhr 30, nicht bis 20 Uhr 15 wie bisher). Dazu gibt es von montags bis freitags um 18 Uhr 30 Uhr „Bundesliga Aktuell“ mit Jörg Dahlmann und Thomas Helmer, dem laut DSF „ersten Ex-Nationalspieler, der Moderator wird“.

Also doch noch etwas Neues. Jedenfalls viel Fußball im Fernsehen die nächsten Monate, so viel wie noch nie, vor allem beim DSF. Und alles ohne Breitner. Vielleicht gibt es bald wieder Arbeit – bei Internet- und Mobilfunkanbietern. Wieder mal wird das Zeitalter von Handy-TVs und Internet-Streams ausgerufen. T-Online als Rechte-Inhaber rechnet damit, erstmals Gewinne mit der Vermarktung von Bildern und Video-Sequenzen im Netz zu machen. Angeblich würden Inhalte an alle deutschen Mobilkfunkanbieter außer o2 verkauft.

Aber mal ehrlich, hat schon mal jemand Samstags ab halb vier einen Handy-Nutzer herumlaufen sehen, der sich über den Display beugt und „Tor!“ schreit? Dann lieber die Bundesliga–Konferenz im „InfoRadio oder Premiere sehen in Gaststätten. Und das Internet? Im vergangenen Jahr gab’s da Donnerstag nachmittags eine „Internet-Sportschau“. Die ist eingestellt.

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