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Scientology-Film: Wenn doch etwas bleiben soll

ARD-Programmdirektor Volker Herres spricht von einem "sensationellen Erfolg". Das tut er zu Recht, denn 8,7 Millionen Zuschauer für den Fernsehfilm "Bis nichts mehr bleibt" zunm Thema Scientology ist eine Sensation, zugleich die höchste Quote für einen ARD-Mittwochsfilm seit zehn Jahren.

Wie sehr sich das Publikum für die Scientology-Sekte interessiert, belegt die nächste Sensation. „Hart aber fair“, das dem Film nachfolgende und das Thema vertiefende Talkmagazin, versammelte 7,5 Millionen vor den Bildschirmen. Die höchste Quote, die „Hart aber fair“ jemals eingefahren hat.

Der ARD ist mit dieser Schwerpunktsetzung geglückt, was sich der neue ZDF-Chefredakteur Peter Frey als Aufgabe gestellt hat: „Auffälligkeiten“ im Programm schaffen, Formate wie Film und Talk in der Weise kombinieren, dass die stets gewollte Emotion mit der stets notwendigen Information unterfüttert wird. Scientology, diese sagenumwobene Organisation, die Menschen nur nicht auf sich beziehen, sondern auch von sich abhängig machen kann, ist da nur ein Synonym für jene Seelenfängerei in einer Gesellschaft, die sich säkular und rational versteht und doch ohne Überbau, ohne Spiritualität nicht sein kann.

Angesagte Medienpropheten künden vom Ende des Fernsehens als eines Leitmediums. Zerstreuungsmaschine mit der simplen Funktion einer Lichtquelle. Stimmt schon, viel vom Angebot und viel von der Nachfrage bezeugt die Qualität eines nicht ernst gemeinten und nicht ernst genommenen Programms, Dick reimt sich auf Doof, nur gut ist, dass dieses TV-Meer des Banalen so seicht ist, dass keiner darin ertrinken kann.

Das Fernsehen selbst muss den Gegenbeweis antreten und Zuschauererfolge wie „Bis nichts mehr bleibt?“ prolongieren. Missbrauch, das Thema des Jahres 2010, darf nicht warten. Wie sich Tag für Tag deutlicher herausschält, ist die anfängliche Minderheiten-Problematik ein allgemeines Phänomen. Wenn Aktualität in Fiktion und Fakten, in relevantes Fernsehen mündet, wird keiner wegschauen.  

Ein Kommentar von Joachim Huber

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