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Medien: Schluss mit links und rechts?

„Gysi und Späth“: Zwei Moderatoren suchen weiterhin ihre Talkshow-Rolle

Am 20. Januar hatte sie Premiere, die MDRTalkshow „Gysi und Späth“. Späth, der Mann aus dem Westen und konservativ, und Gysi, der Mann aus dem Osten und links, sollten schon als Gastgeber die Themen kontrovers belegen. Heute läuft die dritte Ausgabe der gemeinsamen Anstrengung. Das Thema lautet „Deutschland sucht das Wirtschaftswunder – Was kommt auf den Osten zu?“, die Gäste sind Cornelia Pieper (FDP) und Rezzo Schlauch (Bündnis 90/Die Grünen). Nach „Gysi und Späth“, Teil 3, will der MDR über eine Fortsetzung entscheiden.

Herr Späth, was haben Sie von Herrn Gysi gelernt?

Was ich schon wusste, dass man mit ihm vernünftig diskutieren kann.

Herr Gysi, was haben Sie von Herrn Späth gelernt?

Er kann betriebswirtschaftlich und volkswirtschaftlich denken. Durch eine mir imponierende innere Ruhe bringt er in das Chaos seiner Verpflichtungen und Termine eine Linie rein. In gleicher Situation verfiele ich in völlige Hektik, das muss ich einfach von ihm lernen.

Angekündigt war, bei „Gysi und Späth" würde „Klartext" geredet. Haben Sie ihn vernommen?

GYSI: Ich fand schon, dass Gedmin, Schorlemmer, aber auch Blüm „Klartext" sprachen. Im Übrigen wird sich das noch entwickeln.

SPÄTH: In den bisherigen zwei Sendungen ist mir das Thema „Klartext" zu kurz gekommen; dies muss wesentlich besser werden.

Wann hört der Firlefanz auf, dass Gysi auf einem schwarzen und Späth auf einem roten Stuhl sitzt?

GYSI: Nun versucht ein Sender mal Witz zu zeigen, schon wird er vom Tagesspiegel abqualifiziert. Zudem: Die ersten beiden Sendungen haben doch schon bewiesen, dass Schubladen à la „der Rote“ und „der Schwarze“ nicht so schlicht funktionieren.

SPÄTH: Für Inszenierungen bin ich nicht zuständig.

Haben Sie dem Osten helfen können?

SPÄTH: Für meinen Geschmack haben wir uns zu wenig auf die Ostthemen konzentriert, sondern laufen auch zu sehr dem nach, was eben alle Talkshow-Veranstalter gleichzeitig inszenieren.

GYSI: Fernsehen kann in einem direkten Sinne so gut wie nie helfen. Der Anspruch wäre falsch. Die Sendung kann sich aber zu einem wichtigen regelmäßig wiederkehrenden Gespräch mit klarem ostdeutschen Bezug entwickeln. Das soll Interesse wecken, nicht unbedingt helfen.

Der Wechsel vom Gast zum Gastgeber: Was sind da die größten Probleme?

SPÄTH: Das noch nicht gelöste Problem besteht darin, dass zwei Personen moderieren sollen, aber gleichzeitig ihre grundsätzlich verschiedenen Ansichten erkennbar machen sollen. Man ist Gastgeber und kann sich nicht intensiv auf seine Gäste konzentrieren.

GYSI: Das sehe ich ähnlich: Als Gast kann man sich eher fallen lassen. Man wartet ab, welche Fragen man bekommt und entscheidet dann selbst, ob man auf die Frage antwortet oder drumherum redet. Man ist für die Linie, das Tempo einer Sendung nicht verantwortlich. Man muss auch nicht auf die Zeit und darauf achten, dass andere Gäste ausreichend zu Wort kommen. Man kann das zwar, man muss es aber nicht. Als Gastgeber muss man das alles im Kopf haben und beachten.

Hand aufs Herz: Würden Sie nicht lieber alleine moderieren?

SPÄTH: Nein, wenn die strukturellen Probleme in der Sendung gelöst werden können.

GYSI: Ich denke, in dieser Konstellation besteht auch ein Reiz. Im Übrigen ist es – ganz ehrlich – mal so und mal so. Wenn mir selber gerade nichts einfällt, bin ich froh, einen Mitmoderator zu haben. Wenn in mir eine Frage brennt und mein Mitmoderator gerade vom Thema wegfragt, bin ich nicht ganz so froh. Das ist halt wie alles im Leben. Jede Medaille hat zwei Seiten und jedes Ding sein Nebending.

Warum glauben Sie, dass die Talkshow fortgesetzt werden muss?

GYSI: Keine Talkshow muss fortgesetzt werden. Solange die Zuschauerinnen und Zuschauer die Sendung einschalten, solange der Sender sie will und solange die Moderatoren selbst die Lust daran nicht verlieren, spricht alles dafür, weiterzumachen.

SPÄTH: Weil es einen Versuch wert ist, sie weiter zu entwickeln.

Die Fragen stellten Joachim Huber und Matthias Meisner.

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