zum Hauptinhalt
Unter dem Hashtag #savetwitter kämpfen Millionen Twitter-Nutzer für den Weiterbestand des Kurznachrichtendienstes. Dabei hatte Twitter die Meldung über die Schließung längst dementiert.

© AFP

#savetwitter: Ein Hoax geht um die Welt

Das kann es nur auf Twitter geben: Obwohl das Unternehmen das angeblich bevorstehende Aus postwendend dementierte, läuft die Solidaritätswelle unter #savetwitter unbeeindruckt weiter durchs Netz. Eine Polemik.

Das war aber auch überfällig: Der Kurznachrichtendienst Twitter wird dicht gemacht. Die wichtigsten Gründe in maximal 140 Zeichen: Der anhaltende Missbrauch durch den #IS und andere Terroristen. Aber vor allem die mangelnde #Monetarisierung, sprich die zu geringen Werbeeinnahmen. Weitere Gründe ließen sich schnell finden. Twitter-Nutzern wird nun nahegelegt, ihre Aktivitäten zu Facebook zu verlagern oder tatsächlich den Platz vor dem Display mit dem Real Life zu vertauschen, schließlich ist Sommer, auch wenn man das momentan nicht wirklich glaubt.

Wo wir gerade bei Glaubwürdigkeit sind: Der dritte Grund für die Schließung von Twitter wäre natürlich, dass über den Dienst jederzeit alle nur denkbaren oder unmöglichen Behauptungen verbreitet werden können und sich dann viral durch das Netz fressen – wie gerade jetzt mit dem Tweet über die angebliche Twitterschließung und die draus unvermeidlich folgende Twitter-Solidarisierungswelle unter dem Hashtag #savetwitter. Eine solche Erregungswelle nach einem Hoax – in früheren Zeiten, als Meldungen noch schwarz auf weiß gedruckt wurden, sprach man von einer Ente – konnte es nur auf Twitter geben. Denn natürlich ist nichts dran an der Meldung.

Ganz schlaue Twitterer merken an, dass es im Jahr 2016 nicht mehr #savetwitter heißen darf. Politisch korrekt hieße es #prayfortwitter, schließlich wäre der Dienst ein weiteres Opfer des weltweiten Terrors. Die Verschwörungstheoretiker unter den Twitterern haben das Aus längst kommen sehen. Nicht etwa wegen der schlechten Geschäftszahlen des Unternehmens, vielmehr wollen sie die Zeichen an der Twitter-Wall beachtet haben. Selbst in offiziellen Twitter-Nachrichten zu #Rio2016 sahen sie immer wieder die vier Buchstaben „help“. Doch die Hilferufe verhallten ungehört, nun folgt das Unausweichliche. Oder eben doch nicht.

Twitter ist tot, es lebe Twitter

Das Unternehmen selbst hat rasch reagiert und das kurz bevorstehende Aus von Twitter postwendend dementiert. Doch statt nun einfach diesen Tweet millionenfach zu retweeten, argumentieren kritische Twitterer lieber mit Plausibilitätsüberlegungen, um ihren Followern die Angst vor der baldigen Vereinsamung und Beschäftigungslosigkeit zu nehmen. „Wenn Twitter wegen Cybermobbings angeblich gelöscht wird, warum existiert dann Facebook noch?“ fragt ein Nutzer. Eine andere Twitter-Nutzerin merkt an: „Konfuzius sagt: ,Glaub nicht alles, was im Internet steht!‘“ Und wieder ein anderer findet eine Analogie aus der Fast-Food-Welt: „War gerade bei McDonalds - hab ihnen gesagt das die Menschen durch Sie fett werden - McDonalds schließt alle Filialen“. Auch nicht schlecht. Wir sagen: Twitter ist tot, es lebe Twitter!

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false