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Multitalent. Oliver Pocher, 32, ist Entertainer, Schauspieler, Komiker und Musiker. Bis April 2009 präsentierte er mit Harald Schmidt die ARD-Sendung „Schmidt & Pocher“. Seit knapp einem Jahr lädt er bei Sat 1 zur „Oliver Pocher Show“ (freitags, 23 Uhr 15).

© ddp

Sat-1-Talk: „Wir sind die Prügelknaben“

Oliver Pocher ist zurück aus der Sommerpause. Ein Gespräch über Selbstfindung, seine Zukunft bei Sat 1 – und Harald Schmidt.

Herr Pocher, was wird in der neuen Saison der „Oliver Pocher Show“ anders und damit besser?

Das Studio ist optimiert worden, die Showtreppe ist raus. Die Babypuppen Kalle und Ralle werden nicht mehr regelmäßig an meiner Seite sein. Außerdem gibt es neue Rubriken. Zum Beispiel „Aufwärts mit Pocher“, wo ich im Fahrstuhl mit Leuten ins Gespräch komme. Oder „Olli e.V.“, eine Rubrik, in der ich außergewöhnliche Vereine besuche. Für die erste Sendung war ich in einem Lachclub.

Die Show ist um eine Stunde nach hinten verlegt worden, auf 23 Uhr 15. Eine Strafversetzung?

Nein, auf gar keinen Fall. Wir glauben einfach, dass wir mit diesem Sendeplatz die Zielgruppe besser erreichen.

Ihr Publikum ist also schmaler geworden?

Das Publikum ist bei Sat 1 tendenziell ein anderes als zum Beispiel bei Pro7. Vielleicht schauen viele meiner Zuschauer eher Pro7. Aber ich bin durchaus auch in der Lage, die Sat-1-Zuschauer dazu zu bewegen, einzuschalten.

Wie viel „Late Night“ steckt noch in der Pocher-Show? Die Showband ist weg, der Schreibtisch und die Treppe auch, der Stand-up-Teil wurde eingekürzt …

Wie jede Sendung haben wir einen gewissen Selbstfindungsprozess durchlaufen und alles, was wir gemacht haben, kritisch hinterfragt. Das Ergebnis ist ab heute Abend jeden Freitag zu sehen. Eine klassische Late-Night-Show sind wir nicht mehr.

Vergangene Saison mussten Sie mächtig Kritik einstecken. War das gerechtfertigt?

Ich bin es gewohnt, kritisiert zu werden. Egal was ich mache: Leute fühlen sich immer auf den Schlips getreten. Damit kann ich gut leben. Wichtig ist dabei, dass ich gerechtfertigte und ungerechtfertigt Kritik voneinander unterscheiden kann.

Ihrem Sat-1-Kollegen Johannes B. Kerner ergeht es ähnlich: Auch er muss um neues Publikum kämpfen. Treffen sie sich, um sich gegenseitig zu motivieren?

Klar treffe ich ihn manchmal, erst gestern war ich Gast in seiner Sendung. Aber wir trauern dann nicht den alten Zeiten hinterher. Ich habe eine absolut zufriedenstellende Sendung – in allen Belangen. Momentan sind Kerner und ich die Prügelknaben, aber damit können wir sehr gut leben. Wenn man das Aushängeschild eines Senders ist, dann liegt ein gewisser Fokus auf einem.

Lange Zeit haben Parodien von Oliver Kahn und Lukas Podolski zu Ihren Paraderollen gehört. Wen werden Sie sich als Nächsten vornehmen?

Jörg Kachelmann ist ja derzeit sehr präsent. Allein sein selbst gedrehtes Interview war Comedy pur. Ich gehe davon aus, dass er nachlegen wird zum Prozess. Dann werde ich zur Stelle sein.

Schmerzt es Sie, dass in den Klatschspalten mehr über Sie gelesen wird, als dass Ihre Show gesehen wird?

Das ist nicht richtig. Im Vergleich zu den Verkaufszahlen der Klatschmagazine erreiche ich mit meiner Arbeit im Fernsehen viel mehr Menschen. Die Berichterstattung in den Boulevard-Medien über mich ist ein Prozess, den ich nur bedingt steuern kann.

Die „Bild“-Zeitung zeigte kürzlich Ihre Hochzeitseinladung.

Bei Sachen, die ich per Post verschicke, gehe ich vom Briefgeheimnis aus. Wenn sich manche Medien nicht daran halten, dann schöpfe ich alle Rechtsmittel aus.

Schützen Sie Ihr Privatleben so eifrig wie Günther Jauch oder Harald Schmidt?

Wer Grenzen überschreitet, gegen den gehe ich rechtlich vor. Das tun alle Kollegen, die ihr Privatleben, soweit es geht, aus der Öffentlichkeit heraushalten wollen. Und zu denen zähle ich mich auch.

Günther Jauch wird bald ins Erste wechseln. Aus Ihrer Erfahrung: Was erwartet ihn da?

Nichts Außergewöhnliches. Er wird sich ja nicht mit irgendwelchen Redakteuren auseinandersetzen müssen. Mittlerweile haben alle erkannt, dass es das Beste ist, Jauch zur ARD zu holen. Er wird eine unterhaltsame Sendung abliefern. Und er hat mit dem „Tatort“ den besten Vorlauf, den man bei der ARD haben kann.

Die RTL-Sendung „Fünf gegen Jauch“, die Sie moderieren, wird fortgesetzt?

Wir werden noch zwei Ausgaben machen. In Zeiten von Jauch merkt man, dass Sendergesichter verschwimmen. Dem Zuschauer ist es mittlerweile relativ egal, ob oben in der Ecke ein Ball zu sehen ist oder irgendein anderes Logo.

Für Sat 1 werden Sie auch „Lieber Onkel Olli…“ machen. Wechseln Sie ins Onkel-Fach?

Mir macht die Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen schon seit Jahren Spaß. Es geht in der Sendung darum, Wünsche zu erfüllen, ohne dabei auf die Tränendrüse zu drücken – ich bin ja nicht Kai Pflaume. Die Show soll zu Beginn des kommenden Jahres starten.

Stehen Sie eigentlich noch mit Harald Schmidt in Kontakt?

Nein, nicht wirklich. Vielleicht wird man sich irgendwo mal über den Weg laufen, im Waldorf-Kindergarten in Köln etwa.

Haben Sie verfolgt, was Schmidt nach Ihrem Weggang gemacht hat?

Gelegentlich. „Schmidt & Pocher“ hat mir aber eindeutig besser gefallen.

Manche sehen ihn beim „Satire-Gipfel“, an der Seite von Mathias Richling …

Sollte es soweit kommen, hätte Richling wohl nicht mehr viel zu sagen. Wenn die ARD die Schmidt-Show nicht mehr fortführt, ist der „Satire-Gipfel“ ein Kompromiss, mit dem er sechs Mal im Jahr auf dem Bildschirm zu sehen wäre. Das wäre im Prinzip ein Abschied auf Raten.

Sie hingegen sind vom Abschied weit entfernt.

Momentan gilt es, die Position zu festigen, die man hat. Natürlich habe ich bezüglich der Quote einen anderen Anspruch. Ich bin froh, dass mir mein Sender Zeit gibt. Harald Schmidt hatte bei Sat 1 lange schwache Einschaltquoten, er wurde von Kritikern verrissen. Und dann war er plötzlich der Größte und jeder lobte ihn. Bei den Privaten ist es eben wie in der Bundesliga. Verliert man zwei Mal, spielt man um den Abstieg. Gewinnt man zwei Mal, spielt man um die Champions League. Insofern warte ich ab, wie sich die Dinge entwickeln.

Das Gespräch führten Nana Heymann und Joachim Huber.

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