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Schmidt Pocher

© dpa

Schmidt & Pocher: Weiter Streit um das "Nazometer"

Die Gags zünden, das Tempo stimmt, das Zusammenspiel funktioniert immer besser: "Schmidt und Pocher" sind im Aufwind. Doch die ARD-Chefs wollen unbedingt das "Nazometer" aus der Sendung verbannen.

Würde man – wie es ja auch eigentlich sein müsste – das Fernsehen der ARD nach den Kategorien Anarchie, Witz, Leichtigkeit bewerten, dann würde man für diese Woche kaum messbare Ergebnisse erzielen. Ben Becker bei „Beckmann“ war eine Selbstdemontage, nur ohne Tragik und Tiefe. Plasbergs sogenannte Talkshow entwickelt sich zum populistischen Brachialstammtisch mit der Grundaussage „Politiker schlecht, Normalmenschen gut“. Frank Elstner erklärt Günther Jauch vor laufenden Kameras, wie schwer ein Lama bei seiner Geburt ist.

Und die ARD-Chefs haben einen Schuldigen für dieses Programm gefunden: Es ist Harald Schmidt, dessen Sendung sich um „100 Prozent bessern“ müsste, und der aber bitte sofort das „Nazometer“ rausschmeißen soll. Dummerweise ist Harald Schmidts Show mit Oliver Pocher im Moment das Beste, was es in der ARD gibt. Am Donnerstag lieferten die beiden den letzten Beweis. Die Gags zündeten, das Tempo stimmte, das Zusammenspiel funktioniert immer besser. Vor allem Pocher wächst an seiner Aufgabe – wenn er den völlig überflüssigen Gast Sabrina Setlur als „Naddel“ anspricht, dann ist das Systemkritik vom Allerfeinsten. Und Schmidt scheint das zu gefallen – er muss nur auf seine Prinzipien Acht geben.

„Never complain, never explain“ – dieses Motto des englischen Königshauses war einmal sein Motto: Beschwer dich nie, erklär dich nie. Doch seit dem Start von „Schmidt & Pocher“ erkennt man bei Schmidt manchmal Dünnhäutigkeit. In einem „Spiegel“-Interview setzte Stefan Raab einen kleinen Seitenhieb auf Schmidt, früher ignorierte Schmidt Raab so deutlich, dass jeder wusste, was er von ihm hält. Jetzt erzählt Schmidt seinen Zuschauern, dass Raab mit dem Hubschrauber zum Kaffeetrinken nach Belgien fliegt. Auch mag Schmidt die Kritik der ARD nicht mehr unkommentiert stehen lassen: Das umstrittene „Nazometer“ diente ihm in der Show vom Donnerstag als Laterne, die er von draußen ins Studio trug – ein symbolischer Akt? Ein Anflug von Rebellion? Hat Schmidt nicht nötig, so wie er es in der Vergangenheit nicht nötig hatte. Im Moment ist er bei der ARD das, was er bei Sat1 war: Ein Solitär, jemand, der seinen Job besser macht als der Rest, einer, den sich andere zum Vorbild nehmen sollten. Die ARD braucht ein „Schmidtometer“. Matthias Kalle

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