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© ARD

Serie: J. R. in Frankfurt

Mit „Geld.Macht.Liebe“ schickt das Erste eine Art Hessen-„Dallas“ ins Rennen

Roland Koch gibt den diabolischen Fiesling in Hessen – haben wir es nicht schon immer gewusst? Zwischen der Landeshauptstadt Wiesbaden und der Mainmetropole Frankfurt, da spielt sich alles ab. Er lügt und betrügt, er hintergeht seine Geschäftspartner, er lebt in Saus und Braus, hängt an seiner feudalen Villa samt Reitstall im Taunus, und, wenn es sein muss, zum Wohle freilich der eigenen Geschäfte und des Familienclans und ganz den eigenen Prinzipien treu, da geht er auch schon mal über Leichen. Roland Koch – gewiss nicht zu verwechseln mit dem hessischen Ministerpräsidenten – ist der Wiener Burgschauspieler, der nun montags immer den J. R. Ewing Hessens geben darf: in der Rolle des Clanoberhauptes Markus von Rheinberg.

Die ARD hat sich nichts weniger vorgenommen als ein Serienformat zu reanimieren, welches seine Blütezeit in der ersten Hälfte der 80er Jahre erlebte: die allwöchentliche Familiensaga im Soap- Opera-Gewand. In den 80ern, da waren das „Dallas“ mit seinen texanischen Ewings in der ARD und die Carringtons im ZDF-„Denver-Clan“. Am 8. November 1978 ging es mit den Lügen und Intrigen im Hause Ewing los: Larry Hagman als zähnefletschender Diabolus J. R. Ewing war der Nukleus der Saga, um den sich alles herum abspielte – 357 Folgen lang, bis 1991.

Nun also gibt es gewissermaßen „Dallas“ in Hessen. Mit einem Pilotfilm von 90 Minuten und weiteren 19 in Wiesbaden, Frankfurt und Bad Homburg abgedrehten Folgen à 45 Minuten wagt Das Erste einen Schritt zurück. Von Ferne lässt „Das Erbe der Guldenburgs“ aus der zweiten Hälfte der 80er noch grüßen, zumal hier im schönen Taunus, bei der wohlhabenden Familie der von Rheinbergs, auch gerne ausgeritten oder auf Eberjagd gegangen wird.

Im Hintergrund schwingt die omnipräsente Mutter Lilo (Gerlinde Locker) das Zepter. Sohn Markus von Rheinberg ist so ganz nach ihrem Geschmack. Seit 150 Jahren ist das Bankhaus in familiärem Betrieb, da darf kein unfeiner Sand ins Getriebe kommen. Wie etwa der Fehltritt von Markus’ Schwester Mona (Angela Roy), dem schwarzen Schaf der Familie, die seither, von Muttern verstoßen, auf Ibiza weilt und mit ihrer Tochter Ariane (Anna Bertheau) über das Familienvermögen nachdenkt. Nicht zuletzt ist da noch Frankfurts Wirtschaftsdezernent Alexander Blessmann (Ex- „Siska“ Peter Kremer), dessen Vater Friedrich (Ernst Jacobi) jahrzehntelang für die von Rheinbergs arbeitete und nun tot im Tresorraum der Bank aufgefunden wird.

Zugegeben, der Serientitel um die hessische Banken-Dynastie ist gut gewählt, geht es hier doch nicht nur um Geld und um Macht und um Liebe, sondern macht bei einigen der Protagonisten das Geld erst die Liebe aus, bedingt sie nahezu. Leider sind andere Subtilitäten oder Tiefsinnigkeiten hier spärlichst gesät, wird das Soap-Rad nicht neu erfunden, bewegen sich die Dialoge doch sehr an der Oberfläche und sind die Figuren eher schablonenartig angelegt.

Derart eindimensional sind Dramaturgie (Drehbuch: Heike Brückner von Grumbkow und Jörg Brückner) und Inszenierung (Regie: Christine Kabisch und Helmut Metzger) letztendlich gehalten. Aber vielleicht mag gerade aus diesem Grunde einer denkbaren Massenkompatibilität die Quoten-Rechnung der ARD-Oberen aufgehen. Es wäre mal wieder Zeit für eine erfolgreich gestartete deutsche Serie. Geht die Rechnung nicht auf, und keiner sieht den von Rheinbergs Montag für Montag zu, was macht der Sender dann mit den vielen fertig produzierten „Dallas“-in-Hessen-Folgen? Eine durchaus heikle Frage, die Roland Koch interessieren dürfte. Wegen des filmwirtschaftlichen Aspekts der neuen Mega-Serie sogar auch den wirklichen Roland Koch, den Ministerpräsidenten.

„Geld.Macht.Liebe“, Montag, ARD, 20 Uhr 15

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