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Jeder dritte TV-Zuschauer nutzt nebenher ein Smartphone oder Tablet. Foto: pa/dpa

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Second-Screen-Studie: Nicht ohne mein Tablet

Freuen, Ärgern, Aufregen: Second-Screen-Nutzer wollen Teil der öffentlichen Meinung werden. Die Studie der RTL-Werbezeitvermarkter von IP Deutschland hat noch etwas anderes herausgefunden: Mit den Apps der Sender funktioniert Werbung noch besser.

Dass Armin Rohde auf der „Wetten, dass..?“-Couch von Markus Lanz zum Smartphone greift, weil er unter Konzentrationsschwäche leidet, ist seit dem vergangenen Samstag bekannt. Das Phänomen, dass immer mehr TV-Zuschauer mit dem laufenden Programm unterfordert zu sein glauben, greift insgesamt weiter um sich. Fast jeder dritte Zuschauer kommt ohne Smartphone, Tablet-PC oder Notebook nicht mehr durch den Fernsehabend. Genauer gesagt nutzen 28 Prozent der Zuschauer parallel zum Fernseher ein solches Gerät, hat der Werbevermarkter IP Deutschland mit einer Studie festgestellt.

IP Deutschland vermarktet die Werbezeiten der RTL-Familie, also unter anderem von RTL, SuperRTL, Vox. Und weil die Werbekunden es möglicherweise gar nicht mögen, wenn ihre Botschaften über die mit ihren Second Screens beschäftigten Zuschauer hinwegbrausen, hat sich das Unternehmen bei seiner Untersuchung einer besonderen Methodik bedient. Um Second-Screen-Nutzer im engeren Sinnen handelt es sich demnach nur bei solchen Zuschauern, die programmbegleitend im Netz surfen, auf Social-Media-Plattformen unterwegs sind oder eine App zur TV-Sendung einsetzen. Das sind derzeit rund elf Prozent der Zuschauer. Wer seinen zweiten Bildschirm aus anderen Gründen im Schoß hält, ist hingegen nur ein Parallelnutzer.

Innerhalb der Gruppe der wahren Second-Screen-Nutzer hat IP Deutschland einige Archetypen ausgemacht. Das ist zuerst der sogenannte Begeisterte. Er ist ein Medienjunkie, bei dem der Fernseher so gut wie nie ausgeschaltet bleibt. Laut Studie will er per Second Screen Teil der öffentlichen Meinung werden. Kurzum: Er hat zu allem etwas zu sagen. Das gilt auch für den zweiten Typus, den Kommunikator. Doch während der Begeisterte seine Äußerungen durch gut recherchierte Fakten belegt, reagiert der zumeist männliche Kommunikator eher emotional. Auch sonst verhält er sich nicht ganz so rational, denn für seine Kommunikation setzt er nicht allein die Sender-Apps ein, sondern auch Facebook & Co. Die dritte Gruppe sind die Überbrücker. Diese zumeist ebenfalls männlichen Zuschauer/Nutzer haben feste Programme, die sie auch in weniger spannenden Phasen nicht verlassen wollen. Vielleicht sind sie einfach nur zu faul zum Zappen.

Die unter 20-jährigen Zuschauer zählt die Studie zu den Gemeinschaftssuchenden

Gruppe Nummer vier sind die Wissenssammler, bei denen es sich häufig um berufstätige Mütter handelt. Gut organisiert rufen sie vor allem Suchmaschinen zur Informationsrecherche und -vertiefung auf.

Die beiden letzten Typen definieren sich über das Alter: Die 14- bis 19-Jährigen zählen laut Studie zu den Gemeinschaftssuchenden. Sie nutzen den Second Screen, um sich gemeinsam zu ärgern, zu freuen und fernzusehen. Die Gelegenheitsnutzer sind hingegen in der Generation 50 plus zu suchen und dort vor allem bei den weiblichen Zuschauern. Sowohl der Fernseher als auch der Second Screen kommt bei ihnen nur sehr zielgerichtet zum Einsatz.

Insgesamt kommt die Studie zu dem Schluss, dass der Second Screen einen positiven Effekt auf die Werbewirkung hat. Zuschauer, die sich ganz auf das Programm konzentrieren, können sich später an 24 Prozent der beworbenen Dinge erinnern. Nutzen sie zugleich die Senderapps oder surfen sie parallel auf den dazugehörigen Webseiten, steigt die Erinnerung auf 30 Prozent.

Für die Studie wurden 1674 Menschen im Alter von 14 bis 59 Jahren befragt, also in der werberelevanten Zuschauerschaft von RTL. Auch sonst bleibt die Studie in der RTL-Welt. Um festzustellen, welche Formate die Second-Screen-Nutzer besonders anregen, wurden die zehn erfolgreichsten Sendungsarten der RTL-Familie untersucht, also Formate wie „Berlin – Tag & Nacht“, „Dschungelcamp“ oder „Wer wird Millionär?“. Am besten twittert es sich bei Quizsendungen und anderen Unterhaltungsshows – aber das kennt man ja von Armin Rohde. Kurt Sagatz

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