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Medien: Sat 1: Konkurrenz für Heiner Bremer

Jörg Howe, 43, ist seit 1996 Chefredakteur des Berliner Privatsenders Sat 1. Herr Howe, RTL hat Heiner Bremers "Nachtjournal", ARD und ZDF haben Nachrichtensendungen nach Mitternacht, jetzt kommen Sie auch noch mit "die nacht".

Jörg Howe, 43, ist seit 1996 Chefredakteur des Berliner Privatsenders Sat 1.

Herr Howe, RTL hat Heiner Bremers "Nachtjournal", ARD und ZDF haben Nachrichtensendungen nach Mitternacht, jetzt kommen Sie auch noch mit "die nacht". Wer soll das sehen?

Die Zuschauer, die nach der "Harald-Schmidt-Show" heimatlos sind, weil sie von uns keine Informationssendung angeboten bekamen. Wir haben den einen oder anderen direkt in die Arme von Heiner Bremer getrieben. Es gab also einen ökonomischen Zwang, diese Sendung zu machen. Und außerdem einen journalistischen. Bisher hatten wir mit "18.30" die erste Nachrichtensendung, danach aber nichts mehr.

Warum sollen Zuschauer bis 0 Uhr 15 auf Nachrichten warten, wenn sie die woanders um 0 Uhr haben können?

Die Uhrzeit ist kein Qualitätsmerkmal. Es geht nur um Inhalte, Inhalte, Inhalte. Im Gegensatz zu RTL machen wir eine Sendung für jüngere Menschen. Wir haben eine 20-minütige, sehr kompakte Nachrichtensendung, die trotzdem mit längeren Beiträgen Hintergrund-Informationen bietet und hilft, den Tag einzuordnen. Die Moderatoren, Julia Hacke und Jochen Sattler, sind jünger als Bremer, unverbrauchter, und schaffen es trotzdem, die Zuschauer noch einmal durch den Tag zu führen, so dass sie beruhigt einschlafen können, ohne etwas verpasst zu haben.

Wie wird die Sendung aussehen?

Sie ist länger als ursprünglich geplant. Der neue Nachrichtenvorstand Claus Larass wollte das so, weil er Wert auf mehr Hintergrundinformationen legt. Es wird einen festen Nachrichtenblock geben, ein Top-Thema und natürlich Börse und Wetter. Die Sendung ist klassisch strukturiert, aber mit dem Erscheinungsbild eines modernen Nachrichtenmagazins - mit Politik, Lifestyle und etwas Sport.

Sie sagen, sie wollen jüngere Nachrichten machen als RTL. Woran erkennt man junge Nachrichten?

Sowohl an den Beiträgen als auch an der Themenauswahl. Bremer ist schon sehr öffentlich-rechtlich geworden.

Wenn das Thema des Tages die Entschädigung von Zwangsarbeitern ist - wie wollen Sie das jünger rüberbringen?

So ein Thema werden wir natürlich ganz klassisch aufbereiten, das geht gar nicht anders. Aber wenn es zum Beispiel um UMTS-Handys geht, dann kann ich das optisch ganz anders aufbereiten als die anderen.

Heißt das, dass Sie auf Babs & Bobs-Geschichten verzichten?

Nein. Babs & Bobs sind ja mittlerweile sogar schon bei den Öffentlich-Rechtlichen die Spitzenmeldung. Wenn es aber am gleichen Tag eine Meldung gibt, die das Kaliber einer Entscheidung in der Frage der Zwangsarbeiter-Entschädigung hat, dann wäre das immer die Spitzenmeldung für mich. Egal, was Babs und Bobs getan haben.

Welche Themen meinen Sie, wenn Sie von Lifestyle reden?

Die "Echo"-Verleihung würde zum Beispiel gut reinpassen. Und natürlich alles rund um Computer, Online, Handy.

Wie wichtig ist die feste Sendezeit um 0 Uhr 15?

Das ist ein ganz wesentlicher Punkt. Für mich ist es unbegreiflich, dass ARD und ZDF das nicht machen.

Kann man mit einer nächtlichen Nachrichtensendung Geld verdienen?

Es wird in dem Format keine Werbung geben. Außerdem machen wir das nicht nur, um Geld zu verdienen, sondern, um ein vernünftiges Angebot zu haben. Langfristig wird es sich hoffentlich auszahlen, weil der Zuschauer weiß, dass er bei Sat 1 nicht nur Show und Unterhaltung geboten bekommt.

Sie werden bald auch Geschäftsführer des Nachrichtensenders N 24 sein. Wie werden Synergien für "die nacht" ausgeschöpft?

Es gibt bei Sat 1 innerhalb der Nachrichtenredaktion eine eigene Redaktion, die sich um die Sendung kümmert.

Und künftig?

In Zukunft wird bei Standard-Terminen nur ein Team vor Ort sein, weil wir ja für alle Formate Rohmaterial brauchen. Dieses Material werden die einzelnen Redaktionen für ihre Sendungen unterschiedlich bearbeiten.

Wie viele Zuschauer wollen Sie mit "die Nacht" eigentlich erreichen?

Ich habe nur eine Marktanteilserwartung: Ich hoffe, dass wir sehr schnell sowohl insgesamt als auch in der Zielgruppe der bis 49-Jährigen in einen zweistelligen Bereich kommen ...

also zehn Prozent plus x?

Ja. Und das geht auch, denn wir haben auf diesem Sendeplatz immer wieder mal Sondersendungen gemacht. Und da hatten wir bis zu 20 Prozent Marktanteil.

Wie lange hat "die nacht" Zeit, sich zu entwickeln, ohne dass jemand meint eingreifen zu müssen, um mehr Quote zu machen?

Ich glaube, dass man so einem Format Zeit geben soll, dass sich aber eine Nachrichtensendung inhaltlich immer weiter entwickeln muss. Sonst wirkt sie irgendwann antiquiert.

Die Kirch-Gruppe fiel bislang nicht durch die Kernkompetenz Nachrichten auf ...

Wir haben mit N 24 einen Sender, der rund um die Uhr Nachrichten anbietet. Bei Pro 7 gibt es gute Nachrichten, die eher auf die junge Zielgruppe zugeschnitten sind. Wir sind bei Sat 1 ein bisschen älter.

Wird das Magazin die konservative Stimme der Nacht sein?

Ich bin ein Konservativer, ja. Und die Kirch-Gruppe ist ein bürgerlich-konservatives Medienhaus. Wir wollen für niemand das Sprachrohr sein. Alles, was wir wollen, ist eine vernünftige Nachrichtensendung, die professionell gemacht ist.

Herr Howe[RTL hat Heiner Bremers \"Nachtjournal\"]

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