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Die Krankenakten von Michael Schumacher sollen auch deutschen Medien zum Kauf angeboten worden sein.

© dpa

Schumachers gestohlene Krankenakte: "Schmerzensgeld im sechsstelligen Bereich"

Bisher bestätigt nur die "Bild", dass ihr die Krankenakte von Michael Schumacher zum Kauf angeboten wurde - ein Abdruck könnte teuer werden.

Der Dieb hofft offenbar auf ein gutes Geschäft. Rund 50 000 Euro will er angeblich für die Krankenakte von Michael Schumacher haben, die aus der Klinik in Grenoble entwendet wurde. Deutschen Medien seien die Dokumente angeboten worden, berichtet die „Bild“. Die Zeitung selbst habe ein solches Angebot erhalten, dies aber abgelehnt, sagte ein Sprecher. Dagegen verneinen „Bunte“, „Focus“, „Closer“ und „Gala“, dass ihnen ein entsprechendes Angebot vorliegt. Für „Gala“-Chefredakteur Christian Krug klingen die Geschichte und der angeblich verlangte Preis „abenteuerlich“.

"Schmerzensgeld im sechsstelligen Bereich"

Ein Abdruck könnte teuer werden. „Das Schmerzensgeld kann in so einem Fall schnell in den sechsstelligen Bereich gehen“, sagt Medienanwalt Christian Schertz. Die Dokumente zu veröffentlichen, wäre „ein schwerer Verstoß“ gegen Schumachers Persönlichkeitsrechte. Bereits das Entwenden der Akte sei ein strafrechtlicher Verstoß. „Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich ein deutsches Medium auf ein solches Geschäft einlässt.“
Vorab hatte Schumachers Managerin Sabine Kehm ein konsequentes Vorgehen gegen den Diebstahl und mögliche Abdrucke angekündigt. In jedem Einzelfall würde „Strafanzeige wegen der Verwirklichung aller in Betracht kommender Straftatbestände“ gestellt werden, teilte sie in einer Erklärung mit. Sie sei über den Diebstahl und das Kauf-Angebot an die Medien „entsetzt und angewidert“.

"Sensationsjournalismus ohne Substanz und Relevanz"

Auch der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) warnte vor einem Abdruck: „Die Veröffentlichung dieser Akte wäre Sensationsjournalismus ohne Substanz und Relevanz. Der Inhalt dieser Akte hat schließlich weder politische noch gesellschaftliche Bedeutung“, erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken.

Die Polizei wurde bereits eingeschaltet. „Wir können nicht beurteilen, ob die Unterlagen echt sind. Fakt ist jedoch: Die Unterlagen sind gestohlen“, schrieb Kehm. Ohne die Dokumente zu kennen, habe auch die Klinik Anzeige wegen Diebstahls und Verletzung der ärztlichen Schweigepflicht erstattet, teilte das Krankenhaus in Grenoble am Dienstag mit. Das Computersystem werde auf einen möglichen Hackerangriff oder unbefugten Zugang überprüft, alle Klinikmitarbeiter, die Zugriff auf den Arztbrief gehabt haben könnten, von der Polizei befragt, sagte Staatsanwalt Jean-Yves Coquillat.

Erst vor einer Woche hatte Kehm die Medien um Zurückhaltung gebeten, damit Schumacher „seine weitere Rehabilitation außerhalb der Öffentlichkeit“ fortsetzen könne. Der frühere Formel-1-Weltmeister hatte sich Ende 2013 bei einem Ski-Unfall ein Schädel-Hirn-Traum zugezogen, monatelang lag er im Krankenhaus in Grenoble im Koma. Kurz nach dem Unfall soll ein Journalist versucht haben, sich als Priester verkleidet Zugang zu Schumachers Krankenzimmer zu verschaffen.

Die "Bild" druckte 2005 Gehirnbilder nach Gysis OP

Auch deutsche Medien halten sich nicht immer zurück, wenn es um die Krankenakten von Prominenten geht. Die „Bild“-Zeitung titelte 2005 nach einer Operation von Gregor Gysi mit Bildern eines Gehirns, die angeblich aus Gysis Krankenakte stammten. Der Linkenpolitiker setzte eine Gegendarstellung auf der Titelseite durch. Der dpa sagte er später aber: „Ich kenne mein Gehirn nicht per Foto und würde es auch nicht wiedererkennen“.

„Wo ist da die Moral? Wo ist das Taktgefühl?“

Aufsehen gab es auch 1981 nach dem tödlichen Unfall von Romy Schneider Sohn. Einem als Krankenpfleger getarnten Paparazzo war es gelungen, die Leiche des Kindes im Krankenhaus zu fotografieren. Die Schauspielerin klagte später wütend in einem Interview: „Wo ist da die Moral? Wo ist das Taktgefühl?“. Sonja Álvarez

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