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Den will ich haben!

© Arte

Science-Fiction: Die TV-Serie "Real Humans" macht aus Robotern Menschen

In der Sci-Fi-Serie wird der Unterschied zwischen menschenähnlichen Robotern und ihren Schöpfern immer kleiner. Schauen Sie sich Ihren neuen Partner im Bett besser genau an.

„Was ist der Mensch – die Nacht vielleicht geschlafen, / doch vom Rasieren wieder schon so müd, / noch eh ihn Post und Telefone trafen, / ist die Substanz schon leer und ausgeglüht.“ Schwer zu sagen, was der Dichter Gottfried Benn von dieser tollen schwedischen Fernsehserie gehalten hätte. An menschenähnliche Roboter war 1954 jedenfalls noch nicht zu denken, als Benn das Gedicht „Melancholie“ schrieb. Die Frage nach der Conditio Humana treibt auch den schwedischen Autor Lars Lundström um. 2009, 2010 schrieb er das Buch zur TV-Serie „Real Humans“. Ihm geht es um die Frage, was es überhaupt bedeutet, ein Mensch zu sein, wenn es weit entwickelte Maschinen in Menschengestalt gibt, die verkauft oder verschrottet werden können.

Die Hubots, wie die Maschinenmenschen in „Real Humans“ heißen, werden in sogenannten Hubot-Märkten von biederen Angestellten im gedeckten Anzug verkauft. Man geht da mit seinen Kindern am Wochenende hin wie zu Ikea. „Guck mal, Papa, den da möchte ich haben!“ Stecker rein und los. Die Roboter-Menschen sind je nach Programmierung abgerichtet auf die Nöte junger Familien wie der Familie Engmann, frustrierter Ehefrauen oder rüstiger Senioren. Sie eignen sich als Arbeitssklaven in der Industrie, Fitnesstrainer oder eben auch als Liebhaber.

Menschen wollen auch ewig leben

Nicht nur in dieser Hinsicht verschwimmen in der zweiten Staffel von „Real Humans“, die am Donnerstagabend auf Arte startet, die Grenzen zwischen echten Menschen und den immer menschlicher werdenden Hubots zusehends. Diese Hubots gelingen so perfekt, dass sich manche Menschen in Hubots verwandeln wollen, um ewig leben zu können. Dazu kommt ein Virus, das die Hubots unkontrollierbar und aggressiv macht. Die Haussklaven, die sich wie Menschen bewegen und sprechen, geraten außer Kontrolle und wollen die Herrschaft über den Planeten übernehmen. Auf menschlicher Seite wächst der Widerstand. Der alte Golem-Mythos: Der Mensch schafft sich künstliche Gefährten und verliert die Herrschaft über sie.

Zugegeben, das ist nichts für schwache Nerven, noch mehr als in der ersten Staffel, die 2013 auf Arte lief und gerade wiederholt wurde. Gerade der posthumane Aspekt mit den Sklaven-Hubots nimmt bedenkliche Ausmaße an. Im neuen „Hub Battle Land“ können sadistische Kunden Hubots abknallen, die mit der Fähigkeit zu Schmerz und Angst ausgestattet sind. Und nach dem tödlichen Schuss gleich wiederaufstehen.

Das Besondere an dieser Science-Fiction-Serie ist, dass sie eben nicht nur Science-Fiction ist wie beispielsweise die Genrefilme "A.I." oder „Gattaca“, sondern auch Krimi, ein bisschen Zombiefilm und vor allem Sozialdrama. Autor Lindström verweist erstaunlicherweise auf die US-Serie „Desperate Housewives“ als „gute Inspirationsquelle“. Szenen wie gleich in der ersten Folge die mit der Roboter-Barbie Florentine im Bett neben dem (ahnungslosen) echten Menschen oder Streits zwischen zwei Hausfrauen, wer den knackigsten Hubot zu Hause hat, sind davon nicht ganz so weit weg. „Ich habe ,Real Humans’ nie als Science-Fiction-Serie gesehen, sondern als Dramaserie mit Science-Fiction-Elementen“, sagt Autor Lindström. Er benutze Science-Fiction als Metapher, um gesellschaftliche Probleme wie illegale Einwanderung oder Homo-Ehe anzusprechen.

Die neuen Folgen werden vorangetrieben von der verstärkten Suche nach einem Code, der aus den menschenähnlichen Robotern Menschen macht, zumindest eigenständige Wesen mit eigener Persönlichkeit. Das gerät an manchen Stellen dieser zweiten Staffel etwas vordergründig, splattermoviehaft. Dennoch fragt man sich wieder mal, warum die besseren Serien-Geschichten immer aus Skandinavien oder den USA kommen. Mittlerweile sollen 15 Länder die Rechte für „Real Humans“ gekauft haben. Das trifft einen Nerv. Eine Serie gleichermaßen für Philosophen auf der Suche nach der Conditio Humana, Melancholiker und, ja, Action-Fans.

„Die Beziehung zwischen Mensch und Maschine fasziniert, denn Roboter könnten unsere Zukunft sein“, erklärte Lundström das Interesse an seinem Film. Die dritte Staffel soll in Vorbereitung sein. Nicht, dass sich die Barbie Florentine und ihr Lover irgendwann beim Paartherapeuten wiederfinden. Ausgeglüht.

„Real Humans – Echte Menschen“, Donnerstag, Arte, jeweils zwei Folgen ab 21 Uhr 45. Insgesamt zehn Folgen

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